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Hertha BSC freut sich über einen warmen Geldregen.

© dpa

Nach dem Millionendeal: Für Hertha BSC hätte es kaum besser laufen können

Der Milliondeal mit dem amerikanischen Finanzinvestor KKR hat für Hertha BSC fast nur Vorteile, findet Friedhard Teuffel. Der Verein wird sich zwar weiter keine teuren Nationalspieler leisten können, aber zumindest etwas freier denken. So wie Berlin.

Eine Weltstadt ohne Fußballklub, der um nationale Titel mitspielt – absurd eigentlich. Warum nur schafft Berlin nicht das, was London, Madrid und Istanbul spielend leicht gelingt? Das hat sich wohl auch der amerikanische Finanzinvestor KKR gefragt. Seine Antwort darauf lautet: Als erster Finanzinvestor überhaupt geht er eine strategische Partnerschaft mit einem Klub aus der Bundesliga ein. Und Hertha BSC ist zwar nicht alle Schulden los, aber fast alle seine Sorgen.

Es sieht auch nur auf den ersten Blick nach einem Widerspruch aus zwischen kaltem Investment und dem von den Fans heißgeliebten Fußball. Bei beidem geht es doch ums Gewinnen. Und ein Fußballverein, der heute in der Spitze meist gar kein Verein mehr ist, sondern KG, AG oder GmbH, hat sich dann geschickt angestellt, wenn in seiner Bilanz sowohl Titel stehen als auch Erträge. Erst vor zwei Wochen hat sich der Hamburger SV entschlossen, aus seiner Profifußballabteilung ein Wirtschaftsunternehmen zu machen. Viele Traditionsvereine sind schon in den Tiefen unterer Ligen verschwunden, weil ihnen nicht nur das Pech am Fuß klebte, sondern auch das wirtschaftliche Händchen fehlte.

KKR will sich aus dem Sportlichen raushalten

Für Hertha hätte es daher nicht viel besser kommen können. Einen Konzern, der sich wie in Leverkusen oder Wolfsburg eine Werkself leistet, gibt es in Berlin nicht. Ein Mäzen, ob nun deutscher Milliardär, arabischer Scheich oder russischer Oligarch, hat oft persönliche Motive und will bestimmen, wer auf der Trainerbank sitzt und in der Mannschaft steht. KKR dagegen will sich raushalten. So hat das Geschäft viele Vorteile, mag die Heuschrecke noch so sehr als Plage gelten.

Sie könnte mit Hertha gemeinsam zum Sprung ansetzen. So viel Fantasie gehört gar nicht dazu, sich im Berliner Olympiastadion wieder Europapokalspiele vorzustellen. Das Geschäft mit KKR geht Hertha ohnehin zu einem Zeitpunkt ein, an dem die Mannschaft ein gutes Bild abgibt. Der Investor glaubt an die Entwicklung, weil Berlin Berlin ist und die Bundesliga die Bundesliga. Beide stehen für Dynamik und Wachstum.

Das Geschäft dürfte für Hertha auch eher befreiend als besitzergreifend wirken. Denn wenn Hertha eines belastete, dann die Schulden der Vergangenheit. Genau darum erleichtert nun der Investor die Berliner. Auf dass sie aufschließen können zu anderen großen Klubs. Mit jedem Platz in der Tabelle stiege auch der Marktwert, und KKR könnte seine Anteile später mit Gewinn verkaufen.

Ein Deal wie eine Meisterschaft

Mit gut 60 Millionen Euro steigt der Investor ein. Das ist übrigens so viel, wie der FC Bayern München durch den Gewinn der Champions League eingenommen hat. Allein deshalb fühlt sich der Deal in Berlin an wie eine große Meisterschaft. Angesichts sonstiger Milliardendeals ist die Summe von 60 Millionen für KKR nur Spielgeld und die neue Verbindung mit Hertha für den Investor ohne großes Risiko. Auch im internationalen Fußball sind 60 Millionen keine Unsumme mehr. Ganz abgesehen davon, dass Hertha sie nicht gewonnen hat oder geschenkt bekommt.

Die Mannschaft wird nun nicht besser kicken und Hertha sich noch immer keine teuren Nationalspieler leisten können. Aber der Klub kann noch einmal Anlauf nehmen und freier denken. So wie Berlin. Und sich dem nähern, was in London, Madrid und Istanbul gespielt wird – Weltstadtfußball.

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