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Der Axel Springer Verlag legt die „B.Z.“ und „Bild-Berlin“ zusammen.

© Reuters

Springer-Funke-Deal: Spektakuläre Übernahme in der Printbranche

Neues „Welt-Bild“: Der Axel Springer Verlag verkauft die „Berliner Morgenpost“, das „Hamburger Abendblatt“ sowie zahlreiche Zeitschriften - für 920 Millionen Euro.

Paukenschlag in der deutschen Medienlandschaft: Der Verlag Axel Springer in Berlin verkauft einen sehr bedeutenden Teil seines Printgeschäfts an die Funke Mediengruppe (FMG), früher WAZ-Gruppe, in Essen. Zu dem Paket gehören die Regionalzeitungen „Berliner Morgenpost“ und „Hamburger Abendblatt“, die Anzeigenblätter in Berlin und Hamburg, die fünf Programmzeitschriften „Hörzu“, „TV Digital“, „Funk Uhr“, „Bildwoche“, „TV neu“ sowie die beiden Frauentitel „Bild der Frau“ und „Frau von Heute“. Als Kaufpreis seien 920 Millionen Euro vereinbart worden, teilten die beiden Verlage am Donnerstag mit. Ein Vorvertrag sei geschlossen, die Umsetzung der Transaktion zum 1. Januar 2014 geplant, hieß es. Der Kauf durch die Funke Mediengruppe bedarf den Angaben zufolge noch der fusions- und kartellrechtlichen Freigabe. Das Kartellamt hat eine Prüfung angekündigt.

Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, schrieb in einer E-Mail an die betroffenen Mitarbeiter, die Entscheidung sei nicht leicht gefallen. „Wir sind jedoch sicher, dass die Bündelung in der Funke Mediengruppe, die sich im Kern auf regionalen Print- und Online-Journalismus sowie Magazine konzentrieren will, für eine langfristige Perspektive der Marken und deren Mitarbeiter das Beste ist.“ Laut Döpfner will die FMG alle 900 Mitarbeiter inklusive der Geschäftsführungen und Chefredaktionen übernehmen. Ende 2009 hatte Springer bereits die (Minderheits-)Beteiligungen unter anderem an der „Leipziger Volkszeitung, den „Lübecker Nachrichten“ und den „Kieler Nachrichten“ an die Verlagsgruppe Madsack verkauft.

Die Springer AG wird laut Döpfner den Weg zum digitalen Medienunternehmen „konsequent“ weitergehen, mit Ausrichtung auf die „Bild“-Gruppe und die „Welt“-Gruppe, „die auch sehr langfristig unverzichtbarer Kern des Unternehmens bleiben“. Indirekt begründet der Springer-Chef den aktuellen Verkauf auch mit der Marktsituation. In der gemeinsamen Mitteilung von Springer und FMG heißt es, die Regionalzeitungsgruppen sowie die Programm- und Frauenzeitschriften hätten im Geschäftsjahr 2012 94,8 Millionen Euro zum Gewinn vor Steuern und 512,4 Millionen Euro zum Umsatz des Konzerns beigetragen. In der Mitarbeiter-Mail führt Döpfner weiter aus, „wenn wir jetzt nicht handeln, müssten wir uns um die Zukunft von ,Hamburger Abendblatt’, ,Berliner Morgenpost’, der Zeitschriften und deren dauerhafte Überlebenschancen ernsthaft Sorgen machen“. Noch gehe es den Titeln sehr gut, und nur wenn es einem gut gehe, könne kann man aktiv handeln. Heißt eben auch: Wer jetzt nicht verkauft, der bekommt später weniger Geld in die Kasse. Der Preis von 920 Millionen war heiß. Laut Adhoc-Mitteilung von Springer werden 660 Millionen Euro beim Vollzug, spätestens aber am 30. Juni 2014 fällig.

Schon erstaunlich, mit welch kühlem Blut Döpfner und die Mehrheitsaktionärin Friede Springer Traditionsmarken veräußern. Das „Hamburger Abendblatt“ (gegründet 1948) war wie auch die „Hörzu“ (1946) eine der großen und höchst erfolgreichen Erfindungen des Verlagsgründers Axel Springer. In der gültigen Unternehmenslogik mag die Trennung von Axel Cäsar und Springer stimmen: Fokussiert wird, was Geld bringt – digitale Vertriebsplattformen und die „Bild“-Gruppe“; gemacht wird, was im Massenmarkt wirkt – „Bild“; bezahlt wird, was als Premium-Marke schmückt – „Die Welt“.

Quasi spiegelverkehrt zum Digital-Unternehmen Springer geht die FMG vor, sie will das „nationale Medienhaus“ werden mit dem Ausbau seiner Regionalmedien und Zeitschriften. Der Geschäftsführer des Essener Konzerns, Thomas Ziegler, erklärte, das Geschäft eröffne für sein Haus neue Perspektiven im Print- und Online-Bereich. „Wir sind davon überzeugt, dass es auch in Zukunft erfolgreiche Zeitungen und Zeitschriften geben wird“, heißt es in einer Mail an die Belegschaft.

Beide Verlage wollen zudem ein Gemeinschaftsunternehmen für die Vermarktung und den Vertrieb von gedruckten und digitalen Medienangeboten gründen, bei dem Springer die Mehrheit halten und die unternehmerische Führung übernehmen soll.

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