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Meinung: Ein falsches Wort

PATRIOTISMUS-DEBATTE

„Was ist des Deutschen Vaterland?“ hat der Dichter Ernst Moritz Arndt im Jahre 1813 gefragt. Wenn wir den neuen Freunden einer PatriotismusDebatte glauben, wissen wir es 200 Jahre und ein paar furchtbare Verirrungen später angeblich immer noch nicht. Das kann sogar sein. Aber liegt es nicht einfach daran, dass das Wort ausgedient hat, weil ihm die Sache sachte abhanden kommt? Die Gemeinschaften, in denen wir uns selbst definieren, sind einerseits größer geworden – eine globalisierte Welt, ein Europa, das sich eine Verfassung gibt –, andererseits kleiner: Das Stadtviertel, der Ort, die Region. Die Nation dagegen hat zumindest hier bei uns in Mitteleuropa als politische und gesellschaftliche Einheit erheblich an Bedeutung eingebüßt, als wirtschaftliche sowieso. Wir leben in einem Nach-Arndt’schen Stadium. Was heute gefragt ist als bürgerliche Tugend, geht über die Liebe zum Vaterland weit hinaus und bleibt oft zugleich geografisch dahinter zurück. Wir brauchen jede Menge Engagement. Aber Patriotismus ist schlicht das falsche Wort dafür. bib

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