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Fesselnder Einstieg. Lukas Franke (Matthias Schweighöfer) ist auch bei „You Are Wanted 2“ sofort unter Druck.

© Amazon

"You Are Wanted": Burning Man Matthias Schweighöfer

„You Are Wanted 2“: Matthias Schweighöfer muss in der Amazon-Produktion wieder alles geben - den Schauspieler, Regisseur, Produzenten und Komponisten

Lukas Franke (Matthias Schweighöfer) schwimmt im See, Frau und Sohn sitzen auf einem Steg. Mann mit Waffe nähert sich den beiden mit Pistole. Frankes Kopf wird ins Wasser getaucht: Waterboarding mit Lukas! „Wo ist Burning Man?“, schreit ein Quäler. Franke sagt, er wisse es nicht. Wird gefesselt mit einem Transporter irgendwohin gebracht, kann sich befreien, flieht im Kugelhagel. Kommt zur Berliner Stadtautobahn, wird fast überfahren, erwacht in der Psychiatrie.

Das dauert etwa fünf Minuten: Willkommen bei „You Are Wanted 2“. Die Fortsetzung – wieder sechs Folgen à 47 Minuten – nimmt die Qualitäten der sehr erfolgreichen Staffel I auf und formuliert sie konsequenter: düsterer, schneller, kompromissloser. Alles und alle sind fixiert auf „Burning Man“, ein datensammelndes Monster. Lukas Franke dachte, hätte er die mächtigste Cyberwaffe in seinem Besitz hat, wäre das eine Lebensversicherung für seine Familie und sich.

Hätte, hätte, Irrtumskette. Geheimdienste, BND, NSA, Kriminelle, Hacker und Akivisten sind hinter „Burning Man“ her. Auch Franke, denn der Laptop ist aus dem Friedhofsversteck verschwunden. Also zieht Franke sich die Kapuze wieder über den Kopf. Seine Frau Hanna (Alexandra Maria Lara) zweifelt mehr denn je an seiner Aufrichtigkeit, nimmt er doch weiter die verleugneten Medikamente und bringt den gemeinsamen Sohn Leon (Franz Hagn) in Lebensgefahr.

Das Böse ist allgegenwärtig, jetzt muss Franke nicht nur „Burning Man“ wiederfinden, sondern auch Werten wie Humanität, Liebe und Selbstlosigkeit zum Sieg verhelfen. Viel für einen, aber Franke ist nicht allein. Weil selbst Hanna aktiv wird. LKA-Beamtin Sandra Jansen (Catrin Striebeck) unterstützt sie trotz Suspendierung. Auch Lukas Franke bekommt Hilfe, da ist sein Bruder Thomas (Jörg Pintsch), die Journalistin Nelly Hallaska (Jessica Schwarz) wird dessen Komplizin, die Hackerin Angel (Hannah Hoekstra) wird für Lukas zur Türöffnerin in die Parallelwelt der Hacker. „You Are Wanted 2“ setzt auf Frauenpower.

"Kannalles" Schweighöfer

Matthias Schweighöfer agiert wieder als Hauptdarsteller, Regisseur, Produzent und Komponist. Die Regie teilt er sich mit Kameramann Bernhard Jasper, die Produktion mit Dan Maag, Marco Beckmann und Willi Geike, die Musik mit Josef Bach und Arne Schumann. Für die Story zeichnen Markus Hoffmann, Uwe Kossmann, Bernhard Jasper und Cornelia Popp verantwortlich. Sehr bewährtes Personal im Schweighöfer-Kosmos. Wobei dem Zentralgestirn Matthias Schweighöfer sehr zu wünschen wäre, er würde den „Kannalles“ fahren lassen und eine wesentliche MS-Qualität zum Strahlen bringen – der Rezensent glaubt, dass Schauspieler Schweighöfer deutlich mehr kann als Regisseur Schweighöfer.

Die kalkulierte Stringenz des Produktes lässt das Preisschild zu: Wo früher Til Schweiger draufstand, ist heute Matthias Schweighöfer drin. Sein Lukas Franke nimmt es mit der ganzen Welt auf. Ist ja selten, ein Berliner, der nicht rumjammert, sondern zupackt.

„You Are Wanted 2“ versucht alles, um seine Intention zu fokussieren – Spannung im Bingewatching-Modus. Entsprechend wird vergröbert: das Schauspiel existenziell, da es in dieser Dramaserie ums Überleben und ums Totmachen geht, die Dialoge bigger than life, funktionaler Figurenbesatz, Verlangsamung, weil zwischen zwei Actionszenen auch mal durchgeatmet werden muss. „You Are Wanted 2“ ist permanent on the run, Berlin gut im Bild.

Zwischendurch pupst eine kleine Botschaft aus dem Druckkessel: Hütet euch vor dem Algorithmus. Der ist kein Guter! Außer vielleicht, er stammt wie diese Serie von Amazon. Joachim Huber

„You Are Wanted 2“, alle Folgen ab Freitag bei Amazon Video verfügbar

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