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Jochen Senf ist im Alter von 76 Jahren gestorben.

© dpa

Schauspieler Jochen Senf gestorben: Adieu, Palu

Fast so cool wie Schimanski: Schauspieler Jochen Senf ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Bekannt wurde er als kauziger, saarländischer „Tatort“-Kommissar Max Palu.

Im „Tatort- Zielscheibe“, einen der besten des unterschätzten Saarländischen „Tatorts“, hatte Jochen Senf als Kommissar Max Palu 2001 einen imposanten Auftritt. Als eine Menschenmenge eine Kirche stürmt, um einen sich dort versteckt haltenden serbischen Kriegsverbrecher zu lynchen, der verdächtigt wird, eine Frau aus dem Ort getötet zu haben, stellt sich der kleine Kommissar gegen die reinstürzende Menge vor den schwer Verdächtigen. Dieser beteuert seine Unschuld. Der Kommissar glaubt ihm, gegen allen Anschein. „Stehen bleiben, oder ich schieße!“ ruft er der Meute entgegen. Typisch Palu.

Diese Figur ist eine der interessantesten, wohl auch beliebtesten in der „Tatort“-Geschichte. Bis 2005 spielte sie Senf 17 Jahre lang. Stets auf dem Fahrrad unterwegs gab Senf seiner Rolle als etwas kauzigem Kommissar einen besonderen Charakter.

Die Rolle schien wie für ihn geschaffen. In der Landeshauptstadt kennt Palu alle und jeden, wenn er auf den Straßen der Stadt mit dem Rennrad unterwegs ist. Er geht mit unterm Arm geklemmtem Baguette über den Markt, trinkt fast ausschließlich Rotwein und fährt einen schwarzen Citroen DX. Wäre der Schauspieler einem später so in Berlin, seiner zweiten Heimat, entgegen geradelt, hätte man auch gerne gleich ein Glas Rotwein mit ihm getrunken.

Passionierter Koch mit diversen Lebensabschnittspartnerinnen

Der gebürtige Frankfurter kam mit zehn Jahren nach Saarbrücken, wo sein Vater 1954/55 saarländischer Finanzminister war. Nach dem Studium der Germanistik und Romanistik besuchte Senf dort die Schauspielschule. Anschließend war er als Autor, Regisseur und Schauspieler tätig, von 1969 bis 1978 auch als Hörspieldramaturg beim Saarländischen Rundfunk. Er arbeitete in einem Jugendzentrum und mit straffällig gewordenen Jugendlichen.

Auf der Suche nach einem markanten Charakter engagierte eben der Saarländische Rundfunk Senf 1987 für seinen „Tatort“. Passionierter Koch mit diversen Lebensabschnittspartnerinnen, so einen deutschen TV-Ermittler hatte man noch nicht gesehen. Fast so cool wie Schimanski. Die erste Folge „Salü Palu“ wurde im Januar 1988 ausgestrahlt. Es ging um Mädchenhandel und Prostitution im Grenzgebiet. Palus bester „Tatort“ lief 2001.

Nach seiner TV-Kommissar-Karriere tauchte der Schauspieler noch in diversen Filmen und Serien auf. Er zog nach Berlin und war weiter als freier Schauspieler, auch im Theater, und Autor tätig. Im Mai 2016 wurde Senf nach einem Oberschenkelhalsbruch in ein Berliner Pflegeheim eingeliefert. Es wurde berichtet, sein Gesundheitszustand sei sehr schlecht.

In der Nacht zum Sonntag ist Jochen Senf im Alter von 76 Jahren in Berlin verstorben. Er hinterlässt aus erster Ehe einen Sohn und eine Tochter. Adieu, Palu.

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