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Benjamin Weinthal ist Europa-Korrespondent der israelischen Tageszeitung „Jerusalem Post“ und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Foundation for Defense of Democracies in Washington.

© Benny Large

Zu meinem ÄRGER: Antisemitismus verharmlost

Benjamin Weinthal, Europa-Korrespondent der "Jerusalem Post", ärgert sich über die Klage eines "taz"-Redakteurs und freut sich über investigativen Journalimus

Herr Weinthal, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien denn am meisten geärgert?

Über eine juristische Klage gegen mich von Daniel Bax, einem Redakteur der „taz“. Bax stört es, dass ich seine antiisraelische Einstellung und Texte auf Twitter deutlich kritisiert habe – mal sachlich, mal polemisch. Journalisten sollten nicht dünnhäutig sein, auch nicht bei harter Kritik. Wenn sie die freie Meinungsäußerung – gerade von Kollegen – auf rechtlichem Weg einschränken wollen, begeben sie sich auf einen gefährlichen Weg. Auch ich werde von manchen meiner Follower auf Twitter regelmäßig scharf kritisiert, manchmal sogar unter der Gürtellinie. Trotzdem habe ich bislang noch keinen von ihnen blockiert oder gar verklagt. Twitter ist ein Ort für lebendige Diskussionen, auch für Streit. Deshalb sollte die Frage, ob ein „taz“-Redakteur den Antisemitismus ignoriert, verharmlost oder gar rechtfertigt, auch dort uneingeschränkt zur Diskussion stehen dürfen. Der Antisemitismusbericht der Bundesregierung zeigt, dass 40 Prozent der Deutschen von israelbezogenem Antisemitismus geprägt sind. Eine meiner Aufgaben ist es, das zum Thema zu machen – auch und gerade dann, wenn es die Medien betrifft.

Verflechtung von Uni Aachen und Rüstungsfirma Rheinmetall

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Definitiv über den kritischen deutschen Journalismus zum türkischen Präsident Tayyip Erdogan und zu seiner islamistischen Partei, der AKP. Es ist äußerst wichtig, dass sich die Medien hierzulande massiv für die Freilassung des Journalisten Deniz Yücel und anderer Menschen einsetzen, die wegen der Inanspruchnahme ihrer Meinungsfreiheit in der Türkei im Knast sitzen. Es gibt eine Reihe von exzellenten investigativen Recherchen deutscher Medien zum Thema Türkei, beispielsweise zur Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen, die an der Entwicklung einer Panzerfabrik in der Türkei mitarbeitet. Dahinter steckt die deutsche Rüstungsfirma Rheinmetall. Diese Verflechtung aufgedeckt zu haben, ist für mich toller, freier Journalismus.

Ihre Lieblingswebsite?

Ich schätze die großartigen Analysen auf „Lizas Welt“, einem Blog mit „Ansichten zu Politik und Fußball“. Da ich keine Ahnung von Fußball habe – sorry, Deutschland –, konzentriere ich mich auf die politischen Texte.

Benjamin Weinthal der Europa-Korrespondent der israelischen Tageszeitung „Jerusalem Post“ und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Foundation for Defense of Democracies in Washington.

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