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Jessy Wellmer und Philipp Köster moderieren „11 Freunde TV“ aus der Magnet-Bar in Berlin-Mitte und lassen dabei auch nach Hertha-Kneipen suchen.

© rbb/Gundula Krause

Fußball-Magazin: Der RBB will mit „11 Freunde TV“ einen anderen Blick auf den Fußball werfen

Fußball im Fernsehen ist nichts Besonderes mehr? „11 Freunde TV“ beim RBB soll das wieder ändern. Ungewöhnlich ist schon mal der Ort, wo dieses Magazin aufgezeichnet wird.

Rund 25 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Fußballfieber, haben zumindest ein ausgeprägtes Interesse für ihren Verein in der Bundesliga. Betroffene leiden mit dem Herannahen des Bundesligastarts am Freitagabend verstärkt an Symptomen wie innerer Unruhe, Kauf von Bundesliga-Sonderheften und hastigem Umstellen der Familienplanungen fürs Wochenende. Der deutsche WM-Triumph scheint längst vergessen oder zumindest doch den Hunger nach Fußball angestachelt zu haben. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) wird sich etwas dabei gedacht haben, in dieser Zeit sein ungewöhnliches Magazin „11 Freunde TV“ zu starten. Ungewöhnlich nicht nur deswegen, weil diese Fernsehsendung aus einer Szene-Bar in Berlin- Mitte kommt.

Mit Philipp Köster, 42, übernimmt der Chefredakteur des Fußball-Magazins „11 Freunde“ erstmals eine Fernseh-Moderation. An seiner Seite Jessy Wellmer, 34, vor allem bekannt aus der Sportecke des ZDF-Morgenmagazins und vom RBB-„Sportplatz“ am späten Sonntagabend, demnächst auch auf Radio Eins und in der ARD-„Sportschau“ am Sonntagnachmittag im Einsatz.

Fußball im Fernsehen sei längst nichts Besonderes mehr, sagte RBB-Sportchef Dirk H. Walsdorff bei der Präsentation am Dienstag. „11 Freunde TV“ soll das wieder ändern, mit nicht immer bierernst gemeinten Beiträgen, „die da anfangen, wo andere Sendungen aufhören“. Getragen von der besonderen Perspektive, die das 2000 gegründete gleichnamige Print-Magazin für Fußballkultur, welches auch eine Kooperation mit dem Tagesspiegel hat, bekannt machte.

Warum findet ein Hertha-Fan keine Hertha-Kneipe?

Tiefgründige Reportagen, besondere Fotografien, Aspekte der deutschen und internationalen Fußballkultur abseits der Spielergebnisse, Geschichten rund um den Fußball und vor allem um seine Fans, das oft in humorvollem Stil – die Beteiligten sind gespannt, ob sich das eins zu eins und in Serie aus dem „11 Freunde“-Heft in bewegte Bilder übertragen lässt. Die Themen der ersten Ausgabe versuchen denn auch einen Spagat: von „Fremd in der eigenen Stadt“ – warum findet ein Hertha-Fan keine Hertha-Kneipe im Prenzlauer Berg, während es ringsherum von Fußballfans in Gaststätten nur so wimmelt? – über eine Oliver-Kahn-Parodie bis hin zur Frage, ob es sich ein Traditionsklub wie der Hamburger SV wirklich leisten kann, seine Profiabteilung in eine AG umzuwandeln, ohne seine Fans zu vergraulen und seine Seele zu verlieren.

Das Ganze vorgetragen in recht schnellem Tempo, leicht verschachtelt, flott kommentiert von Ex-Nationalspieler Arne Friedrich und St.-Pauli-Fan und Musiker Thees Uhlmann. Ästhetik, Salonatmosphäre, das Antippen von entlegenen Themen ist für die 30-minütige Sendung wichtiger als Tiefenauslotung, wie sie das WDR-Recherche-Magazin „sport inside“ auszeichnet, gibt Philipp Köster zu.

Immerhin, der wegen seines faden Programms oft gescholtene Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) wagt etwas Neues. Produzent, die Hamburger Firma Riesenbuhei, und Moderator loben das offene Klima an der Masurenallee, auch wenn erst mal abgewartet werden soll, wie die ersten zwei Ausgaben von „11Freunde TV“ – am Mittwoch und am 24. September – beim Zuschauer ankommen, bevor es einen Auftrag für weitere Folgen gibt und die Turnus-Frage geklärt ist. Die späte Sendezeit dürfte nicht gerade massenweise Zuschauer anziehen.

Vorgenommen wird sich allerhand, Ledenschaft, Spaß, Meinungsfreude. „Wir berichten leidenschaftlich über Fußball, wir beziehen Stellung, vor allem aber haben wir Spaß an diesem Spiel“, sagte Jessy Wellmer. Philipp Köster ergänzte: „11Freunde ist seit 14 Jahren nah an den Fans. Jetzt sitzen wir mit dem RBB mitten im Wohnzimmer, der Fußball kommt nach Hause.“ Vorab gab es Bedenken, dass sich das etwas andere Fußball-Magazin mit dem Gang ins Fernsehen einem allzu kommerziellen Gedanken verpflichtet. „Das hätte man uns auch schon 2005 vorwerfen können, als wir einen Piloten mit ähnlichem Zuschnitt zusammen mit dem Pay-TV-Sender Premiere machten“, sagt Köster. „11 Freunde TV“ entspreche journalistisch dem „11-Freunde“-Gedanken. Das sei kein Bundesliga-Zirkus.

Den gibt’s wieder ab Freitagabend, mit der Übertragung des Eröffnungsspiels der Bundesliga im Ersten.

„11 Freunde TV“, RBB, Mittwoch, 23 Uhr

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