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Barack Obama und Angela Merkel vor dem Brandenburger Tor.

© afp

Obamas Rede in Berlin: Im Geist der Verantwortung

Am für die Welt offenen Brandenburger Tor sprach ein Friedensnobelpreisträger, sprach US-Präsident Barack Obama. Und wo käme das wohl besser an als in Deutschland, vor den Berlinern?

Wenn das keine Verneigung vor der neueren Geschichte der Gastgeber ist. Der US-Präsident verzichtet an geschichtsmächtigem Ort, auf der Ostseite des Brandenburger Tors, auf ein Übermaß an Pathos. Ein Gran davon findet sich bei Barack Obama immer, so etwas wie Lasst uns handeln im Geist von Berlin oder Die Mauer ist Geschichte, jetzt lasst uns zusammen neue Geschichte schreiben. Aber das war hier eher der nüchternen Botschaft geschuldet, die doch transportiert werden sollte: Der Arbeitsbesuch des Vormanns der westlichen Welt dient einem Auftrag an alle hüben wie drüben. Und mit dem Appell gegen Bequemlichkeit ging, was tief blicken lässt, der gegen Selbstgefälligkeit einher. Hier arbeitete einer nebenbei auch gegen das Bild an, das sich etliche zunehmend von ihm machen.

Dann diese zweite Verneigung, wenn auch die Worte dazu unausgesprochen bleiben: die vor deutschem Friedenswillen. Obama hat seinen Vorschlag zur atomaren Abrüstung natürlich mit Bedacht in Berlin gemacht; eben weil hier die Politik der Entspannung vorgedacht wurde, weil in dieser Stadt unter dem späteren Friedensnobelpreisträger Willy Brandt erste Schritte zu einer verantwortungsbewusst kaltblütigen Realpolitik gemacht wurden.

50 Jahre nachdem John F. Kennedy sagte: "Ich bin ein Berliner"

Das ist ein Begriff von Brandt, er fand ihn im Blick auf die Lösung der Kuba-Krise und die Worte John F. Kennedys vor 50 Jahren in Berlin. Der Sinn gilt im Wesentlichen fort, zeigt sich an den Abrüstungsforderungen, die der heutige Außenminister Guido Westerwelle von Beginn seiner Amtszeit an gestellt hat. So fügt sich einiges an diesem besonderen Tag eines Jahres, in dem Brandt 100 geworden wäre.

Obamas Angebot, die strategischen Nuklearwaffen um ein Drittel zu verringern, führt noch einmal vor Augen, dass dieses Problem unverändert ein globales Ausmaß hat. Man schaue nur auf den Iran und Nordkorea. Da ist es gut, dass die USA der realen Bedrohung – auch durch Weiterverbreitung – entgegnen und mit dem Russland, das immer noch eine Atommacht auf Augenhöhe mit Amerika ist, die Sprengköpfe verringern wollen. Der kooperative Ansatz über alles Trennende hinweg kann von Moskau auch als eine gemäßigte Form von Anerkennung verstanden werden.

Dringend nötige Vereinbarung der Abrüstung

Hope and Change: Schaffen diese beiden Großen eine dringend nötige Vereinbarung, sind vielleicht weitere mit anderen auch nicht utopisch; so wie das große Wasser das kleine mitnimmt, um es transatlantisch zu sagen. Dazu passt, dass Obama die taktischen Atomwaffen hierbei außerdem angesprochen hat, Waffen, die wegen ihrer Flexibilität mehr denn je den Frieden gefährden.

Mit Brandt lässt sich sagen, dass ohne Frieden alles nichts ist. Aber eben nicht nur Frieden im Sinn eines gewaltlosen Zustands, sondern als Voraussetzung zu einer im Letzten vertraglich geregelten Zusammenarbeit. Denn, wie Obama es ganz ähnlich argumentierte, die globale Herausforderung sind Hunger, Bevölkerungsexplosion, Umweltgefahren, die dramatische Abnahme natürlicher Vorräte. Hier durch weitestgehenden Ausschluss von Gewalt Nebeneinander zu organisieren, um Miteinander gestalten zu können – das ist wieder der Auftrag.

Am für die Welt offenen Brandenburger Tor sprach ein Friedensnobelpreisträger. Wo käme das besser an als in Deutschland, vor den Berlinern?

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