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Philipp Lahm hatte zusammen mit der ARD-Moderatorin Jessy Wellmer die Fußball-WM 2018 von Deutschland aus eingeordnet.

© SWR/Patricia Neligan

Zu wenig Kritik an Löw im Sender: ARD verzichtet auf Philipp Lahm

Die ARD lässt den Vertrag mit Philipp Lahm als Fußball-Experten auslaufen. Der Ex-Nationalspieler hatte seine Kritik an Joachim Löw vor allem in den sozialen Netzwerken, aber nicht im Sender geäußert.

Das Abschneiden der deutschen Mannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland hat nun indirekt auch Konsequenzen bei einem Fernsehsender. Die ARD wird den Vertrag mit Ex-Fußballprofi Philipp Lahm als Experte für den Sender nicht verlängern. „Es gibt eine Runde der Sportchefs im September, auf der darüber gesprochen wird“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky der Deutschen Presse-Agentur. "Philipp Lahm hatte mit uns eine Vereinbarung über seine Tätigkeit für die ARD ausschließlich im Rahmen der Fußball-WM. Diese war automatisch mit Finale der WM beendet", präzisierte Balkausky die Personalie gegenüber dem Tagesspiegel.

Im Gegensatz zum ehemaligen Nationalmannschafts-Kapitän wird Thomas Hitzlsperger auch zukünftig für die ARD arbeiten. Balkausky hatte nach der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland Lahm kritisiert. Der als ARD-Experte eingesetzte Ex-Profi hatte seine deutliche Kritik auch an Bundestrainer Joachim Löw im sozialen Netzwerk LinkedIn und nicht bei einer Sendung im Ersten geäußert.

Philipp Lahm hatte die Fußball-WM zusammen mit der ARD-Journalistin Jessy Wellmer mit dem Format "Weltmeister im Gespräch" von Deutschland aus begleitet. Die Trennung hatte sich bereits abgezeichnet: „Philipp Lahm in unserem Team zu haben war aufgrund seiner Erfahrung sicher sehr belebend“, hatte Balkausky vor zwei Wochen dem Magazin „Sport Bild“ gesagt. „Manchmal hätten wir uns aber noch mehr von diesem Erfahrungsschatz und noch deutlichere Einschätzungen gewünscht.“

Via LinkedIn hatte Lahm geschrieben: "Ich bin überzeugt davon, dass Jogi Löw seinen kollegialen Führungsstil der letzten Jahre ändern muss, wenn er mit der neuen Generation von Nationalspielern wieder Erfolg haben möchte." Der Bundestrainer müsse den Individualisten des Teams klarmachen, dass sie Verantwortung für die gesamte Mannschaft tragen. "Er muss eine Kultur strafferer, klarerer Entscheidungen etablieren, als er selbst das gewohnt war."

Weitere Trennung nach dem Aus für Scholl

Die Trennung von Lahm setzt die Pechsträhne der ARD mit ihren Fußball-Experten fort. Im vergangenen Jahr hatte sich der Sender von seinem langjährigen und wegen seiner ausgeprägten Meinungsstärke beliebten TV-Experten Mehmet Scholl getrennt. Zum Zerwürfnis kam es, weil Scholl beim Confed Cup nicht bereit war, sich den inhaltlichen Vorstellungen des Senders zu beugen.

Scholl hätte über die Doping-Vorwürfe gegen russische Fußballer reden sollte, fand dies jedoch "zu dröge" und wollte lieber über die Leistung der deutschen Nationalmannschaft und der U21 reden. Bei der Begegnung Deutschland gegen Portugal stand dann plötzlich Hitzlsperger an der Seite von Moderator Matthias Opdenhövel. Das Zerwürfnis konnte auch später nicht wieder gekittet werden, die ARD und Scholl trennten sich einen Monat später. (mit dpa)

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