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Das Interview auf der Facebook-Seite von Thügida

© Tsp

Interview mit David Köckert: Sat1 distanziert sich von Vorgehen der "Akte"-Redaktion

Das Sat1-Magazin "Akte 20.18" hat Ausschnitte eines Interviews mit dem Thügida-Gründer gezeigt. Vorher streamte Thügida das Gespräch ungeschnitten im Netz.

Ein neuer Beitrag zu der Frage: Wie gehen Medien mit dem Thema Rechtsextremismus, Neonazis, Pegida oder auch der AfD um, beziehungsweise deren Vertretern? Das Sat1-Magazin "Akte 20.18" mit Claus Strunz hatte am Dienstag ein Interview mit Thügida-Gründer David Köckert in der Sendung. Der gibt Medien normalerweise keine Interviews. Hier nur mit einer Bedingung: Köckert beziehungsweise Thügida wollten das Interview mitfilmen und live bei Facebook streamen.

So stand das Interview untertags also, ungeschnitten, bereits im Internet, abends dann wurde es in Ausschnitten in "Akte 20.18" ausgestrahlt, wo Köckert als "Neonazi" und "Agitator" vorgestellt wurde, der Thügida-Gründer war früher mal bei der NPD.

Beim Produzenten Meta Productions hat man offenbar keine Probleme mit dieser Verabredung. Geschäftsführer Matthias Pfeffer erklärte gegenüber meedia.de: "Herr Köckert hat vorab angekündigt, das Video mit einer eigenen Kamera mitzufilmen und zu streamen, um sicherzustellen, dass sein Interview nicht im Rahmen der Sendung ,Akte 20.18' verfälscht dargestellt wird."

Die Redaktion habe dem zugestimmt, weil das öffentliche Interesse an dieser Figur der rechtsradikalen Szene nach seinem volksverhetzenden Auftritt in Köthen enorm war und wir zudem nichts zu verbergen haben." Hätte man den Forderungen Köckerts nicht entsprochen, hätte er das in den sozialen Netzwerken zum Anlass genommen, um weiter Stimmung gegen die Presse zu machen.

Sat1 hat sich von dem Vorgehen der "Akte"-Redaktion distanziert. In einer Stellungnahme sagt eine Sendersprecherin: "Sat1 war keine Absprache mit Herrn Köckert bekannt. Diese hätten wir auch nicht gebilligt. Und wir distanzieren uns an dieser Stelle klar davon."

Hat das nun Konsequenzen für die Produktion von "Akte 20.18"? Oder könnte so ein redaktionelles Vorgehen wieder möglich sein? "Mögliche Konsequenzen besprechen wir wie üblich gemeinsam mit dem Produzenten", sagte eine Sat1-Sprecherin dem Tagesspiegel. "Rein journalistisch gesehen" sagt Matthias Pfeffer, "sehe ich unser Vorgehen als ein zulässiges Mittel an, um in dieser aktuellen Situation einen Beitrag zu liefern, der relevant ist. Ich habe aber auch Verständnis für Leute, die das anders sehen. Die Debatte, wie man mit Rechtsradikalen in Medien umgeht, lässt sich nicht in Schwarzweiß beantworten."

Auf der Facebook-Seite von Thügida indes ist das Köckert-Interview sehr gefragt. Es kam seit Dienstag auf über 44000 Aufrufe.

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