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Rapper Bushido.

© dpa

Ein SPRUCH zu Bushido: Das Ende vom Lied

Recht ist gut, wenn es berechenbar ist. Insofern haben die Bürger Bushido und Wowereit in ihrem privaten Händel gutes Recht bekommen. Juristisch war an der Anklage nichts dran

Es galt einmal als Ausweis gewisser Stärke, Beleidigungen an sich abtropfen zu lassen. Heute dagegen schert es manche der sprichwörtlichen Eichen durchaus, wenn sich eine Sau an ihnen reibt. Die Eiche kann zur Mimose schrumpfen, während die Sau zum Elefanten wächst. Hoppla, er zertrampelt das Pflänzchen. Arme Mimose. Bestraft den Elefanten.

Dabei waren und sind es Sau und Baum. In diesem Fall Bushido und Klaus Wowereit. Der Berliner Unterhaltungskünstler war in einem Rap-Song über einen früheren Kumpel hergezogen. Doch verunglimpft fühlte sich stattdessen der Bürgermeister, weil von einem, seinem homosexuellen Verkehr die holprige Rede war. Den eigentlich beschimpften Exfreund interessierte der Mist nicht. Wowereit dagegen machte „Stress ohne Grund“, so hieß das Lied, mit einer Strafanzeige zur politischen Affäre. Die nun ein Ende findet: Das Landgericht hat die Anklage wegen Beleidigung, Volksverhetzung und Gewaltdarstellung endgültig verworfen.

Recht ist gut, wenn es berechenbar ist. Insofern haben die Bürger Bushido und Wowereit in ihrem privaten Händel gutes Recht bekommen. Juristisch war an der Anklage nichts dran. Die Beamten haben sich abgequält, um die dramatisch klingenden Vorwürfe zu begründen. Herhalten mussten dafür Spekulationen, was sich wohl im Kopf eines Rappers ereignen könnte, wenn er das Wort „Schwuchtel“ in den Mund nimmt. Im Ergebnis reimten sich die Staatsanwälte für ihre Anklage noch mehr Klischeequatsch zusammen als Bushido im Song. Es war, auf allen Seiten, eine peinliche Nummer.

Prozess-Prominente nehmen derzeit auffällig oft für sich in Anspruch, „einfache“ Bürger zu sein. Filmförderer Christian Wulff, wenn er sich vom Filmfinanzfreund einladen lässt; Uli Hoeneß, der es für skandalös hält, dass sein Fall öffentlich wurde. Wowereit, der sich von Musikmüll kränken lässt und deshalb zum Staatsanwalt rennt. Die rhetorische Figur vom Promi als einfachem Bürger findet viel Zuspruch unter uns Egalitären, womöglich auch, weil manche Bürger denken, dass sie dadurch ein wenig Promi sind. Aber so ist es nun mal nicht. Zuweilen wünscht man sich daher, Promis würden sich wieder für etwas Besseres halten. Dann hätten sie mehr Gespür für die durch ihre Rolle auferlegten Beschränkungen. Denn, wie jeder weiß, kann es für Prominente andere Folgen haben, wenn sie tun, was alle Bürger tun.

Bei Wowereit beispielsweise, dessen Strafanzeige natürlich einen anderen Wirbel und mehr Druck bei Ermittlern auslöst als die von Hinz und Kunz. Nun heißt es: „Die Kosten des Verfahrens und die dem Angeschuldigten hierdurch entstandenen notwendigen Auslagen trägt die Landeskasse Berlin.“ Der Möchtegern-Beleidigte würde vermutlich sagen: Was habt ihr denn? Ich zahl’s doch selbst.

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