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Sommersportler Fabian Hambüchen reist demnächst zu Winterspielen. Aber warum benötigen wir, nicht nur bei Olympia, eigentlich immer mehr Experten des Sports?

© dpa

Experten im Sport-TV: Die Stimmenfänger

Bloß keine Plattitüden: Eurosport überträgt Olympia und viele Bundesligaspiele exklusiv – und bringt noch mehr Experten wie Matthias Sammer vor den Bildschirm. Wieso eigentlich?

Da lässt ein Medienunternehmen die Muskeln spielen: Zunächst sicherte sich Discovery die Rechte an den Olympischen Spielen, dann an der Fußball-Bundesliga.

Und jetzt noch die Experten, die das ungewohnt reichhaltige sportliche Treiben auf Eurosport erklären und begleiten sollen. Zur ohnehin vorhandenen Riege um Martin Schmitt, Sven Hannawald, Frank Wörndl, Jochen Behle und Michael Greis kommen für die Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang 2018 Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Anni Friesinger-Postma und Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen hinzu. Turnen? Richtig, das hat mit Wintersport nicht so viel zu tun, was wiederum die Frage nach Sinn und Unsinn des Sportexpertenwesens aufwirft. Darüber wird ja nicht nur diskutiert, wenn es um Millionen-Honorare von öffentlich-rechtlichen Fußballexperten geht.

Fabian Hambüchen soll bei Olympia unter anderem jedenfalls im Deutschen Haus als Reporter auf Stimmenfang gehen. Hambüchen sei eine Persönlichkeit, die man sofort mit dem olympischen Sport und den Olympischen Spielen verbindet, sagt ein Sprecher von Discovery. „Und das weit über den Turn- und Sommersport hinaus.

Er soll versuchen, „die ganze Faszination, den Spirit der Olympischen Spiele zu vermitteln. Einblicke, die nur ein Olympionike vermitteln kann, der bei insgesamt vier Olympischen Spielen war und den kompletten Medaillensatz gewonnen hat.“ Darunter macht’s Eurosport nicht und kündigt auch gleich an, dass die Planungen für diese Sportevents noch nicht abgeschlossen seien, sondern weiter vorangetrieben werden. „Dazu gehört auch der Ausbau unseres Teams, das wir weiter gezielt verstärken werden.“

„Wir haben den Anspruch, auch bei den Experten besser sein zu wollen“

Das dürfte wieder zulasten des illustren Expertenpersonals bei  Sky, Sport 1 & Co. gehen, vielleicht auch von ARD und ZDF. Eurosport will von den Winterspielen 2018 „die umfangreichste Berichterstattung“ der Olympia-Geschichte in Deutschland“ anbieten. US-Konzern Discovery, der hinter Eurosport steht, hatte die Rechte an den Olympischen Spielen von 2018 bis 2024 für 1,3 Milliarden erworben.

Von der kommenden Bundesligasaison an wird Eurosport darüber hinaus via Pay-TV 45 Partien live übertragen, mit 30 Partien am Freitagabend. Als Experte hierfür wurde der ehemalige Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer gewonnen, neben Marcel Reif (derzeit beim „Doppelpass“ auf Sport1 zu sehen) tatsächlich einer der wenigen, Stichwort Vermittlungskompetenz, bei denen es sich auch als Fan zuzuhören lohnt, der keine Plattitüden von sich gibt.

„Wir haben den Anspruch, auch bei den Experten besser sein zu wollen“, sagte Sammer mit Blick auf die Konkurrenz. Fußball-Kommentatoren werden Marco Hagemann und Matthias Stach sein, als Moderator kommt Jan Henkel von Sky.

Bäumchen-wechsle-Dich wieder in der Branche, mit viel Zugewinn unter Ex-Sportlern und Olympioniken. Vielleicht sollte hierzu eine neue Debatte nach dem Selbstverständnis beginnen. 70 Prozent der Sportjournalisten halten sich selber für Experten, sagt Sportwissenschaftler und Medienforscher Josef Hackforth. Warum brauchen Experten dann noch Experten? „Es gibt nur einen Grund: Die Prominenz der ehemaligen Sportler sorgt für Aufmerksamkeit, für Quote, Auflage.“ Nur wenige Experten erklären uns mehr als der professionelle Sportjournalist. Der Forscher nennt da als Beispiel nicht Stimmenfänger Hambüchen, sondern: Mehmet Scholl.

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