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Damit bei Wettbewerben wie Curling den Zuschauern der Olympischen Winterspiele nichts entgeht, wird Eurosport parallel laufende Partien über seinen kostenpflichtigen Internet-Player mit mehreren Streams übertragen.

© Peter Kneffel/dpa

Die Winterspiele im Fernsehen: Auf diesen Sendern kann man Olympia verfolgen

Wer die Spiele in Südkorea komplett sehen will, braucht neben ARD und ZDF auch Eurosport und TLC. Allein im Free-TV werden 680 Stunden live gezeigt.

15-mal Gold, neunmal Silber und dreimal Bronze, auf so viel olympisches Edelmetall kommen allein die Experten, die Eurosport für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang verpflichtet hat. Mit dabei für den Privatsender sind unter anderem Eisschnellläuferin Anni Friesinger-Postma, die Skispringer Sven Hannawald und Martin Schmitt sowie Slalom-Ass Felix Neureuther. Allein die Eurosport-Experten bringen 27 Medaillen zusammen, genauso viele wie den Teilnehmern des aktuellen deutschen Olympia-Teams nach einer Prognose des Sport-Informationsdienstes in Südkorea winken. Und dann kommen noch die Experten von ARD und ZDF hinzu so wie Eiskunstläuferin Katarina Witt, Biathletin Kati Wilhelm und Maria Höfl-Riesch als Ski-alpin-Expertin, um nur einige zu nennen. So viele hochrangige TV-Experten hat es wohl nie zuvor bei Olympischen Winterspielen gegeben, aber auch nie zuvor gab es bei Olympia einen solchen Wettbewerb der TV-Sender wie diesmal.

Die Olympischen Winterspiele von Pyeongchang sind die ersten, bei denen die Öffentlich-Rechtlichen nicht die Fernseh-Hausherren sind, sondern nur Untermieter eines privaten Medienunternehmens. Der Eurosport-Mutterkonzern Discovery hat sich die Rechte für die Übertragung der nächsten vier Olympischen Spiele für einen Gesamtbetrag von 1,3 Milliarden Euro gesichert. Lange Zeit sah es so aus, als ob die traditionellen deutschen Olympia-Sender ARD und ZDF komplett leer ausgehen könnten, weil man beim Preis für eine Sublizensierung nicht zusammenkam. Erst im August 2017 kam die Einigung doch noch zustande – angeblich zahlen die Öffentlich-Rechtlichen 220 Millionen Euro für die vier Spiele an den US-Konzern. Doch den Status des Platzhirschs haben die Öffentlich-Rechtlichen verloren. Nur über die Discovery-Sender und deren Streamingkanäle werden alle Wettbewerbe von der ersten bis zur letzten Minute übertragen. Und nur dort laufen die Highlight-Sendungen zur Prime Time.

„Olympia wird bei Eurosport anders sein“, sagt Susanne Aigner-Drews, die Geschäftsführerin von Discovery Deutschland. Deutlich reservierter klingen ZDF-Chefredakteur Peter Frey und ARD-Programmchef Volker Herres: „Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung werden wir die Herausforderung trotz der kurzen Vorbereitungszeit meistern.“

Fünf Sender und bis zu 20 Streams

Die Fernsehzuschauern hingegen können vom Wettbewerb der Sender profitieren. Wenn am Freitag um zwölf Uhr die feierliche Eröffnung der Spiele von Pyeongchang beginnt, haben sie die Auswahl unter fünf verschiedenen Übertragungswegen. Für die Öffentlich-Rechtlichen berichtet das Erste live von der Eröffnung (das ZDF überträgt am 25. Februar die Schlussfeier). In den Free-TV-Sendern Eurosport 1 und TLC wird ab 11 Uhr 50 von der Eröffnung gesendet. Die ARD zeigt den Einzug der Athleten zudem im Internetstream, hinzu kommt der kostenpflichtige Eurosport-Player (Monatspass 6,99 Euro).

ARD und ZDF, die sich im täglichen Wechsel ablösen, werden in den kommenden zweieinhalb Wochen 230 Stunden live berichten – nur zehn weniger als vor vier Jahren. In den beiden Eurosport-Kanälen läuft Olympia rund um die Uhr, zusammen mit TLC kommen die Discovery-Sender auf 550 Live-Stunden.

Höher – schneller – weiter heißt es auch für das Olympia-Streaming. ARD und ZDF ergänzen das TV-Programm mit bis zu drei Livestreams, die überwiegend kommentiert werden. Als technisches Schmankerl gibt es ausgewählte Wettbewerbe wie Abfahrtsrennen, Herren-Riesenslalom und das Eishockey-Finale als 360-Grad-Videos. Eurosport kann bis zu acht Events zeitgleich über den Player streamen, um bei Wettbewerben wie Curling verschiedene Felder parallel übertragen zu können, kann die Zahl der Stream auf maximal 16 ausgeweitet werden. Daraus ergeben sich zusätzlich 900 Stunden Live-Olympia.

Keine Verschlüsselung für DVB-T2 und Satellit

Gute Nachrichten gibt es für DVB-T2- und Satellitenzuschauer. Während der Spiele wird Eurosport 1 HD unverschlüsselt übertragen, sodass die Wettbewerbe auch ohne kostenpflichtiges HD-Abo verfolgt werden können. Via Satellit entfällt zudem die Verschlüsselung für TLC HD.

Die meisten Zuschauer werden trotz des Überangebots an Live-Olympia ihre Sehgewohnheiten nicht ändern müssen. Wer ARD und ZDF einschaltet, wird über alles Wissenswerte unterrichtet – allerdings nicht immer live und in voller Länge. Eishockey gibt es bei den Öffentlich-Rechtlichen nur bei deutscher Beteiligung sowie das Finalspiel, wer mehr will, wird beim Frauensender TLC, dem Pay-TV-Kanal Eurosport 2 oder dem Eurosport-Player fündig. Auch für Eiskunstlauf, Shorttrack und Snowboard fehlen ARD und ZDF die Rechte an der ausführlichen Live-Übertragung.

Das größte Handicap für die Öffentlich-Rechtlichen ist allerdings die Zeitverschiebung von acht Stunden. Die Wettbewerbe finden mitten in der Nacht oder während der Arbeitszeit der meisten Beschäftigten statt. Und zwischen 17 Uhr und ein Uhr nachts hat Olympia für ARD und ZDF weitgehend Sendepause. Nur während der Nachrichten und in Magazinen wie „Tagesthemen“ und „heute-journal“ darf dann noch über die Spiele berichtet werden. Die Highlight-Zusammenfassungen in der Prime Time sind exklusiv den Discovery-Sendern vorbehalten: Ab 20 Uhr 15 läuft auf Eurosport 1 und TLC die Olympia-Show „Zwanzig18“ mit den Moderatoren Marco Schreyl und Julia Kleine.

Nicht Kleckern, sondern Klotzen heißt die Devise für Discovery. Mit 1000 Mitarbeitern ist der Konzern vor Ort, davon 70, die ausschließlich für die deutschen Zuschauer tätig sind. Dabei werden längst nicht alle Wettbewerbe direkt aus Südkorea kommentiert. Dies ist zwar beim Skifliegen mit Sven Hannawald als Experten der Fall. Anni Friesinger wird hingegen den Eisschnelllauf von Ismaning aus begleiten.

ARD und ZDF müssen ihre Ressourcen nicht zuletzt wegen der geringen Vorbereitungszeit zwischen Südkorea und dem nationalen Sendezentrum aufteilen. Viele Produktionsschritte werden in Leipzig beim MDR erledigt, nach Südkorea haben die beiden Sender ein Drittel weniger Mitarbeiter geschickt als sonst. Das ARD-ZDF-Gemeinschaftsstudio, vom dem aus Jessy Wellmer und Gerhard Delling für die ARD sowie Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne die Winterspiele moderieren, befindet sich aber logischerweise in Pyeongchang. Schließlich will man dort die neuen Medaillengewinner begrüßen – die dann möglicherweise bei den nächsten Spielen die prominente Expertenriege erweitern.

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