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Tareq Alaows will in den Deutschen Bundestag.

© promo/ Frank Weber

Kandidatur für die Grünen: Tareq Alaows will als erster Geflüchteter aus Syrien in den Bundestag

2015 floh er über die Balkanroute bis nach Bochum. Sieben Jahre später will Tareq Alaows in den Bundestag, um dort die Stimme „aller Geflüchteten“ zu sein.

Etwas ironisch ist es, dass zum politischen Erbe von Angela Merkel auch die Bundestagskandidatur eines Grünen gehören könnte. Denn hätte die Kanzlerin im Herbst 2015 nicht die Grenzen für Hunderttausende Flüchtlinge offengehalten, könnte Tareq Alaows nun nicht kandieren.

Mit dem 31-Jährigen könnte erstmals ein Geflüchteter aus Syrien ins Parlament einziehen. Als Direktkandidat in Oberhausen oder über die Landesliste, die im April aufgestellt wird. Sein Anspruch: „Mit mir im Bundestag würde es nicht mehr nur heißen ,dem deutschen Volke’, sondern: für alle Menschen in Deutschland!“

Sieben Jahre ist es her, da studierte Alaows noch Jura in Aleppo und Damaskus. Dann brach der syrische Bürgerkrieg aus. Er nahm an friedlichen Demonstrationen teil, leistete für den roten Halbmond humanitäre Hilfe in Kriegsgebieten und geriet schließlich selbst in den Fokus des Regimes. In nur fünf Tagen entschied er sich im Juli 2015 zur Flucht.

„Alles, was ich wollte, war ein Leben in Sicherheit und Würde“, sagt er. Zwei Monate ist er mit Tausenden anderen unterwegs. Über die Balkanroute bis in eine Bochumer Turnhalle, wo er mit 60 weiteren Geflüchteten untergebracht wird. „Ich war schockiert von den Lebensbedingungen in Deutschland“, sagt Alaows rückblickend.

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Doch ihm gelingt ein Ausweg aus eigener Kraft. Mit anderen Geflüchteten gründet er eine Initiative, die sich für Partizipation und bessere Lebensbedingungen von Geflüchteten einsetzt. Parallel lernt er in nur sechs Monaten Deutsch, nach acht Monaten hat er seinen ersten bezahlten Job als Sozialarbeiter. Nebenher bietet er rechtliche Beratung für Geflüchtete an. 2018 ist er Mitgründer vom Bündnis „Seebrücke“, das sich für die Seenotrettung von Geflüchteten einsetzt.

Migration und Integration sollen auch im Bundestag seine Themen bleiben. Vom Kurs der Kanzlerin und der Regierung ist er längst enttäuscht. Indirekt macht er sie für das Sterben im Mittelmeer und die unwürdigen Zustände in den Lagern an der EU-Außengrenzen verantwortlich: „Es gibt die Bereitschaft von NGOs, der Gesellschaft und Kommunen, Menschen aufzunehmen. Diese wird, trotz der Anträge mehrerer Bundesländer, durch die Bundesregierung blockiert.“

Zwar sei die Gruppe der Geflüchteten divers, doch einten sie Ausgrenzung und Sprachlosigkeit. Alaows, der die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hat, will deshalb nicht nur die syrische Community vertreten. „Ich will die Stimme aller Geflüchteten sein.“ Kein kleines Ziel. Doch mit schweren Wegen kennt sich Tareq Alaows aus.

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