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Meinung: Olympia, erbarme dich!

Leipzig hat eine Chance, wenn Deutschland das Spotten stoppt

Vielleicht hat ja der liebe Gott geholfen. „Herr, erbarme dich“, hatten die Leipziger beim Friedensgebet für die Olympiabewerbung ihrer Stadt gefleht. Ein paar Tage später gibt es mal keine Schlagzeilen über Finanzskandale, Stasi-Verstrickungen und politischen Streit. Stattdessen etwas, das die Deutschen längst verloren hatten, wenn sie an Leipzig dachten: Hoffnung.

Leipzig macht weiter. Die Olympiamanager fangen neu an – in einem Moment, in dem Deutschlands Bewerbung für die Spiele 2012 schon am Ende schien. Die Finanzskandale sind mit internen Prüfberichten vorerst abgeschlossen, auch wenn noch nicht jede verdächtige Provisionszahlung begründet erscheint. Die Führungsämter, die in der Krise vakant wurden, sind neu besetzt. Nicht mit politischen Quertreibern oder Sportlobbyisten, sondern mit anerkannten Sanierern aus der Wirtschaft. Innenminister Otto Schily warb die Hoffnungsträger ab. Eigentlich hätten das andere tun müssen. Doch Leipzigs Oberbürgermeister Tiefensee und Olympiachef Steinbach waren mit den Querelen in der sächsischen Politik und in den Sportverbänden beschäftigt. Der Innenminister erbarmte sich des Sports – das lässt hoffen.

Und nun ist Deutschland einig Olympialand? Noch nicht. Bisher gilt die Bewerbung nicht als nationale Aufgabe, noch immer gibt es Häme. Das liegt auch daran, dass Leipzig erst jetzt, ein halbes Jahr nach der nationalen Kandidatenkür, richtig aufgestellt ist. In zwei Monaten muss die Stadt ihre Unterlagen beim Internationalen Olympischen Komitee einreichen – das könnte immer noch die Endstation sein, wenn Leipzig dann nicht Seriosität garantiert. Immerhin: Der neuen Olympiamannschaft, die international vom Hallenser Hans-Dietrich Genscher vertreten wird, ist zuzutrauen, dass sie um Sympathie für die Bewerbung wirbt. Wenn der Kanzler nun zügig die Spitzen von Politik, Wirtschaft und Sport zum Olympiagipfel lädt, steigen die Chancen, dass Leipzig die internationale Vorauswahl übersteht. Um allerdings in der Endrunde gegen New York oder Paris mithalten zu können, müssen die großen Stars als Botschafter gewonnen werden. Und die kleinen Leute auf Deutschlands Straßen. Nur wenn alle überzeugt sind, kann Göttin Olympia das Entscheidende für Leipzigs Glück tun. Vielleicht.

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