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Olympiastadion Berlin: Freiburgs Günter (l) ärgert sich neben Herthas Lustenberger über eine vergebene Chance.

© dpa/Soeren Stache

"Sportschau" mit Quotenrückgang: Die folgenreiche Entwertung des Bundesliga-Samstags

Spannungsabfall und Quotenrückgang: Unter der Zerteilung des Bundesliga-Spieltags leidet vor allem die Samstags-„Sportschau“. Der Pay-TV-Sender Sky hingegen legt zu.

Samstag, ab 15 Uhr 30. Zeit für Rituale. Telefon leiser gestellt, Radio an, Fußball-Bundesliga hören, und später dann noch die Tore in der „Sportschau“ gucken. Dieses Ritual hat gelitten – unter der Zersplitterung des Spieltages seit dieser Saison. Jeweils fünf Partien am Montagabend und Sonntagmittag haben den Samstag in der Fußball-Bundesliga deutlich entwertet.

Und damit auch lieb gewonnene Gewohnheiten wie die öffentlich-rechtliche Hörfunkkonferenz am Nachmittag oder die ARD-„Sportschau“, die ab 18 Uhr 30 Zusammenfassungen von Erster und Zweiter Liga bringt. Die „Sportschau“ musste nach Jahren wieder Quoteneinbußen hinnehmen. Kein Wunder, wenn da, wie am vergangenen Samstag, nur noch vier Spiele vom Kaliber Hertha BSC gegen SC Freiburg (0:0) im Regal stehen. Bei der Ansetzung und Partieverlauf hatte selbst der Sky-Reporter ein Einsehen, der kurz vor Ende on air fordert: Bitte, Schiedsrichter, pfeif endlich ab!

Solch Spannungsabfall droht auch an diesem Wochenende. Wieder ein Samstagnachmittag mit „nur“ vier Bundesliga-Partien. Wegen des Einsatzes in der Euro League am Donnerstag tritt Borussia Dortmund erst am Sonntag um 13 Uhr 30 gegen Hannover 96 an. Der neue Rechteinhaber Discovery/Eurosport freut sich über das Exklusivspiel. Moderatorin Jessy Wellmer hingegen wird am Samstagabend in der ARD-„Sportschau“ – trotz des brisanten Spiels des stark abstiegsbedrohten HSV gegen Hertha – über 90 Minuten Mühe haben, den Rest vom Ganzen als spannende Unterhaltung zu verkaufen.

Eine Sendung dauert 90 Minuten. Moderatorin Jessy Wellmer wird in der „Sportschau“ Mühe haben, den Rest vom Spieltag als spannende Unterhaltung zu präsentieren.
Eine Sendung dauert 90 Minuten. Moderatorin Jessy Wellmer wird in der „Sportschau“ Mühe haben, den Rest vom Spieltag als spannende Unterhaltung zu präsentieren.

© WDR/Herby Sachs

Das merken Fans und Zuschauer. Bis zum 26. Spieltag hat die „Sportschau“ am Samstag in dieser Saison mit 5,13 Millionen Zuschauer (Marktanteil 22,1 Prozent) rund 300.000 Zuschauer verloren gegenüber 2016/2017. „Ein Samstagnachmittag mit nur vier Erstligaspielen ist nicht unser Wunschszenario“, sagt „Sportschau“-Chef Steffen Simon.

„Allerdings profitieren wir an diesem Wochenende in der ,Sportschau‘ am Sonntag in den Dritten Programmen, die drei statt zwei Bundesligapartien beinhaltet.“ Der Quotenrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei darauf allein nicht zurückzuführen. Die „Sportschau“ habe in der vergangenen Saison 300 000 Zuschauer gewonnen, jetzt sei sie wieder auf den Werten der Vorjahre. „Die fehlende sportliche Wettbewerbsfähigkeit des Rests der Liga im Vergleich zu Bayern München ist auf Dauer ein viel größeres Problem.“

Das kann man so – sportlich – sehen. In dem Zusammenhang fällt ja öfters das Stichwort Kommerzialisierung des Fußballs. Zur Wahrheit zählt sicher auch, dass der gescholtene Montagabendtermin weniger als ein Prozent der Gesamteinnahmen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) aus der medialen Liga-Verwertung ausmacht. Die Vereine der Fußball-Bundesliga kassieren seit der Saison 2017/2018 bis 2020/2021 insgesamt mindestens 4,64 Milliarden Euro für die Übertragung ihrer Spiele. Vereine und Verband haben diesen Rekordvertrag abgesegnet, mit dem zum einen die Euro League Teilnehmer nach ihren Donnerstagsspielen entlastet, zum anderen durch mehr Konkurrenz und Media-Player (Dazn, Eurosport) die Erlöse gesteigert werden sollen. Von wegen: „I don’t like mondays“. Die Clubs dürften sich da nicht allzu groß beklagen.

Sky-Konferenz auf Rekordkurs

Zuschauer und Fans schon. Immerhin, der Pay-TV-Sender Sky konnte seine Werte am Samstagnachmittag halten und sogar ausbauen. „In der laufenden Saison liegt die Sky-Bundesligakonferenz auf Rekordkurs. 1,48 Millionen Zuschauer sahen die Konferenz durchschnittlich pro Spieltag und damit 20 Prozent mehr als in der Vorsaison 2016/17“, sagt ein Sky-Sprecher. Wer zahlt, guckt auch.

Das hilft aber nicht so viel, wenn die öffentlich-rechtlichen Angebote an Wert und Spannung verloren haben. Vor allem bei der Hörfunkkonferenz am Samstagnachmittag bei Radio Eins oder InfoRadio fragen sich immer mehr Fans: Was, das soll’s jetzt schon gewesen sein? Nur vier Spiele? Redaktionell, so eine RBB-Sprecherin, wird diese Reduzierung aufgefangen, indem bei gleicher Sendezeit mehr geschaltet wird.

Radio-Eins-Moderator Andreas Ulrich hat es bei seiner Samstags-Arbeit am Mikro auf jeden Fall übersichtlicher. „Mit Interesse verfolgen wir, wie Fans und teilweise auch Verantwortliche der Clubs von der DFL fordern, die Montagsspiele wieder abzuschaffen und damit grundsätzlich am Samstagnachmittag stets fünf Spiele anzubieten.“ Für den Unterhaltungswert der Wochenend-Rituale in Radio und Fernsehen wäre das nicht von Nachteil.

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