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Vom beruflichen Dresscode ist im Homeoffice wenig übrig.

© Sebastian Gollnow/ dpa

Dresscodes im Homeoffice: Für die Kamera tut es der türkisfarbene Rolli

Die Corona-Krise hat die Dresscodes verändert - im Homeoffice und in der Politik. Jetzt präsentiert man sich schlicht, aber subtil. Eine Betrachtung

Das gehört zu den angenehmeren Aspekten der Arbeit im Homeoffice. Die allmorgendliche Frage „Was soll ich bloß anziehen?!?“ fällt weg.

Und auch für diejenigen, die normalerweise abends auf den hauptstädtischen Events unterwegs sind, ist das Grübeln über den jeweils angemessenen Dresscode derzeit ausgesetzt ebenso wie der Seufzer „Ich hab’ einfach nichts anzuziehen“. Im Schrank hängen die Blazer, Röcke und Tageskleider müßig neben Smokinghosen, Paillettentops und Cocktailkleidern.

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Derzeit sind Jeans und Pulli völlig ausreichend, im Wechsel mal mit Leggings, T-Shirts und Strickjacke.

Dass Joggingklamotte, am Schreibtisch getragen, die Gedanken nicht unbedingt beflügeln, hat sich dank der sozialen Medien inzwischen herumgesprochen. Pullifarben variieren zwischen dunkel- und hellgrau. Nur für die Videokonferenz darf’s auch mal der türkisfarbene Rolli sein, der dem letzten Sack für die Kleidersammlung der Caritas gerade noch so entronnen ist.

Was man draußen trägt, ist sowieso egal. Kaum jemand hebt noch den Kopf, schaut einen an. Das Parfüm ist ganz nach hinten gerutscht auf dem Waschtisch, kommt allenfalls für die Einkaufstour noch zum Einsatz. Am Telefon muss nur die Stimme gut klingen. Aber die wird derzeit ja auch weitgehend geschont. 

Merkels Blazer in Dunkelviolett erinnerte an ein Priestergewand

Mehr Gedanken müssen sich die Politiker machen, was gerade angesagt ist. Perfekt war der Auftritt von Angela Merkel als Krisenmanagerin im dunkelvioletten Blazer. Die Farbe wirkte einerseits frisch und schick, weil sie nicht so häufig ist. Subtil erinnerte sie auch an Priestergewänder während der Fastenzeit, mit der die derzeitige Kontaktsperre ja fast zeitgleich zusammenfällt. Lila, das ist ja auch die Farbe der Buße, der Einkehr und Umkehr. Was könnte dazu besser inspirieren als die derzeitigen Einschränkungen.  

Bei Christian Lindner weiß man noch nicht so recht, ob der Bartansatz wirklich auf Dauer so gewollt ist und bleiben soll oder inzwischen doch auf die vorübergehende Abwesenheit der Friseure zurückzuführen ist.

Spahns Drei-Tage-Bart signalisiert Dauer-Kriseneinsatz

Perfekt hingegen tritt Jens Spahn auf mit seinem Drei-Tage-Bart. Der signalisiert einerseits, dass der Gesundheitsminister 24/7 unterwegs und im Einsatz ist, um die Krise in Schach zu halten, um weltweit dringend benötigte Materialien aufzutreiben, um nonstop mit Virologen und anderen Experten zu konferieren. Klar, dass dabei keine Zeit mehr zum Rasieren bleibt. Andererseits wirkt gerade dieser Drei-Tage-Bart aber so gepflegt, dass er damit jedes Fotoshooting auf Anhieb mit Bravour bestehen könnte, egal ob für die Apotheken-Rundschau oder das Männermagazin GQ. Das wiederum hat etwas zutiefst Beruhigendes. Allein per Bildsprache signalisiert der Minister, dass die Lage bei allen Herausforderungen, bei allen Schattenseiten am Ende doch in den Griff zu bekommen sein wird. Das sickert ins Unterbewusste. So wie womöglich auch manches Farbsignal, das derzeit in Microsoft Teams aufleuchtet, die Vorfreude vermittelt darauf, an Konferenzen demnächst wieder live teilnehmen zu können.

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