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Die andere Art der Finanzierung: Wenn Fans schwärmen

Eine Dokumentation über den Gründer von Borussia Dortmund wird via Crowdfunding finanziert.

Schon lange wollten der Filmemacher und Produzent Marc Mauricius Quambusch und der Journalist Jan-Henrik Gruszecki einen Film über den Gründer des Fußballvereins Borussia Dortmund, Franz Jacobi, machen. Beide sind BVB-Fans, beide finden, dass Jacobis Wirken bisher zu wenig gewürdigt wurde. Das Problem war die Finanzierung des Projekts. Mindestens 120 000 Euro würden sie benötigen, um die Gründungsgeschichte eines der erfolgreichsten Fußballvereine Deutschlands zu dokumentieren. Denn da, wo heute Jürgen Klopp als Symbol des beispiellosen Aufstiegs des Vereins steht, steht zu Beginn Franz Jacobi, der 1909 den Verein mitgründete. 1979 starb er, fast vergessen, im Alter von 91 Jahren in Salzgitter. Quambusch und Gruszecki entschlossen sich, es mit der Finanzierung auf der Crowdfunding-Plattform Startnext zu versuchen. „Wir hätten auch zum WDR gehen können“, sagt Quambusch, „aber da hätten wir inhaltlich große Kompromisse machen müssen, das wollten wir nicht.“

Crowdfunding – oder auch Schwarmfinanzierung – beruht auf der Idee, durch die Unterstützung vieler Geldgeber (der Crowd) Ideen von Kreativen und Künstlern abseits von öffentlicher Förderung zu realisieren. 2009 startete in den USA die heute weltweit erfolgreichste Plattform „Kickstarter“, die einen regelrechten Hype um die schwarmfinanzierte Unterstützung mit Nachahmern in der ganzen Welt ausgelöst hat. Mittlerweile gibt es weit mehr als 20 Plattformen in Deutschland, europaweit sollen es um die 200 sein, weltweit circa 500.

Doch das Prinzip des Crowdfundings erscheint nur auf den ersten Blick simpel: Video produzieren, Text schreiben, auf die Plattform hochladen und dann drauf warten, dass die Kasse klingelt. In Wirklichkeit ist bereits die Vorbereitungsphase, in der die Präsentation in Bild und Text erarbeitet wird, enorm zeit- und arbeitsaufwendig. Und das ist nur die erste von sechs Phasen. Dann folgen die Bearbeitungsphase, die Projektphase, die Startphase, die Finanzierungsphase und – falls die Finanzierung erfolgreich war – die Postfinanzierungsphase. Die erreichen weniger als 50 Prozent aller eingestellten Projekte. Bei Nichterreichen des gesetzten Finanzierungsziels geht die gesamte bis dahin gesammelte Summe an die einzelnen Geldgeber zurück.

Zu Quambusch und Gruszecki gesellte sich noch der Moderator und Autor Gregor Schnittker. Im April begannen sie mit den Vorbereitungen. „Bis zum Start des eigentlichen Fundings haben wir unfassbar viel Arbeit reingesteckt“, sagt Quambusch. Erst im Juni begann die offizielle Geldsammelphase, bis dahin hatten sie monatelang an dem Projekt gearbeitet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Projekten, die ihr Projekt von der Crowd finanzieren lassen wollen, hatten die drei den Vorteil, auf Fans bauen zu können. So kam mit Unterstützung des BVB schnell eine größere Summe zusammen. Mittlerweile haben sie, 30 Tage vor Ende der Laufzeit, ihr Finanzziel von 120 000 Euro erreicht und hoffen, bis zum Ende der Laufzeit ihre Wunschsumme von 250 000 Euro zusammenzubekommen. Dafür wollen sie am 18. August, dem ersten Heimspiel des BVB, die Fans im Stadion um Unterstützung bitten. Mit dieser Summe sind sie Spitzenreiter auf deutschen Crowdfunding-Plattformen und werden wohl Dieter Hildebrandts stoersender.tv übertreffen, das Anfang des Jahres über 153 000 Euro eingesammelt hatte. Die Summen auf deutschen Plattformen bewegen sich eher im unteren vierstelligen Bereich. Durchschnittsfinanzierungssumme: 4 000 Euro.

Im Zuge der Recherche hat das Trio übrigens auch das Grab von Franz Jacobi gefunden. Es befand sich eingeebnet, aber noch nicht wieder verkauft in Salzgitter. Auf ihre Initiative hin wurden Jacobis sterbliche Überreste nach Dortmund überführt und dort am 27. Juli, eine Woche nach seinem 125. Geburtstag, mit allen Ehren beigesetzt. Die Premiere des Films „Am Borsigplatz geboren. Franz Jacobi und die Wiege des BVB“ ist für den 20. Juli 2014 geplant, an dem Tag wäre Jacobi 126 Jahre alt geworden.

http://franz-jacobi.de

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