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Meinung: In Lumpen

Von Cornelia FüllkrugWeitzel WO IST GOTT? Gott will im Finstern wohnen und hat es doch erhellt" heißt es in einem Adventslied.

Von Cornelia FüllkrugWeitzel

WO IST GOTT?

Gott will im Finstern wohnen und hat es doch erhellt" heißt es in einem Adventslied. Gott liegt in Lumpen in einer Behausung aus Plastikplanen im Slum in Sao Paolo. Er weint nach seiner Mutter, die von den Trümmern des Bebens im Iran begraben wurde. Er saugt an der ausgedorrten Brust einer halb verhungerten Frau, die seit zwei Jahren in Liberia durchs Land irrt auf der Flucht vor Rebellen. Er liegt in einem Kinderkrankenhaus in Basra ohne Aussicht auf das rettende Leukämiemedikament. Sein Herz schlägt ganz schwach, denn er wurde in Kapstadt mit Aids geboren.

In der heiligen Nacht hat Gott da Wohnung genommen, wohin unser Blick normalerweise nicht fällt. In Bethlehem Efrata, einem unbedeutenden Ort abseits der Weltöffentlichkeit. Jenseits von Rampenlicht, Glamour und Feuerwerk. Gott hat sich zu armen Menschen gesellt, die nichts zu sagen und zu lachen haben. Menschen ohne Perspektive, ohne Lobby und Einfluss. Er hat sich gemein gemacht mit Menschen, für deren Schicksal wir blind sind.

Gott hat sich an den Rand unseres Blickfeldes gestellt – aber nicht zu einer Randgruppe. So wirken die Menschen im Stall von Bethlehem nur von unserer Warte aus. Aber die Mehrheit der Weltbevölkerung ist nicht besser dran als sie – nicht nur die 4,4 Milliarden Menschen, die von weniger als zwei Dollar am Tag leben. Bei ihnen kehrt Gott ein und stellt den Stern seiner Barmherzigkeit und Liebe über sie. Das stellt sie in ein neues Licht: ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit und Zukunftspläne. Sie sind seiner Liebe würdig, nicht nur wir Wohlsituierten und Einflussreichen. Plötzlich erkennen wir, dass wir uns an den Rand gestellt haben mit unserem ungeheuren Wohlstand. Wenn wir dem Stern auf der Suche nach Gott folgen, bewegen wir uns vom Rand zur Mitte. Und dort, wo der Stern auf die Gegenwart Gottes hinweist, werden wir uns in Gesellschaft der Armen wiederfinden und uns so munter mit ihnen mischen wie die Hirten mit den Königen unter unserem Weihnachtsbaum. Auf den Knien vor der Krippe, vor Gott, sind wir in Augenhöhe mit ihnen.

Knapp 100 Millionen Euro sind an Silvester 2002 in Deutschland in die Luft geflogen. Diese Sterne haben das Leben der Armen nicht erhellt, keinen Glanz in ihre Hütte gebracht. Sie haben eher den Blick auf den Stern verstellt, der in die gemeinsame Zukunft weist. Unter dem Motto „Brot statt Böller" bittet die evangelische Hilfsaktion „Brot für die Welt" darum, die Schrecken der Nächte und die Schatten des Todes in einer Weise zu vertreiben, die auch die Armen einbezieht. Teilen Sie Dankbarkeit und Freude über die Zukunftsfähigkeit, die Gott unserer Welt schenkt, indem Sie Ihr Böllerbudget teilen!

Die Autorin leitet „Brot für die Welt“.

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