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Ende einer Erfolgsgeschichte: Kevin Spacey, hier bei einer Pressekonferenz im Jahr 2015, hat bei Netflix keine Zukunft mehr.

© Jordan Strauss/dpa

"House of Cards": Netflix trennt sich von Kevin Spacey

Immer mehr Vorwürfe gegen den Star von "House of Cards" werden bekannt. Nun beendet die Produktionsfirma die Zusammenarbeit - und stoppt auch den Film "Gore".

Der Belästigungsskandal in der US-Filmbranche hat nun auch für Kevin Spacey berufliche und juristische Konsequenzen: Nach immer neuen Vorwürfen trennte sich die Produktionsfirma Netflix von dem Oscar-Preisträger und schloss ihn von weiteren Produktionen der Serie „House of Cards“ aus. Das berichteten US-Medien am Freitagabend (Ortszeit) unter Berufung auf eine Mitteilung von des Streamingdienstes. Zudem werde Netflix auch den von Spacey produzierten Film Gore, in dem er selbst die Rolle des Autoren Gore Vidal spielt, nicht veröffentlichen. Einem Bericht des britischen Fernsehsenders Sky News vom Freitag zufolge leitete außerdem die Londoner Polizei Ermittlungen gegen ihn ein.

Scotland Yard bestätigte am Freitag, nach einer entsprechenden Anzeige zu einem Vorfall aus dem Jahr 2008 im Süden Londons Ermittlungen aufgenommen zu haben. Namen nannte die Behörde nicht, nach dem Bericht von Sky News trug sich der Vorfall jedoch in der Nähe des Londoner Theaters Old Vic zu, wo Spacey zwischen 2004 und 2015 künstlerischer Leiter war.

Netflix hatte wegen der Anschuldigungen gegen Spacey bereits die Dreharbeiten zur sechsten Staffel von "House of Cards" gestoppt. Mitarbeiter der Serie berichteten nun dem Sender CNN, am Set habe wegen der häufigen Übergriffe des 58-Jährigen gegenüber jungen männlichen Angestellten eine "vergiftete Atmosphäre" geherrscht.

Insgesamt sprachen acht frühere und gegenwärtige Mitarbeiter mit dem Sender. Einer von ihnen warf Spacey vor, ihn in der Anfangsphase der Serie sexuell belästigt zu haben. Am Freitag kündigte dann Netflix an, jegliche Zusammenarbeit mit Spacey einzustellen. Auch der gemeinsame Film "Gore", der 2018 ausgestrahlt werden sollte, werde gestoppt, sagte ein Sprecher. Ob, und wenn ja in welcher Form, es mit "House of Cards" weitergeht, war unklar. Zu Wochenbeginn war zunächst bekannt geworden, dass die Erfolgsserie nach der sechsten Staffel eingestellt werden sollte - eine Entscheidung, die schon Monate vor dem aktuellen Skandal gefallen sein soll.

Ein ehemaliger Schauspielschüler des Oscar-Preisträgers, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte der Internetseite "Vulture", er habe mit zwölf Jahren Spaceys Schauspielunterricht besucht und zwei Jahre später eine "sexuelle Beziehung" mit ihm angefangen. Nach einem Vergewaltigungsversuch in Spaceys Wohnung aber habe er das Verhältnis abgebrochen. Er bezeichnete Spacey als "Sextäter und Pädophilen".

Der Belästigungsvorwurf gegen den 58-Jährigen wird auch von dem Schauspieler Anthony Rapp erhoben. Dieser berichtete in einem Interview, er sei 1986 als 14-Jähriger auf einer Party von Spacey sexuell bedrängt worden.

New Yorker Polizei bereitet Haftbefehl gegen Harvey Weinstein vor

Auslöser der jüngsten Debatte waren vor rund einem Monat Enthüllungen, denen zufolge der US-Filmproduzent Harvey Weinstein über drei Jahrzehnte hinweg Frauen sexuell belästigte. Mehr als hundert Frauen haben sich mit entsprechenden Vorwürfen gemeldet, darunter Stars wie Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie. Mehrere Frauen werfen Weinstein Vergewaltigung vor, darunter nun auch die aus der Serie "Boardwalk Empire" bekannte Schauspielerin Paz de la Huerta.

Die New Yorker Polizei kündigte am Freitag an, im Fall der Schauspielerin einen Haftbefehl gegen Weinstein wegen Vergewaltigung vorzubereiten. Würde Weinstein sich in New York aufhalten, "dann würden wir ihn unverzüglich festnehmen", sagte der Chefermittler der New Yorker Polizei, Robert Boyce.

Da Weinstein aber in einem anderen Bundesstaat sei und der Vergewaltigungsfall einige Jahre zurückliege, müsse zunächst vor Gericht ein Haftbefehl erwirkt werden, sagte Boyce. Dafür stelle die Polizei gerade Beweismaterial zusammen. Gegen Weinstein wird bereits in Los Angeles, Beverly Hills und London ermittelt. (Tsp, AFP, dpa)

Kevin Spaceys zynisches Coming Out: Nach den Missbrauchsvorwürfen gab der Schauspieler bekannt, schwul zu sein - ein Ablenkungsmanöver, kommentiert Tilmann Warnecke vom Queerspiegel.

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