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Martin Brambach, 48, einer der meistbeschäftigten deutschen Schauspieler („Die Stadt und die Macht“, „Der Fall Barschel“), am Sonntag ist er im „Tatort“ zu sehen.

© dpa

Dresdner TV-Kommissar Martin Brambach: "Der 'Tatort' ist ein schwieriges Format"

Schauspieler Martin Brambach über Erwartungshaltungen, schwierige Formate, Klamauk, Pegida und den Dresdner „Tatort“. Ein Interview.

Herr Brambach, wo sind Sie denn gerade? Es ist so laut im Hintergrund.

In Hamburg, im Hotel. Nach unserem Gespräch geht’s direkt ab nach Dresden, zum „Tatort“.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem zweiten Dresdener „Tatort“, der am Sonntag läuft?
Mich interessiert viel mehr, wie er Ihnen gefallen hat.

Wir fanden ihn interessant.
Das kann alles Mögliche bedeuten. Und muss nicht in jedem Fall ein Kompliment sein. Was hat Ihnen denn nicht gefallen?

Dass die Geschichte ein wenig konstruiert wirkt. Aber um es positiv zu sagen: Sie waren mal wieder großartig! Wir mussten ungefähr zehn Mal lachen.
Das ist doch mal eine schöne Sache. Dann bin ich beruhigt. Und das bei einem Sozialdrama! Wir wollen ja schließlich auch unterhalten und nicht nur dramatisieren. Wenn uns das geglückt sein sollte, perfekt.

Wie gefallen Sie sich denn selbst in Ihrem zweiten „Tatort“?
Ich bin selten mit mir zufrieden. Das gilt auch für den Dresdner „Tatort“. Vielleicht, weil wir noch auf der Suche sind. Zu den Höhepunkten der heutigen Folge zähle ich aber unbedingt die Auftritte der Henni Sieland, gespielt von Alwara Höfels. Da passt alles, das finde ich wirklich gelungen. Die Kamera liebt sie einfach. Aber auch Jule Böwe als Wiebke Lohkamp ist großartig.

Sie sehen aber auch ganz toll aus, Herr Brambach.
Danke, danke, das ist ja mal ein Kompliment. Aber ich bin schon eher selbstkritisch. Von all den Filmen, die ich inzwischen gemacht habe, finde ich meine Leistung nur in einem oder vielleicht zweien richtig gelungen.

An dieser Stelle vielleicht ein Wort zum Humor?
Ein weites Feld. Ich zum Beispiel kann über Klamauk lachen. Das geht nicht allen so, die ich kenne. Ich empfinde es auch nicht als negativ, wenn gesagt wird, das war aber jetzt klamaukig. Mir macht es wahnsinnig viel Spaß dabei zuzusehen, wenn Kollegen mal die Sau rauslassen. Was mich angeht: Man kann doch nur das geben, was in einem steckt. Was wir im Dresdner „Tatort“ machen, das entspricht schon in weiten Teilen meinem Humor.

Gehen Sie persönlich zum Lachen in den Keller? Von dem Komiker Heinz Erhardt ist ja bekannt, dass er unter Depressionen litt und privat gar nicht komisch war.
Ich kann sehr ernsthaft sein, aber ich lache auch sehr gerne. Auch zusammen mit meiner Frau. Ich finde, Humor ist unglaublich wichtig. Auch um eine gewisse Distanz zu den Dingen herzustellen, die einen manchmal ziemlich erdrücken können.

Wenn man Porträts über Sie liest, denkt man immer, der arme Mensch, was der alles mitgemacht hat. War es wirklich so schlimm?
Ich hatte jedenfalls eine tolle Kindheit, aber das scheint die wenigsten Medien zu interessieren. Man hat es eben nicht immer in der Hand, welches Bild in den Medien von einem vermittelt wird. Macht aber nichts. Es bringt auch viel Positives mit sich, wenn sich die Medien für einen interessieren, beruflich zum Beispiel. Also ich kann und will nicht klagen.

Sie erzählen viel von sich. Aber immer dasselbe, wie es uns scheinen will.
Weil ich immer dasselbe gefragt werde. Vielleicht liegt das auch an meinem sehr bekannten Halbbruder Jan Josef Liefers. Da fragen die Journalisten gerne nach: Wenn’s die Leute interessiert. Aber das ist nicht das Wesentliche in meinem Leben.

Eine dieser gern gestellten Fragen lautet, wie toll ist es, „Tatort“-Kommissar zu sein? Wie toll ist es denn nun wirklich?
Sie werden erstaunt sein: Ich finde es eher schwierig.

Warum das?
Weil man plötzlich im Focus steht. Für mich bedeutet „Tatort“-Kommissar zu sein nicht die Krone der Besetzungsliste. Es ist eine Aufgabe, die man möglichst gut lösen muss. Aber der Druck, der von außen kommt, ist gewaltig. Nicht nur für die Schauspieler, auch für die Autoren und die Regisseure. Da müssen eventuell Rücksichten genommen werden, die man in anderen Produktionen nicht nehmen muss. Der „Tatort“ ist ein schwieriges Format. Nicht zuletzt, weil es so viele davon gibt.

Ist Dresden ein schwieriges Pflaster für einen „Tatort“, Stichwort Pegida?
Das kann man sagen. Die Thematik kommt schon vor, aber eher am Rande. Ich finde es faszinierend und irritierend zugleich, was in dieser Stadt, in der ich geboren wurde, passiert.

Wie sind die Dresdner zu Ihnen?
Entzückend. Ich kann es nicht anders sagen. Die finden es toll, dass ein echter Dresdner „Tatort“-Kommissar in Dresden ist. Wir haben mal an einem Montag in der Stadt gedreht. Da ist es passiert, dass Leute vom Team angepöbelt wurden. Wahrscheinlich wurden die für Journalisten gehalten.

Das Thema scheint Sie recht stark zu interessieren.
Mich beschäftigt der Rechtsruck in Deutschland sehr. Ich habe Kinder und frage mich manchmal schon, was denn die Zukunft bringen wird. Und die AfD ist nun genau die falsche Antwort auf die Probleme, die wir derzeit in Deutschland und der Welt haben. Dass diese Partei so viele Menschen anzieht, das erschreckt mich.

Wir hätten da eine Film-Idee für Sie.
Sagen Sie!

Der Titel lautet: „Neger Brambach“. Die Idee: Sie, schwarz gefärbt, wandern unerkannt als Mohr Brambach durch den Osten. Der Film handelt davon, was Sie dabei erleben.
Großartig! Ich spiele das. Auch wenn es erschreckend sein dürfte, was man da alles erleben würde.

Zurück zur etwas leichteren Unterhaltung: Steht der Dresdner „Tatort“ auch unter dem Zwang, sich auf Teufel komm raus von den anderen „Tatorten“ unterscheiden zu müssen?
Die etwas lustigere Variante, die wir pflegen, ist sehr gewollt. Aber der MDR will auch, dass der „Tatort“ Krimi bleibt und nicht zum Klamauk ausrutscht.

Wie war denn das Echo auf Ihren ersten „Tatort“, in dem es um das Schlagermilieu ging?
Wir haben bundesweit jede Menge guter Kritiken bekommen, aber im Sendegebiet des MDR kam er wohl nicht ganz so gut an. Das ist für den MDR natürlich ein Problem, weil er sein Stammpublikum nicht verprellen darf. Wir versuchen, solche Klippen zu umschiffen – was nicht immer ganz einfach ist.

Der MDR war also mutig und hat etwas riskiert.
Das auf jeden Fall.

Waren Sie eigentlich schon, wie Sie versprochen haben, in Oberloschwitz?
Aber natürlich. Ich hatte da als Kind eine Art Tante, die auf mich aufgepasst hat. Ich habe ganz tolle Erinnerungen an diese Zeit und an diesen Ort.

Dann passt also mit Ihnen und Dresden zusammen, was zusammengehört.
Dresden ist sehr schön. Aber mein Lebensmittelpunkt Recklinghausen auch. Die Leute sind toll da, es gibt noch so eine Art natürlicher Solidarität. Da bin ich angekommen, da fühle ich mich wohl.

Das Gespräch führte Thomas Eckert

„Tatort: Der König der Gosse“, ARD, Sonntag, 20 Uhr 15

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