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Der weiße Hai ist in seinem Bestand inzwischen stark gefährdet. Zwar gilt die Artenvielfalt in den Weltmeeren als widerstandsfähiger als an Land. Doch der Druck durch Fischerei, Meeresbergbau und die wachsende Bevölkerung entlang der Küsten wird nun auch noch vom Klimawandel erhöht, der die Meere wärmer und durch das im Wasser gelöste Kohlendioxid saurer macht.

© dpa

Meeresschutz: Die Hälfte der Ozeane ist stark vom Menschen beeinträchtigt

Der Schutz der Weltmeere ist eine zentrale Aufgabe für die wichtigsten Industrienationen, die G7. Sie müssen jetzt dringend handeln, schreibt der Meeresforscher Sebastian Unger in einem Gastkommentar.

Wir sollten „die Meere in unser Herz schließen“, so sprach Angela Merkel ungewohnt emotional in einer Grundsatzrede zum Schutz der Meere 2011 vor der CDU/CSU-Fraktion im deutschen Bundestag. Man bekam den Eindruck, dass ihr persönlich an diesem Thema liegt. Tatsächlich könnte die Kanzlerin in diesem Jahr eine Schlüsselrolle im Kampf für die Ozeane einnehmen.

Unter der G7-Präsidentschaft Deutschlands in 2015 ist  der Schutz der Weltmeere eines der Hauptthemen des Bundes  der sieben bedeutendsten Industrienationen der Welt. Dies ist ein wichtiges Signal, denn die Verschmutzung und Übernutzung der Ozeane bereiten zunehmend Probleme. Gelingt es nicht, die Artenvielfalt in den Meeren zu erhalten, gefährdet das den Wohlstand und die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft, zumal der Klimawandel die Ökosysteme zusätzlich zur industriellen Fischerei und der industriellen Nutzung von Bodenschätzen am Meeresgrund unter Druck setzt. Neben Fragen der Weltwirtschaft, der Außen- und Sicherheitspolitik gehören die Ozeane deshalb zu Recht und dringend auf die Agenda der Staats- und Regierungschefs.

Fast die Hälfte der Ozeane ist bereits stark vom Menschen beeinträchtigt. Selbst in der Tiefsee gibt es keine Bereiche mehr, die unberührt sind. Und eines steht fest: Mit einer weiter wachsenden Weltbevölkerung werden wir auch in Zukunft noch verstärkt auf Ressourcen aus den Meeren angewiesen sein. Zudem erlauben es der technologische Fortschritt etwa in der Öl- und Gasförderung  aber auch das Schmelzen des Meereises in immer entlegenere und tiefere Meeresgebiete vorzudringen.

Doch 2015 könnte und muss  ein entscheidendes Jahr für die Meere werden. Neben der Verhandlung eines neuen Klimaschutz-Abkommens – die Erwärmung und Meeresversauerung durch steigende CO2-Konzentrationen zählen zu den größten Problemen im Ozean – soll auch über ein internationales Schutzabkommen für einen Großteil der Weltmeere entschieden werden.

Fast zwei Drittel der Ozeane, etwa die halbe Erdoberfläche, liegen außerhalb der von Staaten kontrollierten Hoheitsgewässer. Den bereits bestehenden Meeres-Konventionen fehlt es hier an der notwendigen Durchsetzungskraft. Der Schutz der Artenvielfalt und empfindlicher Ökosysteme durch die Einrichtung von Meeresschutzgebieten oder von Umweltverträglichkeitsprüfungen, ist hier kaum möglich. Ebenso fehlen internationale Regelungen für die Nutzung genetischer Informationen, die in unzähligen Arten der Tiefsee stecken und in Zukunft bei der Entwicklung neuer Medikamente weiterhelfen können.

Sebastian Unger leitet beim Potsdamer Nachhaltigkeitsinstitut (IASS) die Abteilung Governance der Ozeane.
Sebastian Unger leitet beim Potsdamer Nachhaltigkeitsinstitut (IASS) die Abteilung Governance der Ozeane.

© IASS

Anfang 2015 hat Deutschland die Präsidentschaft der Gruppe der sieben größten Industrienationen (G7) begonnen. Der internationale Meeresschutz ist eines der Hauptthemen. In dieser Woche wird bei den Vereinten Nationen in New York darüber beraten, ob Verhandlungen über ein neues Übereinkommen zum Schutz der Weltmeere aufgenommen werden. Zur gleichen Zeit beraten die Staaten dort  über globale nachhaltige Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) - das 14. verlangt eine nachhaltige Nutzung der Ozeane.

Der Autor, Sebastian Unger, leitet den Forschungsbereich Ocean Governance am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam. Er nimmt derzeit an den Verhandlungen in New York teil.

Sebastian Unger

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