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Frank-Walter Steinmeier mit Dean Baquet (li.) und Arthur O. Sulzberger Jr. (r.), Chefredakteur und Verleger der Tageszeitung „The New York Times“.

© dpa

Marion-Dönhoff-Preis an "New York Times": Gutes Handwerk gegen Populismus

Bundespräsident Steinmeier verleiht den Marion-Dönhoff-Preis an die „New York Times“ und fordert dabei auch mehr Selbstkritik in den Medien.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die „New York Times“ mit dem Marion Dönhoff Preis für internationale Verständigung und Versöhnung ausgezeichnet. Die Zeitung sei ein „Leuchtturm der Vernunft in Zeiten der Unvernunft“, sagte Steinmeier am Sonntag in Hamburg. Sie setze Maßstäbe für eine freie Presse mit allerhöchster Qualität. Den Förderpreis erhielt die pro-europäische Bürgerbewegung „Pulse of Europe“. Beide Preise sind mit jeweils 20.000 Euro dotiert.

Die „New York Times“ hatte nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump nach eigenen Angaben fünf Millionen Euro investiert und 600.000 neue Abonnenten hinzugewonnen. Zwei Drittel der 3,5 Millionen Bezieher lesen die Tageszeitung digital. Die hohe Zahl der Abonnenten sorge dafür, so Chefredakteur Dean Baquet, dass die Times unabhängig bleibe „von den Kräften des Silicon Valley oder großen Medien-Verbindungen“. Die „New York Times“ habe auch Fehler gemacht, diese aber selbstkritisch aufgearbeitet, so Steinmeier. Gegen Populismus und „Fake News“ setze die Zeitung gutes Handwerk, Fakten und die Darstellung unterschiedlicher Argumente. In einer Demokratie sei es nicht nur ein „Bürgerrecht“, sondern eine „Bürgerpflicht“ informiert zu sein.

"Selbstkritik auch von Medien zu erwarten"

"Die Selbstkritik, die ganz selbstverständlich von Politikern gefordert wird, ist auch von Medienmachern zu erwarten", sagte Steinmeier. "Natürlich, gerade in dieser unübersichtlichen Welt brauchen wir Vertrauen in die Autorität von Medien." Aber Selbstkritik untergrabe nicht die Autorität der Medien, "im Gegenteil: Sie ist Grundlage für das Vertrauen".

„Pulse of Europe“ hatte sich vor einem Jahr in Frankfurt am Main als überparteiliche Bürgerbewegung gegründet. Demonstrationen gab es in mehr als 100 Städten in Deutschland und den Nachbarländern. An einigen Orten hatten mehrere 10 000 Menschen für ein vereintes Europa demonstriert. Die Bewegung habe offenbar „einen Nerv getroffen“, sagte Mitbegründerin Sabine Röder. Zivilgesellschaftliches Engagement für Europa sei gefragter denn je. „Pulse of Europe“ erinnere die Bürger daran, dass Europa mehr sei als Euro und Binnenmarkt, sagte die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in ihrer Laudatio. Es werde an der EU auch Kritik geübt, ohne jedoch die hohe Bedeutung eines vereinten Europas aus dem Blick zu verlieren.

Gestiftet wird der Dönhoff-Preis von der „Zeit“, der „Zeit“-Stiftung und der Marion Dönhoff Stiftung. Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002) war „Zeit“-Chefredakteurin und Herausgeberin. Frühere Preisträger sind unter anderem: Navid Kermani (2016), Hans-Dietrich Genscher (2014), Daniel Barenboim (2013) und Michail Gorbatschow (2010). (epd/Tsp)

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