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PORTRÄT KATJA KIPPING: "Ein Problem des Patriarchats“

Sie setzt sich für vernachlässigte Themen der Linkspartei ein. Sie sucht den Kontakt zu Globalisierungskritikern, verlangt mehr Einsatz für die Umwelt, den Feminismus sowie die Grundrechte und kritisiert die Männerspitze der neuen Linke.

Von Matthias Meisner

Sie sieht sich als „glühende Verfechterin“ der Parteibildung. Aber das bedeutet nicht, dass Katja Kipping, 29, mit allem einverstanden ist, was mit der neuen Partei Die Linke auf ihre alte Partei, die PDS, zukommt. Im Blümchenkleid stürmt die Frau mit den roten Haaren am Freitag auf die Parteitagsbühne – vorerst, um den Job zu behalten, den sie auch jetzt schon in der Linkspartei hat. Kipping bleibt stellvertretende Vorsitzende, auch nach der Fusion. Mehr hat die Führungsriege um Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Lothar Bisky für sie nicht parat, und auch nicht für eine andere Frau. „Ich hatte nun mal keine weibliche Oskarin. Ich hatte keine weibliche Gregorina“, sagte Bisky schon vor Monaten.

Katja Kipping
Katja Kipping -

© ddp

Kurz vor dem Parteitag hatte sich Kipping nicht nur Freunde gemacht – schon gar nicht bei den Männern in der Spitze. „Ein Problem des Patriarchats“ gebe es tatsächlich in dieser Gesellschaft, erläuterte sie den Lesern des „Spiegels“. Also auch in der Linkspartei. Lafontaine will, dass die Führungsspitze der Linken für eine Übergangszeit von drei Jahren unverändert bleibt, Kipping drängt auf den Wechsel in spätestens einem Jahr und fragt sich „ob die Herren die Größe dazu haben“. Bis dahin tut sie, was sie auch gut kann: kokettieren. Karrierepläne? Ja, durchaus – als Hobbytänzerin, daran arbeite sie. „Dafür brauche ich mehr Zeit, als ein noch höheres Amt erlauben würde.“ Kipping kann verdammt gut verschmitzt lächeln.

Werden Kipping und Lafontaine eine Team?

„Katja ist eine Adresse geworden. Eine junge Frau mit Charisma und politischer Leidenschaft“, loben politische Freunde. Andere beklagen Alleingänge der Berufspolitikerin, die 1999 als damals jüngste Abgeordnete in den sächsischen Landtag einzog und seit 2005 im Bundestag sitzt. Dort streitet sie für von der Linkspartei vernachlässigte Themen. Sie sucht den Kontakt zu Globalisierungskritikern, verlangt mehr Einsatz für die Umwelt, den Feminismus sowie die Grundrechte. Kipping möchte nicht hinnehmen, dass der Erfolg der Linken vor allem auf der SPD-Krise basiert: „Wir sollten unabhängiger werden von den Schwächen anderer.“

Ob aus Lafontaine und Kipping jemals ein wirklich gutes Team werden kann, ist offen. Auf dem Parteitag in Berlin lobte sie die „enorme Fähigkeit zur Selbstveränderung“ der PDS. Jetzt, nach dem Zusammenschluss mit der WASG, müsse es aber um mehr gehen als Gewerkschafts- oder SPD-Politik „unter einem neuen Namen“. Wer wollte, durfte das als weitere Spitze gegen Genossen Oskar verstehen.

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