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Achtung, Troll-Gefahr. Die politische Kommunikation bei Facebook und Twitter ist öffentlich nur noch beschränkt beobachtbar.

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MEDIA Lab: Neue Machthaber

Die politische Kommunikation verlagert sich online immer mehr zu Plattformen wie Facebook und Twitter. Algorithmen, Bots und Trolle übernehmen die Kontrolle.

Es gibt Lichtblicke in Berlin: An der FU wurde bei den Publizisten eine neue Professur eingerichtet, und zwar erkennbar zukunftsorientiert mit dem Schwerpunkt Digitalisierung. Übernommen hat sie Ulrike Klinger, die bislang an der Universität Zürich erforschte, wie dramatisch sich Medien, Journalismus und die politische Kommunikation verändern.

In ihrer Antrittsvorlesung hat sie sich mit dem „Ende der Öffentlichkeit“ befasst – der Öffentlichkeit, wie „wir sie kennen und wie wir sie bisher konzeptualisiert, uns vorgestellt und vermessen haben“. Gerade die politische Kommunikation verlagere sich online immer mehr zu Plattformen wie Facebook oder Twitter, die nicht mehr öffentlich beobachtbar seien und die von Algorithmen, Bots und Trollen beeinflusst werden. Klinger betonte, wie viel die Ausgestaltung digitaler Kommunikation mit Macht zu tun habe: Wer die Angebote gestalte, bestimme auch, was wir mit diesen Medien tun können, und was nicht: „Wenn etwa Facebook neue Features speziell für Wahlkämpfe einführt, beeinflusst das, wie Bürgerinnen und Bürger in Beziehung mit politischen Akteuren und Institutionen geraten und diese gestalten können“. Programmierer, Entwickler, Designer und Investoren würden so „unsere digitale Welt nach ihren Vorstellungen einrichten“, die Differenz zwischen öffentlichem Raum und Privatsphäre werde eingeebnet.

Nicht für Unterhaltungsclowns und Selbstdarsteller

Ein weiteres Highlight: Die Doktoranden der Max Planck-Gesellschaft, also die Creme de la Creme des Forschernachwuchses in Deutschland, befassten sich kürzlich in Berlin ein ganzes Wochenende lang mit dem Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft. Ein kunterbuntes Multi-Kulti-Völkchen war da im Harnack-Haus präsent und hat sich ausgetauscht, wie Wissenschaftler am besten kommunizieren – wahrlich kein Zuckerschlecken in unserer übersättigten Aufmerksamkeitsökonomie mit ihrem Überangebot von Unterhaltungsclowns und Selbstdarstellern.

In einem Vortrag des Nano-Physikers Jeremy Baumberg ging es dabei auch um die geheimnisvollen Seiten des Wissenschaftsbetriebs. Intransparenz in der «schönen, neuen Welt» des Digitalen gibt es also nicht nur dank der digitalen Plattformen und ihrer Algorithmen.  

Lektüretipps:

Jeremy Baumberg, Secret Life of Science: How It Really Works and Why It Matters, Princeton University Press 2018

Klinger, Ulrike (2018): Aufstieg der Semiöffentlichkeit: Eine relationale Perspektive, in: Publizistik Jg. 63/1918, Heft 2. 245-267

Stephan Russ-Mohl

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