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Nächster Stopp der MDR-"Heimattour" in Helbra, in einer Halle, die einem "Reichsbürger" gehört.

© Matthias Meisner/Tagesspiegel

Rechtsextremismus: MDR-"Heimattour" in der Halle eines Reichsbürgers

"Einfach mal die Sau rauslassen" ist das Motto der "Heimattour" von MDR Sputnik. Gegen die Disco im sachsen-anhaltischen Helbra gibt es Proteste.

Von Matthias Meisner

Die Veranstaltungsreihe hat Tradition. MDR Sputnik, das Jugendradio des Senders, will mit ihr als extra cool gelten. "Manchmal muss man einfach tanzen gehen", heißt es in der Ankündigung der "Heimattour": "Egal, ob die Arbeit stressig war, es Zoff mit dem Freund oder der Familie gibt oder du einfach mal die Sau rauslassen willst." Die "Sputnik Heimattour" sei "genau richtig dafür". Zuletzt galt das etwa für Disco- und Show-Veranstaltungen in Günthersdorf, Gera, Weißenfels und Stendal.

Doch die nächste "Heimattour" im sachsen-anhaltischen Helbra bereitet dem Sender nun einige Probleme - und das nicht wegen Housekasper, DJ Wam und Soundgeknister, die am Samstag für die Unterhaltung der Gäste sorgen sollen. Sondern wegen des Veranstaltungsortes: Die "Alte Schachthalle" in Helbra gehört nämlich einem rechtsextremen "Reichsbürger", Mathias Meese. Er hatte dort im August den rechtsradikalen thüringischen AfD-Chef Björn Höcke zu Gast, im Dezember vergangenen Jahres war die damalige AfD-Chefin Frauke Petry geladen.

Das Bündnis "Aufstehen gegen Rassismus" dokumentiert die engen Verbindungen von Meese zur "Reichsbürger"-Bewegung, auch als Beleg dafür, dass die AfD wenig Berührungsängste zu Rechtsextremisten habe.

Die "Mitteldeutsche Zeitung" berichtet, dass der Besitzer der Halle seine rechtsextreme Gesinnung auch in den sozialen Netzwerken nicht verberge. Auf seinem Facebook-Profil fänden sich massenhaft Links zu Artikeln und Videos, in denen dargelegt werde, warum die Bundesrepublik angeblich kein wirklich existierender Staat sei, wie sich Politiker selbst gegen Deutschland wendeten, warum die Menschen systematisch belogen würden - "kurz gesagt, das Standardrepertoire der Reichsbürger". Außerdem habe der Mann viele antisemitische und rassistische Karikaturen gepostet, zudem Fotos von Adolf Hitler und Wehrmachtssoldaten inklusive Hakenkreuz.

Sender will Veranstaltung nicht absagen

MDR Sputnik sieht sich nicht in der Verantwortung. Die Veranstaltungsreihe "MDR Sputnik Heimattour" werde seit vielen Jahren von verschiedensten Veranstaltern gebucht, sagte ein Sprecher des Senders dem Tagesspiegel. Auf Twitter schreibt MDR Sputnik, der Sender habe selbst kein Vertragsverhältnis mit dem Besitzer "Alten Schachthalle" in Helbra. "Der Besitzer hat die Halle in einem langfristigen Mietvertrag an einen Mieter aus Halle/Saale vermietet. Dieser Mieter hat die Heimattour gebucht." Selbstverständlich distanziere sich der MDR "von jedem extremistischem und verfassungsfeindlichem Gedankengut". Die Veranstaltung will MDR Sputnik aber nicht absagen. Weder der Besitzer noch der Mieter der Halle in Helbra äußerten sich zu dem Vorgang.

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Das gegen den Hallenser Pegida-Ableger Halgida gegründete Bündnis "No Halgida" kann die Erklärung des Senders nicht nachvollziehen. Für "No Halgida" ist die "Heimattour"-Station in Helbra "trauriges Beispiel" dafür, dass sich "Programme und Sender mit den menschenfeindlichen Gegebenheiten abfinden". "No Halgida" wirft dem Sender vor: "Ihr gebt euren Namen und eure Werbung dafür her, dass jemand Gewinn machen wird, der ihn wohl in das nächste faschistische Projekt steckt."

Weiter erklärt das Bündnis, Meeses Vorstellungen seien deckungsgleich mit denen von Terrorzellen der "Reichsbürger" oder etwa auch dem dieser Bewegung angehörenden Adrian Ursache, der im Wahn um sich geschossen hatte. Dem Reichsbürger Ursache wird aktuell in Halle wegen Verdacht des versuchten Mordes in Halle der Prozess gemacht. "No Halgida" wirft dem Sender vor, sollten das nächste Mal ein Passant, ein Polizist oder ein Antifaschist angeschossen werden, habe er "vielleicht die Finanzierung der Kugel ermöglicht".

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