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Hineingewachsen. Zu ihrer Paradedisziplin kam Bettina Böttinger 1993 eher durch Zufall, als Notersatz für Roger Willemsen, der für eine WDR-Talkshow eingeplant war.

© dpa

Geburtstag und zehn Jahre "Kölner Treff": Die Gastgeberin - Bettina Böttinger wird 60

Rheinische Frohnatur, auch in Moll: Bettina Böttinger feiert 60. Geburtstag und zehn Jahre „Kölner Treff“. Dabei hat sich die Moderatorin eines ganz besonders vorgenommen.

Montagmittag vergangener Woche. Die Meldung von Götz Georges plötzlichem Tod macht die Runde. Bettina Böttinger wartet in einem Restaurant am Potsdamer Platz. Interviewreigen zu ihrem 60. Geburtstag und zu zehn Jahren „Kölner Treff“, eine der beliebtesten Talkshows in den Dritten Programmen. Und, ja, es überrascht nicht, die Moderatorin hat eine Geschichte zu Deutschlands bestem Schauspieler.

Allerdings nicht aus einer ihrer Frage-Sendungen, einem ihrer zig TV-Formate in 23 Jahren Fernsehgeschäft. Böttinger hat Götz George vor sieben Jahren privat besucht, auf Sardinien. Sie war mit einer Freundin da, die den öffentlichkeitsscheuen Schauspieler gut kannte. Die Gelegenheit, George in den „Kölner Treff“ einzuladen, hat sie damals allerdings nicht genutzt. „Das war ja im privaten Rahmen, da bin ich dann doch zu schüchtern.“

Sie lacht. Verlegenheit ist nicht unbedingt das, was man mit Bettina Böttinger, geboren in Düsseldorf, wohnhaft in Köln, in Verbindung bringt. Sie bezeichnet sich selbst als rheinische Frohnatur, was bekanntlich vor allzu großer Grübelei schützen soll. Umso erstaunlicher und interessanter, wie sich die Moderatorin und Produzentin in den vergangenen Jahren mit dem Thema Tod und Vergänglichkeit im privaten Umfeld auseinandersetzen musste, auch mit dem Tod ihrer Eltern.

Ihr Blick geht aus dem Fenster. „Wir haben ja auch Roger Willemsen in diesem Jahr verloren.“ Das habe sie wirklich erschüttert. „Wir mochten uns sehr, er war im vergangenen Jahr einen Tag bei mir in meinem Haus in der Eifel. Ich finde ihn so wichtig, seine kritische Stimme fehlt gerade in diesen schwierigen Tagen.“ Memento mori, auch jetzt zu ihrem runden Geburtstag? Nein, die Zahl 60 mache nichts mit ihr. Natürlich werde die Lebenszeit knapper. Sie frage sich, was wirklich wichtig ist.

Da muss Bettina Böttinger nicht lange nachdenken. Dass sie sich seit Jahren in sozialen Bereichen engagiere, unter anderem für Medica Mondiale, Burundi-Kids, die Deutsche Aids-Stiftung. Dieses Engagement bleibe, genauso wie das im Kölner Dom, wo die Moderatorin für das Gerhard-Richter-Fenster gespendet hat. „Jedes Mal, wenn ich da vorbeigehe, schaue ich hoch und denke, da ist ein Stück von mir, das noch lange strahlen wird.“

Genug mit dem Gespräch in Moll. Auch nicht mehr von der persönlichen und beruflichen Grenzsituation 2011. Nach den Sterbefällen, die ihr nahegingen, konnte sie am Freitagabend im „Kölner Treff“ nicht einfach weiter die unterhaltsame Gastgeberin sein. „Ich habe damals eine Trauertherapie gemacht und mich nicht gescheut, darüber öffentlich zu reden.“

Schaffe ich das alleine?

Pause. Cut. Frau Böttinger wird etwas unruhig, wie in ihrer Talkshow, wenn der Gast zu lange antwortet. Lederjacke, Shirt, sie sieht eher aus wie 50, rutscht auf dem Stuhl hin und her, fragt ihre Agentin, ob sie auch schon etwas für den Dom gespendet habe. Bettina Böttinger, die Menschenfängerin. Zu ihrer Paradedisziplin kam die Talkerin eher durch Zufall, als Notersatz für Roger Willemsen, der für eine WDR-Talkshow eingeplant war.

1993 läuft erstmals „B. trifft“. Zwei Gäste, die vorher nicht wissen, wer der andere Gast ist, sprechen über ein verbindendes Thema. „B. trifft“ wird ein Erfolg. 1996 startet „B. fragt“ in der ARD, wird aber nach wenigen Ausgaben wieder abgesetzt. Der „Kölner Treff“ läuft bis heute, im zehnten Jahr mit Böttinger. Ermüdungserscheinungen, gerade in diesen Tagen, wo der WDR-Talk als eine der ganz wenigen frischen Sendungen über den Bildschirm kommt? Nein. „Wir machen im Sommer immer sehr gute Quote. Schade eigentlich, dass wir dieses Jahr in die Pause gehen.“

Keine Durchhänger. Die gab es eher am Anfang, 2006, als der WDR den „Kölner Treff“ von der Einzel- auf Doppel-Moderation umgestellt hat. Nach drei Monaten stieg Achim Winter aus. „Ich habe mich damals gefragt: Schaffe ich das alleine? Und habe vor allem an Biolek gedacht, der sich immer als guter Gastgeber verstanden hat.“

Bei „B.trifft“ war sie die Journalistin, die gezielt Fragen stellte. Beim „Kölner Treff“ könne sie mal die Zügel locker lassen und sehen, wie sich die Gäste aufeinander einlassen. „In diese Rolle musste ich erst reinwachsen. Ich bin gerne Gastgeberin und mag diese Mischung aus rheinischer Heiterkeit und Ernsthaftigkeit.“

Um Böttingers Job beim „Kölner Treff“ richtig zu würdigen, muss man auch sehen, dass diese WDR-Runde – neben Steinbrechers „Nachtcafé“ im SWR – die einzige Talkshow mit großer Gästezahl in den Dritten Programmen ist, die nicht doppelmoderiert wird. Sechs verschiedene Typen, sechs Geschichten, 80 Minuten. Eine Fragestellerin.

Starke Leistung, die große dauerhafte Talkshow in der ARD hat Böttinger allerdings nicht moderiert. Auch mit dem Grimmepreis, für den die Moderatorin dreimal nominiert war, hat es nicht geklappt. „Unverschämtheit, ja“, wieder dieses herzhafte Lachen, „aber dafür gab es den Steiger-Award. Jetzt habe ich wenigstens einen Medienpreis erhalten. Ich komme jetzt in ein Alter, in dem man langsam für Lebensleistungen geehrt wird.“

"Ich möchte mir da eine größere Gelassenheit erarbeiten"

Eine gewisse Selbstironie schwingt da mit, dass kann nie schaden in der eitlen Branche. „Lachen Sie nicht, ich habe mir vorgenommen, doch noch ein besserer Mensch zu werden. Durch den Beruf und die Firma, die ich habe, stehe ich oft sehr unter Druck. Ich möchte mir da eine größere Gelassenheit erarbeiten, öfter mal Dinge tun, die sinnvoller sind, als immer nur zu arbeiten. “

Es hat sich ja gelohnt: Bettina Böttinger war Trendsetter in der Branche. Lange vor Anne Will, Maischberger & Co. hat die Moderatorin ihre eigene Produktionsfirma gegründet, 1994 die Encanto, mit der sie nicht nur „B. trifft“ und „Kölner Treff“ herausbrachte und bringt, sondern auch Tier-Doku-Soaps, Formate für WDR, SWR, RTL, Vox oder Kika. „Als TV-Produzentin kann ich nicht nur ein Standbein haben. Fernsehen ist im Wandel begriffen, und ich habe die Verantwortung für 21 Mitarbeiter.“

Wo und ob sie mit diesen auf ihren 60. Geburtstag anstößt, in Düsseldorf oder Köln, ist noch nicht klar. Sicher ist, dass der WDR seiner Marathon-Moderatorin am Freitag, 8. Juli, ab 21 Uhr, eine Dokumentation geschenkt hat: „Bettina Maria Böttinger - Fast ein Selbstportrait“ auch von ihrer ganz persönlichen Seite. Gar nicht so schüchtern.

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