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Wolfram Eilenberger

© Annette Hauschild

Zu meinem ÄRGER: Vernebeln mit dem Masterplan

Angela Merkel macht das Gegenteil von dem, was man ihr unterstellt: Die Medien-Woche im Blick von Wolfram Eilenberger.

Herr Eilenberger, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Einmal mehr über die allgemeine Leichtfertigkeit, mit der im Kontext des mutmaßlichen Seehofer-Merkel-Dissenses zentrale Vernebelungsdiktionen papageienhaft übernommen werden. Aus einem „Masterplan“, den kein Mensch gesehen hat, wird in den Kommentarspalten der Zeitungen bereits nach Tagen einfach ein Masterplan, und obwohl Angela Merkel sich doch mittlerweile distinkt für bilaterale Verträge einsetzt, wird dies in der Berichterstattung als Anstreben einer „europäischen Lösung“ bezeichnet und verteidigt. Dabei ist es das gerade Gegenteil davon.

Gab es denn auch etwas dieser Woche in den Medien, worüber Sie sich freuen konnten?
Sehr erhellend fand ich eine Recherche von Zeit Online, in der die oft gehörte These von der Fixierung deutscher TV-Talk-Shows auf das Flüchtlingsthema einem Faktencheck unterzogen wurde. Ergebnis: Das Thema war die vergangenen zwei Jahre eher unterrepräsentiert – und gut für die Quote ist es ebenfalls nicht.

Und was ist Ihr Lieblings-Internet-Video oder auch Ihre Lieblings-Website derzeit?
Wenn mich denn die Verzweiflung packt, gehe ich auf den Twitteraccount von @dagobert95, einem Sportjournalisten, dessen geistvoll niveauarme Wortspiele zu allem, was mit Fußball zu tun, mir regelmäßig den Tag retten. Eine fast ein bisschen zu niveaubetonte, aber dennoch interessante Neuentdeckung im Internet war für mich die Website www.54books.de, die sich Klassikern und Neuerscheinungen moderner Literatur widmet.

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Wolfram Eilenberger, Publizist und Philosoph. In seinem aktuellen Buch „Zeit der Zauberer“ schreibt er über die moderne Philosophie der 1920er Jahre.

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