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Manuel Neuer hat mit 22 Millionen Euro viel Geld gekostet, er wechselte von Schalke zu Bayern. Sonst sind große Transfers Fehlanzeige. Der Weg der Bundesliga ist damit ungewiss.

© dpa

Kontrapunkt: Wie sich die Bundesliga ganz vernünftig ins Aus spart

Investitionen wären bitter nötig, damit die Bundesliga international bestehen kann. Doch die Vereine scheuen jedes Risiko - so wird der begonnene Weg an die Spitze jäh enden.

Es war im Jahr 1997, da hatte der aktuelle Deutsche Meister Borussia Dortmund gerade als erster Bundesliga-Verein die Champions League gewonnen und rastete danach auf dem Transfermarkt so richtig aus.  In ihrem Überschwang verpflichteten die Westfalen „Senior“ Manfred Binz, danach „Knipser“ Harry Decheiver und Scott Booth, der leider keinen Spitzennamen hatte. Fußballspielen konnte er auch nicht so besonders, wie die beiden anderen Herren, dafür haben sie alle nichts gekostet. Gesamtausgaben der Borussia 1997/1998: Null Euro. Mit diesen Granden des internationalen Ballsports im Kader belegten die Dortmunder anschließend einen zweistelligen Tabellenplatz, versuchten in den nächsten Jahren die aufgekommene Misere mit einem übertrieben teuren Kader wieder auszugleichen, gingen fast pleite und versanken nach kurzem Zwischenhoch für eine Dekade von der europäischen Fußball-Landkarte.

Das gleiche Schicksal droht nun der Bundesliga.

Gerade erst hat sich die höchste deutsche Spielklasse wieder berappelt und mit dem dritten Rang in der Fünfjahreswertung einen zusätzlichen Champions-League-Platz ergattert, schon werden Ansprüche und Transferausgaben runtergeschraubt. Gab es in den letzten Jahren noch acht bis neun Vereine, die sich national nach oben spielen und dann auch international behaupten wollten, werden nun volle zwei Gänge rausgenommen.

In Hamburg wurde nach Jahren des Prassens neue Bescheidenheit verordnet, Nordrivale Bremen knausert ebenfalls und Mainz ist nach dem erfolgreichsten Jahr der Vereinsgeschichte mit Schürrle, Holtby und Fuchs erfolgreich seine drei besten Spieler losgeworden und steht in der Europa-League-Quali nach dem 1:1 gegen einen Verein mit dem klangvollen Namen Gaz Metan vor dem Aus. Stuttgart hat zwar ein runderneuertes Stadion, aber nach dem Abgang von Leistungsträger Träsch einen schwächeren Kader als zuvor und Schalke ist nur durch den Verkauf von Manuel Neuer aufgefallen, ohne den man letztes Jahr auch gut und gerne hätte absteigen können. Auch die Hertha gibt sich zugeknöpft, außer Peter Niemeyer hat keiner der Neuen Geld gekostet. Wer will eigentlich noch nach oben in der Bundesliga?

Insgesamt haben die Vereine 137 Millionen Euro ausgegeben und 100 Millionen eingenommen, klammert man die in einer eigenen finanziellen Liga spielenden Bayern aus, wurden vier Millionen Euro Transfer-Plus gemacht. Dieses unselige Plus wird noch größer, wenn Wolfsburg mit Diego den talentiertesten und schwierigsten Spieler losgeworden ist. Wolfsburg… auch so ein Verein, der mal mehr wollte. Hört man den Verantwortlichen zu, heißt es überall, man wolle „der Jugend eine Chance geben“, „Systemfußball spielen“ und als „geschlossene Einheit“ auftreten. Das ist natürlich alles super und klingt auch so schön sozialromantisch. Aber wer denkt, dass man auf Dauer etwa Italien abhängen kann, wo die Vereine in diesem Jahr 70 Millionen Euro mehr für Neuzugänge ausgegeben, als sie eingenommen haben, täuscht sich gewaltig.

Qualität setzt sich auf Dauer durch, Wunder gibt es auch im Sport nicht. Natürlich hat gerade der Jugendstil für viele Erfolge gesorgt, aber jetzt müsste man den Weg zur europäischen Spitze mit maßvollen, aber mutigen Investitionen flankieren. So aber wird das momentane Zwischenhoch der Bundesliga schon in Kürze vorbei sein, dann werden sich die Manager von der Weser bis zum Rhein verschulden wollen, um wieder nach oben zu kommen. Doch das wird in Zukunft schwerer, das neue Financial Fair Play der UEFA soll finanzielle Hasardeure stoppen. Jetzt wäre noch mal die Chance der Bundesliga-Vereine gewesen, sich zu verstärken und nach oben zu kommen, um langfristig dort zu bleiben. Diese Chance ist vertan.

Borussia Dortmund hat seinen mit dem Champions League-Titel gekrönten Aufstieg übrigens begonnen, indem Spieler wie César, Möller und Sousa gekauft wurden, alle von Juventus Turin und für sehr viel Geld. Bundesliga-Vize Leverkusen hat mit Arturo Vidal gerade seinen besten Spieler an Juventus Turin verkauft, im letzten Jahr auf Platz 7 in Italien. Man darf gespannt auf die Auftritte der Leverkusener in der Königsklasse sein.

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