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Erklärungsbedarf: Tom Buhrow, WDR-Intendant.

© dpa

Sexuelle Belästigung im WDR: Intendant Buhrow: "Drei Fehler habe ich gemacht"

WDR-Intendant Tom Buhrow hat im Umgang mit Vorwürfen von sexueller Belästigung gegen Mitarbeiter des Senders Fehler eingestanden.

WDR-Intendant Tom Buhrow räumt in einem Interview mit der zum Deutschen Journalisten-Verband gehörenden Zeitschrift „Journalist“ Fehler im Umgang mit Vorwürfen von sexueller Belästigung im Westdeutschen Rundfunk ein. „Drei Fehler werfe ich mir vor“, sagte er in dem neunseitigen Interview, das in der Juni-Ausgabe der Zeitschrift erscheint. Der erste Fehler sei gewesen, dass er zu spät wahrgenommen habe, dass sich im Personalrat etwas aufgestaut hatte. Dessen Mitglieder hatten kritisiert, dass Hinweise und Einschätzungen des Gremiums übergangen worden seien. „Da hätte ich die Arbeitnehmerseite noch näher an meine Seite holen müssen.“

Der zweite Fehler war nach Buhrows Worten die Auswahl der ersten Kanzlei, die als Anlaufstelle für Frauen genannt wurde, die Hinweise auf sexuelle Belästigung geben wollten. Die Kanzlei hatte zuvor den WDR in Prozessen gegen Mitarbeiter vertreten. „Das hat die Auswahl der Kanzlei angreifbar gemacht und einen falschen Eindruck erweckt. Die Kanzlei ist aber nicht voreingenommen, sonst hätten sich jetzt nicht immer mehr Frauen gerade dort den Rechtanwältinnen anvertraut.“

"Da wurde ein völlig falscher Eindruck erweckt"

Als dritten Fehler bezeichnete der WDR-Intendant die Ermahnung von Arnim Stauth im Jahr 2010 – wobei Buhrow selbst zu der Zeit noch nicht im Amt war. Buhrow weist dabei den Vorwurf zurück, der heutige ARD-Korrespondent in Brüssel sei ermahnt worden, weil er auf sexuelle Belästigung im WDR hingewiesen habe. „Es ging in erster Linie darum, dass der Kollege nicht belegte Anschuldigungen namentlich gegenüber Dritten nicht weiter erheben beziehungsweise unterlassen sollte.“ Die damalige WDR-Führung habe diese Hinweise sorgfältig geprüft, allerdings ohne verwertbares Ergebnis. „Die Ermahnung sei rückblickend ein Fehler gewesen, weil sie einen völlig falschen Eindruck erweckt hat. „Nämlich den, dass hier der Hinweisgeber bestraft wurde.“

Streckenweise fühlte sich Buhrow zusammen mit dem WDR aber auch ungerechterweise am Pranger: „Es gab aber auch eine Phase, als es in der Öffentlichkeit eskalierte, da fühlte ich mich und den WDR nicht gerecht behandelt. Da hatte ich das Gefühl, man kann gar nichts richtig machen. Gerade weil uns diese Thematik schon sehr früh so wichtig war, hatte ich ja 2015 den Interventionsausschuss gemeinsam mit dem Personalrat gegründet.“
Auf die Frage, wo der WDR bei der Aufarbeitung der Vorwüfe stehe, antwortete Buhrow: „Wir haben alleine durch das Bereitstellen von externen Anlaufstellen einige wichtige neue Hinweise bekommen. Ich glaube, dass wir in absehbarer Zeit – vielleicht schon bis zum Erscheinen dieses Interviews – Maßnahmen ergreifen können. Welche auch immer.“ Die Zeitschrift hatte das Interview am 17. Mai geführt. Anfang der Woche wurde einem langjährigen Fernseh-Mitarbeiter „nach sorgfältiger Prüfung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe fristlos gekündigt“.

Kein Klima der Angst

Buhrow widersprach Berichten, wonach im WDR ein „Klima der Angst“ herrscht. „Ich bin im WDR groß geworden, und ich kenne ihn nicht als angstbesetzten Laden. Im Gegenteil. Der WDR ist ein, ich will nicht sagen rebellischer Laden, aber doch ein sehr kritikfreudiger.“

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