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Befördert. Das TV-Format „Täter, Opfer, Polizei“ kommt aus dem Vorabend in die RBB-Primetime. Fraglich ist, was mit den Kultur- und Sportthemen passiert.

© rbb

Kritik an Reformplänen: Mehr Dichter und Denker beim RBB

Die Pläne für die Reform des RBB-Fernsehprogramms werden durchaus kontrovers diskutiert. Vor allem der Rundfunkrat des Senders hat noch einige Fragen.

Die Pläne zur Programmreform des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) – damit hat die neue Intendantin Patricia Schlesinger einen Stein ins Wasser geworfen, der immer größere Kreise zieht. Auch im RBB-Rundfunkrat, dem Kontrollgremium des öffentlich-rechtlichen Senders. Der hat sich am Donnerstag in Potsdam erstmals mit den neuen Sendungen und geänderten Formaten beschäftigt. Zur Erinnerung: Die Reform konzentriert sich auf die sogenannte Primetime nach 20 Uhr 15. Mehr eigene Sendungen, weniger Wiederholungen, mehr Informationssendungen mit Relevanz lautet die Prämisse. Das beinhaltet auch die Einstellung bekannter, durchaus populärer Formate wie „Klartext“, „Stadt, Rad, Hund“ oder denen mit Max Moor.

Mit Max Moor im Gespräch

Zu Letzterem teilte Schlesinger überraschend mit: Man sei mit Max Moor in Gesprächen über ein neues Format. Aus dem Rundfunkrat kam die Kritik, der RBB tue gut daran, in einer Stadt mit der Berlinale, Theater- und Museumslandschaft kulturelle Aspekte in seinem TV-Programm nicht zu vernachlässigen. „Durchaus mehr Dichter und Denker, statt ,Täter, Opfer, Polizei‘ “, sagte Dieter Pienkny, Vorsitzender des RBB-Programmausschusses, in Anspielung auf das sehr erfolgreiche Fahnder-Format aus dem Vorabend, das nun mit der Reform in die Primetime gespült wird. Eine andere Frage war, was mit dem Sport im RBB-Fernsehen passiert, wenn der „Sportplatz“ am Sonntagabend wegfällt – angesichts der Stärke der Berliner Vereine Hertha, Alba, Eisbären, Füchse etc.

Ansonsten viel Konsens im Gremium darüber, dass das RBB-Fernsehen erneuert werden muss. Schlusslicht unter den Dritten Programmen wolle man nicht bleiben. Aber auch Unmut darüber, dass die meisten Rundfunkratmitglieder von der Reform zunächst aus der Presse erfahren haben. Da gibt es bei der neuen Intendantin in Sachen interner Kommunikation offenbar noch Verbesserungsbedarf. Spannend auch die Frage, wie sich die personellen Konsequenzen der Reform auswirken. Die Intendantin erklärte, dass nach Lösungen gesucht werde, was die festen freien Mitarbeiter betrifft, die bei „Klartext“ zum Beispiel in der Technik arbeiten. Kündigungen im großen Stil stünden jedoch nicht im Raum.

Beim Fernsehen werden die Reformen des RBB nicht aufhören, hat Schlesinger am Ende ihrer ersten 100 Tage im Amt vor Pressevertretern gesagt. Sobald die Änderungen im TV-Bereich greifen, wolle sie sich um die nächsten Aufgaben kümmern: das Radio und die Strukturen. Im Radio läuft es zwar insgesamt viel besser als im Fernsehen, doch speziell bei Radio Fritz gebe es noch Korrekturbedarf. In welche Richtung sich dagegen die Strukturen entwickeln sollen, dazu hält sich Schlesinger vorerst bedeckt.

Was die Verzahnung von Fernsehen, Radio und Internet angeht, ist der RBB ihrer Einschätzung nach schon sehr viel weiter als andere ARD-Anstalten, einschließlich des NDR, für den Schlesinger 30 Jahre lang tätig war. Das Modell „Online First“, nach dem wichtige News so schnell wie möglich über das Internet verbreitet werden, egal von welchem RBB-Bereich sie recherchiert wurden, werde schon jetzt im Sender gelebt. Und auch mit den Apps der einzelnen Programme von TV und Radio sowie mit der News-App RBB24 ist sie zufrieden.

Kooperation mit anderen ARD-Sendern?

Geänderte Strukturen müssten zudem nicht auf den RBB allein beschränkt sein. Denkbar sind für Schlesinger zum Beispiel verstärkte Kooperationen mit anderen ARD-Sendern, beispielsweise im Einkauf oder bei Abrechnungen. Innerhalb des Senderverbundes diskutiert eine spezielle Arbeitsgruppe über Strukturfragen. Immerhin gehört der RBB inzwischen nicht mehr zu den armen ARD-Sendern. Die Zweiländeranstalt wird überproportional von den Mehreinnahmen nach der Reform der Rundfunkgebühren profitieren, weil durch die Umstellung auf die Haushaltsabgabe das Problem der Schwarzseher verringert wird.

Eine Konsequenz davon ist jedoch, dass Schlesinger anders als ihre Vorgängerin Dagmar Reim Geld in den ARD-internen Finanzausgleich überweisen muss. „Wir nehmen nichts und wir geben nichts“, war Reims Credo gewesen. Patricia Schlesinger muss sich damit zufriedengeben, dass der RBB nach zähen Verhandlungen weniger als zunächst gefordert zahlen muss. Der Reformprozess beim RBB werde kein Sparprozess sein, betont Schlesinger. Aus dem Vollen schöpfen kann der Berlin-Brandenburger Sender aber auch weiterhin nicht.

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