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Medien: Unser Leben nach Harald

Von Andrack bis Zerlett: Was die Mitarbeiter der früheren „Schmidt-Show“ heute tun

Das Ende einer Beziehung ist oft ungerecht. Der eine Partner ist begehrter und findet schnell was Neues, der andere schaut dumm aus der Wäsche. So ähnlich müssen sich die 100 Mitarbeiter von Harald Schmidts Produktionsgesellschaft Bonito gefühlt haben, als Schmidt im Dezember des vergangenen Jahres verkündete, eine Kreativpause einzulegen. Die meisten Bonito-Leute sind zum 1. Januar arbeitslos geworden. Einige von ihnen standen über acht Jahre im Rampenlicht, wurden selber zu Fernsehstars, allen voran Redaktionsleiter Manuel Andrack, der zuletzt fast genauso wichtig war wie Harald Schmidt. Aber auch Suzana, Natalie und Helmut Zerlett sind dem Zuschauer ans Herz gewachsen. Was machen die jetzt? Gibt es ein Leben nach der „Harald Schmidt Show“?

Für Manuel Andrack ist aus der Weihnachtspause eine lange Kreativpause geworden. Der Mann, der die anfangs dröge Schmidt-Show dank loyalen Beisitzens und Stichwortgebens zur bestmöglichen Schmidt-Show gemacht hat, wird seinen Chef nicht los. Vom 14. Juli an geht Harald Schmidt auf Kabarett-Tournee. An seiner Seite: Manuel Andrack. Einmal Widerpart, immer Widerpart. Und ohne Schmidt? Folgte der studierte Kunsthistoriker seinen Neigungen: Mal tauchte Andrack bei Elke Heidenreich im Fernsehen auf, mal im Theater Basel an der Seite eines befreundeten Schauspielers. Richtig glücklich scheint Andrack damit nicht geworden zu sein, jedenfalls hat er auf diese „Was-macht-eigentlich …?“-Geschichten „keine Lust“. Zur Fernsehzukunft – kein Wort. Wie wäre es damit: Andrack kommt nach der Tournee zurück ins Fernsehen, macht mit Harald Schmidt ein neues Comedyformat beim ZDF. Jedenfalls soll Schmidt dort schon beim Redaktionsleiter für Unterhaltung gesehen worden sein.

So weit ist Suzana Novinscak noch nicht, dabei waren Schmidts schöner Kartenhalterin bereits in der Show höhere Ambitionen anzumerken. Suzana ist von Köln zu ihrem Freund nach Hamburg gezogen und hat sich selbstständig gemacht. „Zunächst hatte ich einen Job in Kroatien, beriet dort RTL beim Aufbau eines Senderablegers. Jetzt probiere ich einiges aus, schreibe einen kleinen Piloten für eine Comedy und für das Schweizer Frauenmagazin ,Bolero’ eine Kolumne. Konkret ist größer noch nichts.“

Auch bei Ex-Kollegin Nathalie Licard nicht. Ihr charmanter Akzent („Gleisch geht es weitör miter Arald Schmidt Scho, presongtiert von Schöfferofer Weizön“) fehlt – nicht nur in der Bierwerbung. Ausnahmen: ein Synchroneinsatz im „Derrick“- Kino-Comic und eine Aufrittswoche auf 3sat bei „Kulturzeit“ Und nun? „Abwarten. Ich erwarte Neuigkeiten, aber das ist noch zu früh. Ich bin ein wenig abergläubisch.“

Gar keinen Leerlauf vermeldet Helmut Zerlett , der Bandleader aus der SchmidtShow. Aber Zerlett hat ja auch einen Hauptjob. Er kann Musik machen – länger als 15 Sekunden – und gute Laune verbreiten wie Anfang April als Gast bei „Kerner“. Auch ein Hinweis auf ein Leben nach der Schmidt-Show: ein Schmidt-Mann bei „Kerner“ – das wäre früher Hochverrat gewesen. Und jetzt PR in eigener Sache. Seit ein paar Tagen ist die neue Zerlett-CD auf dem Markt. „Ich habe einfach mehr Zeit zum Komponieren, beispielsweise die Musik für den EU-Osterweiterungsspot.“ Trotzdem: Fehlt dem Showmann Zerlett nicht doch das TV-Rampenlicht? Er könne sich schon vorstellen, wieder was im Fernsehen zu machen. „Aber das wird dann am Format der ,Schmidt-Show’ gemessen. Man will nicht ja irgendwas machen.“

Einer ist da geblieben, unterm Flachdach des Bonito-Gebäudes in Köln-Mülheim, gleich überm Studio 449, wo ein Großteil der 1373 „Schmidt-Shows“ produziert wurde. Ralf Kabelka arbeitet weiter für Bonito, ist nun Chefautor bei „Was guckst du?“ Bekannter ist Kabelka als Dr. Udo Brömme, jene Karikatur eines Vorzeigepolitikers der Jungen Union, der in Einspielfilmen auftauchte. „Auf den Brömme werde ich heute noch angesprochen.“ Auch „der scharfe Sven“ alias Sven-Olav Schmidt arbeitet noch im alten Job: als Requisiteur bei „TV Total“.

Und der Ex-Chef? Der Mann, der im Dezember für alle so plötzlich hingeschmissen hat, wird von seinen Ex-Mitarbeitern mit einer Mischung aus Distanz und Respekt behandelt. Vielleicht sind sie sogar ein bisschen gekränkt. „Ich sehe Schmidt nicht so oft, und wenn, reden wir über unsere Entschlackungskur“ (Zerlett). „Ich habe mich gewundert, wie reibungslos das Ende der Show vonstatten ging“ (Suzana). „Jeder hat Schmidts Abschied nach acht Jahren auch irgendwie verstanden“ (Kabelka). Kontakte untereinander sind selten und dann auch nicht unbedingt zwischen Andrack, Suzana & Co. Eines werden die Ex-Kollegen am Montagabend aber wohl gemeinsam machen: sich Anke Engelke im Fernsehen anschauen. Auf dem alten Sendeplatz.

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