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Mehr als nur Ausstattung und Kostüm. Maximilian von Habsburg (Jannis Niewöhner) und Maria von Burgund (Christa Théret) im ZDF-Dreiteiler „Das Spiel um Macht und Liebe“, der Anfang Oktober gezeigt wird.

© ZDF und Milenko Badzic

Regisseur Andreas Prochaska im Interview: "Braucht Deutschland den ,Tatort' jeden Sonntag?"

Erst „Maximilian“, dann „Das Boot“: Wie Regisseur Andreas Prochaska inszeniert Historie fürs Fernsehen inszeniert.

Herr Prochaska, Sie haben den Dreiteiler „Maximilian: Das Spiel um Macht und Liebe“ inszeniert, den das ZDF vom 1. Oktober an zeigen wird. Zwar geht es um historische Figuren, trotzdem neigt jedes Mittelalter-Fernsehen zur Formel: „Game of Thrones, nur ohne Drachen“. Wo liegt Ihr Fokus, damit sich ein Millionenpublikum für den historischen Stoff interessieren wird?

Bei den Charakteren. Mein Ziel war, die Distanz, die Kostüm und Ausstattung schaffen können, zu durchbrechen und Figuren zu schaffen, für die sich auch ein junges Publikum interessieren kann.

„Das Wunder von Kärnten“, „Spuren des Bösen“, „Das finstere Tal“, lang ist die Liste Ihrer Arbeiten für Kino und TV. Und sie zeigt auch, dass Sie gerne die Genres wechseln. Jetzt die Geschichte von Maximilian von Habsburg, dem letzten Ritter, und Maria, der Herzogin von Burgund. Warum haben Sie die Regie für den Dreiteiler übernommen?

Maximilian und Maria sind unglaublich spannende Figuren, beide haben auf ihre Weise versucht, sich gegen die Zwänge ihrer Umgebung aufzulehnen. Sie haben an der Wende von Mittelalter zur Renaissance gelebt und beide haben sich mit Dingen beschäftigt, die ihrer Zeit weit voraus waren. Für mich ist Maximilian auch eine Coming- of-age-Geschichte. Maximilian lernt seine Wut und sein Ungestüm zu zähmen und auf seine Weise sich seiner Bestimmung zu stellen.

Auch ist das ausgehende 15. Jahrhundert eine Zeit, die filmisch noch nicht so oft erforscht wurde, also für mich als Regisseur eine sehr spannende Aufgabe.

Wie viel Freiheit hat der Regisseur wirklich, wenn es um historische Stoffe geht?

Man muss sich Freiheiten nehmen, um eine fesselnde Geschichte erzählen zu können, die Zeit war vor allem politisch sehr komplex, hier überkorrekt zu sein, wäre nur dem Drama im Weg gestanden. Unsere Geschichte basiert auf historischen Ereignissen, hat aber nicht den Anspruch, ein korrektes Abbild der Zeit zu geben. Das ist ohnehin unmöglich.

Der österreichische Regisseur Andreas Prochaska hat für das Kino „Das finstere Tal“ inszeniert, für das Fernsehen "Spuren des Bösen“ oder „Das Wunder von Kärnten“.
Der österreichische Regisseur Andreas Prochaska hat für das Kino „Das finstere Tal“ inszeniert, für das Fernsehen "Spuren des Bösen“ oder „Das Wunder von Kärnten“.

© promo

Ihre nächste Arbeit wird die Serie „Das Boot“ sein. „Das Boot“, verfilmt von Wolfgang Petersen nach dem Buchheim-Bestseller, gehört wie kaum ein zweites Stück zum audiovisuellen Gedächtnis der Bundesrepublik. Jetzt wagen Sie sich an eine Fortsetzung. Was macht Sie sicher, dass Sie im Vergleich nicht untergehen?

Mögliches Scheitern ist nie auszuschließen, und ich werde alles daran setzen, mich aus der Vergleichsfalle zu befreien. Es ist ja kein Remake. Wir erzählen eine neue, andere Geschichte, die zu einem Teil auf einem deutschen U-Boot spielt.

Warum braucht es heute eine achtteilige Serie mit diesem Thema? Die Mehrheit der Deutschen sind Pazifisten.

Die Frage, was die Welt oder Deutschland braucht oder nicht braucht, kann ich nicht beantworten. Braucht Deutschland den „Tatort“ jeden Sonntag, vielleicht? Für mich ist es auf jeden Fall spannend, in diese Zeit einzutauchen und zu versuchen, mich auf Augenhöhe der handelnden Figuren zu begeben. Man tendiert ja mit dem heutigen Wissen dazu, leicht den Stab über die Menschen zu brechen, die damals gelebt haben. Drei meiner Söhne sind in dem Alter, in dem junge Männer sich freiwillig zum Dienst auf deutschen U-Booten gemeldet haben, die Verführung und Faszination interessieren mich genauso wie das Grauen und der Terror, den diese jungen Männer erlebt und verursacht haben.

Das alte „Boot“ war ein Männerfilm. Lässt sich diese Signatur in Zeiten der Diversität aufrechterhalten?

Das Konzept der Serie stellt sich dieser Herausforderung auf sehr intelligente Weise, indem man in La Rochelle einen eigenen Handlungsstrang erzählt, dessen Hauptfigur eine deutsche Übersetzerin ist, die in den Dunstkreis der Résistance gerät.

Das Interview führte Joachim Huber.

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