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Zurück in eine Zukunft. Läden für Luxus, ein Hotel, Platz für die Messe – auf eine neue Mischnutzung könnte es fürs ICC hinauslaufen.

© dpa

Berlin: Zukunft des ICC: Ideenwettbewerb für Congress-Centrum würde Helmut Schmidt gefallen

Schon der Altkanzler moserte am Internationalen Congress-Centrum herum. Und fällt Berliner Planern nichts mehr ein, bauen sie ein Shoppingcenter. Dabei hat das ICC besseres verdient, als allererstes einen international ausgeschriebenen Ideewettbewerb.

Seit Helmut Schmidt beim Bundesparteitag der SPD im Dezember 1979 herummoserte, am Tagungsort, dem Berliner ICC, könne man nicht mal erkennen, ob draußen Tag oder Nacht sei, gehört ICC-Bashing zum Ritual. Dem üblichen Gejammere (unübersichtlich, dunkel, altmodisch) gesellte sich inzwischen das Ko-Kriterium der Asbestbelastung hinzu. Seitdem debattiert die Berliner Politik, ob nun Abriss oder Sanierung sinnvoll sei.

Wie fast alles in Berlin ist das eine Diskussion mit Warteschleife. Während andere Millionenstädte unter Platzmangel leiden, trägt Berlin die Last leerer Räume und Gebäude mit der Geduld des Einfallslosen, der nach der Devise agiert, dass nichts tun schon mal heißt, dass man keinen Fehler machen kann. Aber das ist ein Trugschluss, wie sich jetzt zeigt. Denn wenn das ICC wegen seiner schieren Größe sozusagen unabreißbar ist, wie der Tagesspiegel gestern aus verschiedenen Studien berichtete, dann muss es eben stillgelegt und dennoch mit gewaltigem finanziellen Aufwand unterhalten werden. Das Internationale Congress-Centrum sei, lernen wir, so etwas wie ein lebender Organismus, der der permanenten Pflege und der unaufhörlichen Zuführung von Energie in verschiedenster Form bedarf, wenn er nicht kollabieren soll.

Shoppingcenter - klingt nach einer dummen Idee

Jürgen Nottmeyer, der als Senatsbaudirektor für die Planung und Fertigstellung des ICC am 2. April 1979 zuständig war, möchte den schlafenden Riesen für interessierte Besucher offen halten, mit Galerien, Restauration und Dachterrasse. Das klingt vernünftiger als die flotte Vorstellung, das ICC nach erfolgreicher Asbestsanierung (das mit den Schadstoffen soll übrigens gar nicht so schlimm sein) in ein Shoppingcenter zu verwandeln. Wenn Berliner Planern nichts mehr einfällt, dann bauen sie ein Shoppingcenter. Der Durchschnittsberliner hat bekanntermaßen wenig Geld, aber das soll er dann wenigsten drei Mal ausgeben. Klingt nach ziemlich dummem Zeug, diese Idee.

Wie wäre es, wenn man von dem ausgeht, was als gesichert gilt: Das ICC ist eines der berühmtesten und am besten ausgelasteten Kongresszentren der ganzen Welt. Anders als Helmut Schmidt meint, der von vielem etwas versteht, aber eben nicht von allem, ist das ICC ein bemerkenswertes Stück Architektur. Es ist ideal an das Messegelände angebunden, kann also weiter für Kongresse in Kombination mit den verschiedenen Messen genutzt werden. Wenn der Berliner Politik dazu nichts einfällt, sollten die Landesregierung und/oder die Messegesellschaft einen Ideenwettbewerb ausloben. Da auch die Ausschreibung eines Sanierungsverfahrens europaweit erfolgen muss, kann auch die Suche nach neuen Konzepten international ausgeschrieben werden.

Die nächste Blamage?

Ein solcher Wettbewerb müsste zwei Stufen haben. Einmal sollte er die technischen und architektonischen Fragen der Sanierung und Modernisierung klären. Er müsste aber auch, zweitens, einen Weg vorschlagen, wie private Träger oder Teilhaber eines erneuerten und für die Zukunft gerüsteten ICC gefunden werden können.

Mit dem Flughafen Tempelhof hat das Land Berlin bereits eine architektonische und zudem denkmalgeschützte Großanlage, für die keine endgültige Bestimmung gefunden wurde. Nun auch noch das ICC? Die Angst vor einer solchen Blamage sollte den Senat langsam auf Trab bringen.

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