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Auf den Punkt: Gott zum Cruise!

Markus Ehrenberg wundert sich über eine denkwürdige Fernseh-Gala

So eine Bambi-TV-Preisverleihung ist eine feine Sache: Gepflegte Moderation, die selbst mit Harald Schmidt niemandem weh tut, gepflegte Preise, gepflegte Prominente. Gepflegte Langweile. Kurz vor 23 Uhr am Donnerstag abend geschah dann doch noch Aufregendes. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, hielt eine Rede auf Hollywoodstar Tom Cruise, der gerade für die Hollywood-Produktion „Valkyrie“ den deutschen Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg verkörpert und dafür vom Verlagshaus Burda mit dem Courage-Bambi ausgezeichnet wurde.

Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, wohl aber gegen die hymnisch-sakrale Laudatio Schirrmachers, die in Anspielung auf Cruise’ Chef-Funktion beim United-Artists-Studio in dem denkwürdigen Satz gipfelte:  „Kein Titel schien so groß wie sein Name.“ Außerdem sei Cruise der Mann, der, wie Schirrmacher es nannte, „Graf Stauffenberg sein Gesicht geliehen hat“. Oopps, muss man das nicht eher umgekehrt sehen? Da wäre sogar Cruise-Gattin Katie Holmes fast der Kaugummi aus dem Mund gefallen.

So viel Pathos war selten im deutschen Fernsehgalagewese. Schon gar nicht bei oder besser für jemanden, der der nicht immer ganz so feinen Scientology-Sekte angehört. Tom Cruise wäre von Schirrmacher wohl noch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurden, doch der Laudator musste nach zehn Minuten langsam zum Ende kommen. Cruise viertelstündige Dankes-Rede über Tapferkeit, Mut und Leistungsbereitschaft schloss mit den Worten, die Graf von Stauffenberg vor seiner Hinrichtung gesprochen hatte: „Es lebe das heilige Deutschland!“ Darauf hätte man gerne noch Frank Schirrmacher antworten hören.

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