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Kirche und Kinder: Beispiel Prenzlauer Berg

Liegt es am Pastor, an der Kirche, am Gottesdienst? Im Berliner Szenebezirk Prenzlauer Berg geschieht offenbar ein Wunder. Entgegen dem allgemeinen Trend treten dort immer mehr Menschen in die Kirche ein.

Es sind vor allem junge Familien. Was wie ein singuläres Phänomen aussieht, könnte eine revolutionäre Erklärung haben. Im Sommer 2007 veröffentliche die US-Zeitschrift „Policy Review“ einen spektakulären Aufsatz (Mary Eberstadt: „How the West Really Lost God“) über den Zusammenhang zwischen Frömmigkeit und Fruchtbarkeit. Produziert der Glaube an Gott einen größeren Kinderreichtum? Oder ist es, so die These der Autorin, womöglich genau andersherum: Die Erfahrung von Geburt und Familie erzeugt eine gewisse Religionsaffinität?

Bislang galt – von Darwin über Freud bis Marx – die erste Annahme. Die Moderne führe zum Verschwinden des Glaubens, zur Säkularisierung, zu geringeren Nachwuchszahlen. Als Beispiel diente Westeuropa, die in den USA zu beobachtende gegenteilige Entwicklung wurde als Ausnahme von der Regel interpretiert. Doch viele Zahlen belegen, dass die Säkularisierung nicht allein die Ursache von weniger Kindern ist, sondern auch die Wirkung. Erst hörten die Menschen auf, Kinder zu gebären, dann hörten sie auf, in die Kirche zu gehen. Sobald sie nun wieder Nachwuchs zeugen und Familien gründen, zieht es sie auch wieder zu Gott, wie derzeit exemplarisch in Prenzlauer Berg beobachtet werden kann.

Über die innere Logik dieser Abfolge lässt sich nur spekulieren. Das Geburtserlebnis, jenes „Mysterium der Schöpfung“, das sich oft bereits im ersten Ultraschallbild manifestiert, könnte dazu beitragen, ebenso die von jungen Eltern oft neu zu entdeckenden Werte wie Selbstlosigkeit, Geduld, Hingabe, die auch im Zentrum etwa der christlichen Lehre stehen. Wer Kinder hat, sorgt sich plötzlich mehr um andere als um sich selbst.

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