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Millionär. Der Youtube-Kanal des 28-jährigen Berliners LeFloid hat fast drei Millionen Abonnenten. Dafür durfte er schon mal Kanzlerin Angela Merkel interviewen.

© dpa

Studie über Youtuber in Deutschland: Macht es wie LeFloid!

Jung, männlich, manche verdienen ordentlich Geld: Youtuber in Deutschland. Und Spaß ist die wichtigste Motivation, zeigt eine aktuelle Studie.

Dagi Bee hat 2,85 Millionen Abonnenten, LeFloid rund 100.000 mehr, Bibis Beauty Palace liegt aktuell bei 3,5 Millionen Abonnenten – und Gronkh hat sie alle mit 4,2 Millionen abgehängt. Deutschlands erfolgreichste Youtuber können von ihren Webvideos leben, manche sehr gut, mehrere verdienen einige hunderttausend Euro im Jahr, beim 39-jährigen Gronkh (bürgerlich: Erik Range), der sich vor allem mit Computerspielen beschäftigt, gehen die Schätzungen bis zu einer halben Million Euro Einnahmen pro Jahr.

Die Stars sind die Spitze einer sehr großen Szene in Deutschland. Die beiden Wissenschaftler Christian Zabel (Technische Hochschule Köln) und Sven Pagel (Hochschule Mainz) haben sie untersucht: „Wer sind die Creators auf Youtube?“ heißt ihre aktuelle, qualitative Studie deutscher Online-Video-Produzenten.

Dass die einzelnen Youtuber mit Millionen von Nutzern rechnen können, belegt eine Zahl: 54 Prozent der 14- bis 29-Jährigen in Deutschland nutzen Videoportale – täglich. Zugleich werden immer mehr Videos produziert; die Studie nennt 850 TV-Produktionsunternehmen, 1050 Web-TV-Kanäle und 28 670 aktive Youtube-Channels (ein Upload in den letzten 30 Tagen war Bedingung für die Aufnahme). Zum wachsenden Output gehört ein wachsender Erfolg: Die Zahl der Youtube-Channels mit über einer Million Abonnenten stieg von November 2014 mit 22 Kanälen auf 63 im Mai 2016.

Profis haben im Schnitt 121.500 Abonnenten

Die Studie unterteilt die Produzenten in Amateure (weniger als zehn Stunden Zeitaufwand), Semi-Profis (mehr als zehn Stunden) und Profis (mehr als zehn Stunden und über 5000 Abonnenten). Die Profis haben im Schnitt 121.500 Abonnenten. Nicht eben überraschend die Verteilung der Durchschnittsalter: Amateure 19,8 Jahre, Semi-Profis 22,4 Jahre und Profis 25,7 Jahre. Nicht vergessen: Gronkh, „King of Kotelett“, ist 39 Jahre alt. Es gilt die Regel, dass mit wachsendem Alter die Professionalisierung zunimmt (immerhin sind elf Prozent der Profis jünger als 17). Was die Studie feststellt, aber nicht genauer untersucht: Youtuber sind fast zu 76 Prozent männlich und nur zu 24 Prozent weiblich.

Gut ausgebildet sind sie, die Youtuber, schaut man sich ihre Schul- und Hochschulabschlüsse an: Die Hochschulreife dominiert vor Real-/Hauptschulabschluss und Hochschulabschluss, die größte Gruppe, sprich fast 50 Prozent der Profis, hat ein Unizeugnis.

Wenn der Youtuber produziert, dann produziert er – in dieser Reihenfolge – Entertainment, Gaming, was über Medien, Hobbys und Information. Wer zum Profi-Cluster gehört, investiert über 26 Stunden pro Woche, Semi-Profis sind mit 21,5 Stunden dabei, der Amateur kommt auf 4,5 Stunden. Die professionelle Produktion ist ein Fulltime-Job.

Der Schnitt macht das Video, insofern ist es kein Wunder, dass die Nachbearbeitung die meiste Zeit bei der Produktion verschlingt, sie liegt pro Video bei rund 150 Minuten. Der Aufwand für die Vorbereitung (Recherche, Inhalt, Organisation, Technik) hält sich mit der Nachbereitung (Nachbearbeitung, Versionen für andere Plattformen, Community-Interaktion) beinahe die Waage. Der Videodreh ist mit knapp 80 Minuten bei Weitem nicht die größte Anstrengung.

Youtube ist die wichtigste Plattform

Wenn Video, dann Youtube. Über 90 Prozent der Befragten nennen diesen Kanal als wichtigste Plattform, als auch wichtig können Facebook mit 30 Prozent, gefolgt von Twitter und Instagram mit jeweils 20 Prozent, gelten.

„Bezahlte Auftritte, Konzerte, Merchandising, Songs/Bücher, Produktbeistellungen, Sponsoring, aus eigener Tasche, Video-/Online-Werbung“: Aus diesen Quellen werden die Video-Aktivitäten finanziert. Es liegt auf der Hand, dass die Profis bei allen Einnahmeklassen vorne liegen, am deutlichsten bei der Werbung, umgekehrt die Amateure zu 100 und die Semi-Profis mit 90 Prozent auf „Selbstausbeutung“ setzen. Aber auch da sind die Profis mit 80 Prozent gut dabei. Klar wird: Die Produktion erfordert Idealismus.

Gar nicht so weit auseinander sind Profis und der Rest der Youtuber, wenn es um die wesentlichen Hindernisse bei der Produktion neuer Videos geht: nicht genug Zeit, zu wenig Reichweite, zu wenig Wachstum, nicht genug Geld.

„Es macht mir Spaß“, diese Motivation überragt bei den Amateuren, kreative Freiheit gehört unbedingt dazu (liegt bei den Profis übrigens an erster Stelle). Das Mitteilungsbedürfnis ist hoch, auch das Entertainen von Fremden und der eigenen Community gehört zum Favoritenkreis bei den Motivationen. Ganz unten auf der Skala: „Es lohnt sich finanziell.“ Und: „Ich möchte die politische Tagesordnung beeinflussen und Themen auf die politische Agenda setzen.“

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