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Jürgen Jürgens, langjähriger Musikchef von Radio Berlin 88,8, ist am Pfingstmontag nach schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren gestorben.

© RBB

Jürgen Jürgens gestorben: Der Mann, der die Musik und die Künstler liebte

Jürgen Jürgens brachte mit der Hörerhitparade "Hey Music" Menschen auf den Popgeschmack. Jetzt ist er mit 65 Jahren gestorben. Ein Nachruf

Schon sein Name klang nach Schlager und Pop: Jürgen Jürgens. Was aber kein Künstlername war, sondern sein echter - und über die Jahre ein Markenname. Jürgen Jürgens hat als Moderator der beliebten Hitparade "Hey Music" den Musikgeschmack mehrerer Generationen von jungen Berlinern geprägt. Auch deswegen, weil die Sendung, die Jürgens erst im SFB und dann in der RBB-Welle Radio Berlin durchgängig moderierte, eine Hörerhitparade war.

Klingt nach schierer Dienstleistung, war aber deutlich mehr. Jürgens, ein positiv Musikverrückter, wollte seine Zuhörer nicht nur Best-of liefern, sondern mit Neuerscheinungen und neuen Künstlern überraschen.

In seiner "Hey Music" war wohl nahezu jeder deutschsprachige Popkünstler der vergangenen vier Jahrzehnte zu Gast. Unvergessen sind dabei auch seine Interviews mit Whitney Houston, Michael Bublé, Eric Burdon oder Johnny Cash. Zugleich war Jürgens stets auch ein Wegbereiter und Förderer junger Künstler. Heutige Stars wie Herbert Grönemeyer, Heinz-Rudolf Kunze, Marius Müller-Westernhagen oder Udo Lindenberg bekamen in seiner Sendung zum ersten Mal ein Podium für ihre Musik. Gerade mit Udo Lindenberg verband Jürgen Jürgens auch die Liebe zur Malerei - allerdings bevorzugte er Ölfarben statt Eierlikör. Und wenn er nicht an der Staffelei saß oder Karikaturen von Künstlern zeichnete, bearbeitete er in seinem Haus vor den Toren Berlins Video-Interviews für Radio Berlin.

Mit "Hey Music" ging es in die Discos

Der Missionar des guten Popgeschmacks blieb nicht in seinem Studio hocken. Insbesondere in den 70er und 80er Jahren schlug Jürgens mit seiner Sendung eine musikalische Brücke zwischen Ost und West. Viele Jugendliche im damaligen Westteil der Stadt lernten ihn auch persönlich kennen, denn einmal im Monat besuchte er mit seiner "Hey Music"-Diskothek Berliner Schulen. Viele junge Ost-Berliner schalteten "Hey Music" an, weil sich darauf verlassen konnten, dass donnerstags ab 20 Uhr die neueste Musik zum Mitschneiden lief - und Jürgen Jürgens aufs "Draufquatschen" bewusst verzichtete.

Nebenher erfand er für den damaligen SFB so beliebte Radiosendungen wie die "LP-Diskothek", "Let's go Disco" oder den "Soundcheck". Er moderierte den sonntäglichen Radioclub zusammen mit Christian Eckard und präsentierte im SFB-Fernsehen die "Sonnabendschau". Als Musikchef von Radio Berlin 88,8 formte er das Programm zu einer modernen Popwelle, was sich in der Radio-MA, sprich in der Hitparade der in Berlin und Brandenburg meisteingeschalteten Radioprogramme positiv niederschlug.

RBB-Intendantin Patricia Schlesinger würdigte Jürgen Jürgens als einen "durch und durch kreativen Menschen, der zu jeder Sekunde für das Radio und für die Musik brannte". Was aber noch wichtiger war: "Jürgens liebte die Künstler und die Musiker, die in seiner Sendung auftraten. Und die haben es ihm gedankt. Das war das tiefere Geheimnis seines jahrzehntelangen Erfolges."

Im Herbst 2017 ging Jürgen Jürgens in den Ruhestand. Am Pfingstmontag ist er nach schwerer Krankheit gestorben. Jürgen Jürgens wurde 65 Jahre alt.

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