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Was geschah auf dem Kreuzfahrtschiff? Lucas Gregorowicz (l.) prüft die Überwachungskameras.

© RTL

"Passagier 23": Auf Kreuzfahrt mit Sebastian Fitzek

Von wegen Traumschiff: RTL macht aus einem Thriller von Bestseller-Autor Fitzek einen Gruseltrip, der sich zum Ende im Kruden verliert.

Thriller von Sebastian Fitzek sind, zugegeben, sehr erfolgreich, aber – Serienkiller hin, Pädophile her – sicher nicht jedermanns Sache. Dabei interessiere ihn mehr die Perspektive der Opfer, der Angehörigen, das hat der Bestseller-Autor neulich in einer Talkshow auf die nicht ganz ernst gemeinte Frage geantwortet, wie es seine Frau bei so viel kreativer Mordlust mit ihm aushalte. Auch sie wird „Passagier 23“ gelesen haben. In Fitzeks Buch verschlägt es Opfer und Angehörige auf ein Kreuzfahrtschiff. Für Millionen Menschen gehören solche Luxus-Ausflüge aufs Meer ja zu den Höhepunkten ihres Lebens. Es braucht nicht viel Fantasie zur Prognose, dass RTL mit diesem Thriller-Mix ein Millionenpublikum zieht.

Große Erwartungshaltung also. Und große Fallhöhe. Das gilt auch für den Polizeipsychologen Martin Schwartz (Lucas Gregorowicz), dessen Frau und Sohn vor fünf Jahren auf einer Kreuzfahrt an Bord der „Sirius“ spurlos verschwunden sind. Schwartz bekommt einen Anruf einer Unbekannten, die ihn an Bord jenes Schiffes lockt. Wieder sei ein Kind mit seiner Mutter verschwunden. Schwartz könne nun auch herauskriegen, was damals mit seiner Familie geschah.

Das ist die Ausgangssituation in Fitzeks Thriller „Passagier 23“, der sich wie viele seiner Bücher stark verkaufte und für die deutsche TV-Industrie interessant wurde. Vier Fitzek-Romane wurden bereits verfilmt, mit mehr oder weniger großem Erfolg. Dieser Film wird noch durch den Fall Daniel Küblböck aufgeladen, der Anfang September vor der Küste Kanadas von einem Kreuzfahrtschiff verschwand. Der Begriff „Passagier 23“ steht in der Seefahrt stellvertretend für die Fahrgäste, die auf unerklärliche Weise verschwinden.

Gedreht wurde auf einem echten Kreuzfahrtschiff. Auf welchem, hat RTL nicht verraten. Erstaunlich, dass die Fitzek-Story da überhaupt drauf gelassen wurde. Die Branche habe sich recht zugeknöpft verhalten, hieß es vom Sender. Es gibt bessere Werbung für Kreuzfahrttouren als so eine Mordgeschichte.

Es könnte also brisant sein. Schade nur, dass sich dieser TV-Thriller (Buch: Miriam Rechel) am Ende im Kruden, Überkonstruierten verliert, vor allem, was die Motivlage eines etwaigen Serienkillers betrifft. Da mag sich Regisseur Alexander Dierbach noch so sehr mühen, dem Kreuzfahrtschiff gruselige Orte und Bilder zu entlocken.

Vielleicht liegt es auch an dieser Figur Martin Schwartz, die – ohne Interesse an Restaurants, Animation, Bordleben – mit müdem Blick quer durch alle Decks nach der verschwundenen Mutter sucht, gefangen zwischen eigenen Wahnvorstellungen und der aktuellen Gefahrenlage. Judy Winter als einflüsternde Krimiautorin und Oliver Mommsen als eine Art Anti-Sascha-Hehn-Kapitän werden sich mit „Passagier 23“ auch keine Fernsehpreise erspielen.

Das Ganze ist gute Thriller-Konfektion. Wahrscheinlich warten Kreuzfahrt-Fans sowieso schon auf das ZDF-„Traumschiff“ zu Weihnachten. Und die Hartgesottenen auf den nächsten Fitzek-Schmöker im Buchhandel.

„Passagier 23 - Verschwunden auf hoher See“, Donnerstag, RTL, 20 Uhr 15

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