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Zu wenig Schutz gegeben? Ulrich Wilhelm, BR-Intendant.

© dpa

Kritik an Tom Buhrow und Ulrich Wilhelm: Die Fingerspitzen der Intendanten

„Umweltsau“-Satire und Mitarbeiterschutz, Meinungsfreiheit und Verschwörungstheorien – die ARD-Intendanten finden sich mittendrin in den Debatten der Zeit.

Ulrich Wilhelm und Tom Buhrow dürften sich ruhigere Feiertage gewünscht haben. Beide sind Intendant einer öffentlich-rechtlichen Anstalt, beide wurden in dieser Eigenschaft in den vergangenen Tagen mehrfach und heftig dafür kritisiert, nicht genug für die Sicherheit und den Schutz ihrer freien Mitarbeiter zu tun. Was auch die Frage aufwirft: Was machen eigentlich die Intendanten? Und: Wofür tragen sie alles Verantwortung?

Bevor nun gleich wieder pauschal auf das öffentlich-rechtliche System geschimpft wird: Die Gemengelage ist etwas unübersichtlich. Dem Bayerischen Rundfunk (BR) und seinem Intendanten Wilhelm wirft der Journalist Richard Gutjahr vor, ihn selbst und seine Familie mit dem „Hass und der Hetze“ infolge seiner ARD-Berichterstattung alleingelassen zu haben. Gutjahr mahnte fehlende Unterstützung gegen die anhaltenden Angriffe von „Verschwörungstheoretikern, Neonazis und Reichsbürgern“. Harte Vorwürfe, die der BR am Neujahrstag fast ebenso heftig zurückwies.

WDR-Intendant Buhrow wiederum hatte sich jüngst öffentlich für den umstrittenen satirischen Beitrag eines Mitarbeiters entschuldigt, worauf SPD-Chefin Esken twitterte: „Mich beunruhigt das, wenn Journalisten, Medienschaffende, Künstler in diesem Land keine Rückendeckung haben, weil Verantwortliche einem Shitstorm nicht standhalten. Mich beunruhigt das sehr“.

Im richtigen Moment durchatmen

Gemach, gemach. Der Tweet eines Social-Media-Redakteurs beim WDR ist nicht mit der journalistischen Arbeit eines Richard Gutjahr zu vergleichen. Andererseits: Buhrow, der sich journalistisch in den Beitrag seines Senders einmischte, steht ähnlich unter Verdacht wie Wilhelm, dem vorgeworfen wird, sich nicht genug eingemischt, sprich, seinen Mitarbeiter Gutjahr nicht genug gegen Anfeindungen vor allem von rechts geschützt zu haben. Meinungsfreiheit, Hetzkampagnen, Verschwörungstheorien – die Intendanten finden sich mittendrin in den Debatten der Zeit, die von Sozialen Netzwerken heiß gekocht werden.

Weitsicht und Fingerspitzengefühl sind dabei gefragt und manchmal wohl auch ein Stück mehr journalistische Verantwortlichkeit der Intendanten über das hinaus, was die Struktur der öffentlich-rechtlichen Anstalten vorsieht. Der vom Rundfunkrat gewählte Intendant ist für die Programmgestaltung und die generelle Geschäftsführung verantwortlich. Er repräsentiert den Sender nach außen hin. Im richtigen Moment durchatmen, im richtigen Moment einmischen – vielleicht sollten sich Buhrow, Wilhelm & Co. auch ein Beispiel am ZDF-Intendanten Thomas Bellut nehmen. Dem scheint die Balance zwischen Repräsentanz und publizistischer Verantwortung besser zu gelingen.

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