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Meinung: Kein Liebeslied

Dies ist keine Liebesgeschichte. Der Umschlag trügt, wenn er ein „Märchen von der unglaublichen Liebe“ verspricht.

Dies ist keine Liebesgeschichte. Der Umschlag trügt, wenn er ein „Märchen von der unglaublichen Liebe“ verspricht. Man merkt es erst nicht, denn der Beginn ist tatsächlich märchenhaft: Die Münchner Langzeitstudentin Mara lernt beim Dolmetschen den Russen Maksim kennen, verliebt sich in ihn und ist wenig später von ihm schwanger – obwohl sie eigentlich keine Kinder bekommen kann. Doch der blonde Mann mit den Narben auf dem Rücken ist verschwunden. Ab hier ist Schluss mit dem Märchen. Denn Maksim ist Asylbewerber und Afghanistankriegsveteran. Die Suche nach ihm führt die Ich-Erzählerin durch diverse Heime und schließlich zu Juri, der wahrscheinlich mit Maksim im Krieg war. Je tiefer Mara in die fremden und fernen Welten eindringt, desto deutlicher wird, wie verloren sie in ihrer eigenen Geschichte ist. Karin Kusterer beschreibt dies mit einem angenehm lakonischen Stil, interessanten Details und ohne ein allzu glückliches Ende erzwingen zu wollen. So ist ihr ein solider Debütroman gelungen, dem hoffentlich ein weiteres Buch folgen wird – vielleicht klappt es ja dann auch mit der Liebesgeschichte.

Karin Kusterer: Märchen von der unglaublichen Liebe. Roman. Haffmans bei Zweitausendeins, Frankfurt a. M. 192 S., 10 €.

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