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Der britische Premier David Cameron muss jetzt beweisen, ob er den wirtschaftlich angeschlagenen und politisch zerrütteten Inselstaat aus der Krise führen kann.

© dapd

Großbritanniens Premier nach Olympia: David Cameron: Mann oder Maus?

Das Olympiahoch ist vorbei – und die britische Regierung ist wieder dort, wo sie vorher war: in der Krise. Premierminister David Cameron muss nun eine Wende schaffen, um bei der nächsten Wahl nicht als Verlierer dazustehen.

Ist David Cameron ein Mann oder eine Maus? Die Frage, die ein eigentlich maßvoller ehemaliger Minister der Konservativen stellte, hat den britischen Premier aus den nacholympischen Träumen gerissen.

Tim Yeo ging es dabei in erster Linie um die überfällige Entscheidung zur Zukunft der Londoner Flughäfen; er packte die allgemeine Misere des Premiers jedoch in eine griffige Formel. Will Cameron das Land wie Premier Harold Macmillan „würdevoll in die Bedeutungslosigkeit“ steuern, fragte Yeo, oder kann er seine innere Thatcher noch einmal aktivieren?

Eigentlich sollte Cameron jetzt auf einer Welle des Hochgefühls schwimmen – so hatten es Cameron und sein Mitstratege, Schatzkanzler George Osborne, geplant. Das olympische Stimmungshoch sollte mit einem Wirtschaftsaufschwung einhergehen, der nach zwei Jahren eiserner Sparsamkeit unweigerlich beginnen würde. Dann wollten die Koalitionsparteien sich mit einer geordneten Differenzierungsstrategie auf die Wahl 2015 vorbereiten.

Stattdessen sahen Briten im Olympiajubel, wie weit Großbritanniens Wirklichkeit von dem während der Spiele gezeigten Potenzial entfernt ist. Mangels Wachstum sinken die Steuereinnahmen. Die Ausgaben steigen. Trotz eisernen Sparens muss Osborne in diesem Steuerjahr bis 30 Milliarden Pfund mehr Schulden machen als geplant. Das Ziel, das Defizit bis 2017 auszugleichen, ist in Gefahr. Rufe nach neuen Konjunkturimpulsen werden laut und viele fordern als Symbol der neuen Strategie Osbornes Kopf in der kommenden Kabinettsumbildung.

Bildergalerie: Die Briten im Olympiafieber

Doch das ist nicht alles. Camerons Koalition erweckt den Eindruck, ins Stolpern geraten zu sein. Streitereien um die Oberhausreform und neue Wahlkreiszuschnitte interessieren die Wähler wenig, haben die Koalitionsparteien aber zu offenen Gegnern gemacht. Und sollte Deutschland auf der Einberufung einer europäischen Vertragskonvention bestehen, wird der Druck auf Cameron vonseiten der Euro-Skeptiker weiter wachsen.

Camerons Strategie war es, durch die Koalition mit dem Liberaldemokraten das politische Zentrum des Landes für eine Epoche rechts der Mitte zu zementieren. Stattdessen sind die Koalitionsparteien nicht nur miteinander, sondern mehr und mehr in sich zerstritten. Während die Linke, die durch frustrierte Liberaldemokraten verstärkt wird, in der Opposition zu neuer Einigkeit gefunden hat, ist die politische Rechte gespalten wie immer.

Hat Cameron es in sich, eine Wende zu schaffen? Kann er die Koalition als Projekt der rechten Mitte erneuern und die trotzige Toryrechte noch einmal einbinden? Wenn nicht, wenn er es zulässt, dass die Konservative Partei weiter ins neoliberale, koalitionsfeindliche Lager ausreißt, steht es um seine Zukunft schlecht. Denn für einen solchen Kurs haben die Tories während Olympia einen besseren Mann gefunden: Londons Bürgermeister Boris Johnson. Der war ja auch, als es um Olympiabegeisterung ging, der frischere und glaubwürdigere.

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