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BKA-Mann Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Polizeikommissar Joachim Rehberg (Jörn Knebel)

© NDR/Christine Schroeder

Ermittlerduo Falke/Grosz: NDR-"Tatort": Rollentausch in Lüneburg

So hat man Falke und Grosz noch nicht gesehen: Im „Tatort“ „Alles was sie sagen“ mit Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz werden aus den Kommissaren die Verdächtigen.

„Bin ich Zeuge oder stehe ich unter Verdacht?“ Für Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) ist es eine ungewohnte Situation. Nach einem tragisch missglückten Einsatz sitzt der Bundespolizist einem Kommissar von der Lüneburger Polizei in einem Verhörraum gegenüber, die Mikrofone des Aufnahmegerätes sind auf ihn gerichtet und er muss die Fragen von Joachim Rehberg (Jörn Knebel) beantworten. „Wenn die Sonne aufgeht, muss ich vor die Presse. Bis dahin will ich wissen, was passiert ist“, macht Rehberg dem Kollegen klar.

„Alles was sie sagen“, so heißt der neue NDR-„Tatort“ mit Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz als Falkes Kollegin Julia Grosz. Von kollegialer Stimmung ist bei diesem Fall jedoch nur wenig zu spüren. In ihren Aussagen widersprechen sich die beiden ein ums andere Mal, das Verhältnis zwischen ihnen scheint zerrüttet.

Eine junge Frau ist bei einem Zugriff, der nie hätte stattfinden dürfen, ums Leben gekommen. Es besteht die Möglichkeit, dass die Kugel aus Falkes Waffe stammt oder er auf andere Weise Schuld am Tod der unschuldigen Frau ist. Der Lüneburger Kommissar soll den Verlauf der Ereignisse rekonstruieren und ist dabei auf die Aussagen von Falke und Grosz angewiesen.

Dabei sah es zunächst nach einem Routinefall aus: Die BKA-Kommissare sollen einen Mann überprüfen, der im Verdacht steht, im syrisch-libanesischen Grenzgebiet als Angehöriger einer Miliz Kriegsverbrechen begangen zu haben. Als sie den Mann (Youssef Maghrebi) in einer Schule, in der er beim Integrationsunterricht mithilft, antreffen, flüchtet er. Bei einem späteren Zugriff in einer Fabrikhalle kommt es zum Schusswechsel. Dabei wird seine Begleiterin Amila tödlich getroffen.

Dieser „Tatort“ ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich und zugleich außergewöhnlich gut gelungen. Dass das Setting an die Crime-Serie „True Detective“ mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson erinnert, stört die Autoren Arne Nolting und Jan Martin Scharf nicht, sie weisen darauf hin, dass die Konstruktion mit einem unzuverlässigen Erzähler und unterschiedlichen Perspektiven bereits von Akira Kurosawa in „Rashomon“ eingesetzt wurde.

Die Flüchtlinge im Film sind "echt"

Mit Özgür Yildirim wurde „Was sie sagen“ von einem Regisseur umgesetzt, der bereits an der Entwicklung des Ermittlerduos Falke/Grosz beteiligt war. Obwohl getrennt verhört, lässt er die beiden Kommissare in einer Art Fernduell interagieren. Als Filmemacher deutsch-türkischer Herkunft ärgert es Yildirim, wenn Nicht-Deutsche im Fernsehen gebrochenes Deutsch sprechen sollen.

Bei den Flüchtlingen in diesem „Tatort“ handelt es sich darum um echte Geflüchtete, „und das hört man ihnen auch an“, sagt der Regisseur. Yildirim kam dabei ein Zufall zu Hilfe. Es stellte sich heraus, dass sowohl Sabrina Amali, die die aus dem Libanon stammende Alima spielt, als auch Franziska Weisz Französisch sprechen. Das lässt diese Szenen besonders authentisch wirken.

Die eindrückliche Stimmung des Films, der zu fast gleichen Teilen aus der Kammerspiel-Situation des Verhörzimmers und Rückblenden zu den Ereignissen vor der Befragung besteht, wird durch die Bildgestaltung von Matthias Bolliger und die Musik von Timo Pierre Rositzki zusätzlich verstärkt. So hat man Falke und Grosz noch nicht gesehen.

„Tatort: Alles was sie sagen“, ARD, Sonntag, 20.15 Uhr

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