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Auch Händchenhalten will gelernt sein.  Paula Lambert und ihr Mann Matthias leisten in der Sendung „Mein erstes Mal – Love, Sex & other stories“ Lebenshilfe.

© sixx/Hübner

Das Internet als Jobkiller: Die Sex-Expertin räumt das TV-Studio

Klicken statt Peepen: Der Job der Sex-Expertin ist gefährdet, sehr gefährdet sogar.

Es gibt da eine Regel im deutschen Fernsehen. Wenn das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) ein neues Format ins Programm holt, dann hat dieses Format seine beste Quotenzeit eigentlich längst hinter sich. Dem ZDF schadet das nichts, das Publikum liegt jenseits der 60, es ist konservativ und erwartet vom Mainzelmann nicht tagtäglich eine Innovation.

So ist es kein Fehler, dass im Zweiten die dänische Sex-Expertin Ann-Marlene Henning die Dokureihe „Make Love“ betreiben kann. Das Aufklärungsformat ging 2013 in den ARD-Dritten auf Sendung, reüssierte, dann waren einige Anstaltsmitarbeiter mit Sex unter Stress überfordert – das ZDF griff zu. Am 12. September gibt es „Neue Wege in der Liebe“.

Sollte keiner verpassen, der einschlägige Probleme hat, denn die Sexologie ist aus dem Fernsehen fast ganz verschwunden. In den 80er und 90er Jahren war sie à la mode im Schlüpferstürmer-Programm der Privatsender, übrigens eine Frauendomäne. Erika Berger beriet RTL-Zuschauer live in Liebesdingen, Verona Feldbusch (die heutige Frau Pooth) präsentierte bei RTL 2 das Erotikmagazin „Peep!“, Liloh Wanders suchte bei Vox die „Wa(h)re Liebe“ und Bastian Pastewka parodierte als schwuler Brisko Schneider das Phänomen in der „Wochenshow“ auf Sat 1.

Macht die Porno-Fülle im Internet Aufklärung überflüssig?

Schaut man sich heute in den Programmen um, spielen Sex-Experten kaum noch eine Rolle. „Im Fernsehen sind sie in letzter Zeit aus der Mode gekommen“, sagte Joachim Trebbe, Kommunikationswissenschaftler an der FU Berlin, der dpa. Ein Grund: das Internet und seine Porno-Fülle. Das mache klassische Aufklärungssendungen quasi überflüssig. Was will man im reglementierten, im linearen Fernsehen noch zeigen, das im unkontrollierten Netz nicht rund um die Uhr verfügbar wäre?

Paula Lambert ficht das nicht an. Die Sex-Expertin auf dem Pro7-Spartensender Sixx gibt in „Paula kommt – Sex und gute Nacktgeschichten“ Tipps zu Oralverkehr, exotischen Stellungen und erotischen Fantasien. Im November startet die dritte Staffel. „Die Informationen aus dem Internet sind immer sehr theoretisch“, sagt Lambert: „Das ist so, wie wenn man ein mysteriöses Hautjucken hat und das dann googelt – zum Schluss weiß man, dass man sterben wird.“ Auch für Medienexperte Trebbe ist die Nachfrage trotz Internets erkennbar. „An ,Paula kommt‘ sieht man, dass das Thema natürlich immer noch Zuschauer bringt und die Leute interessiert“, sagt er. Es gebe immer wieder solche kleineren Revivals, die auch in die konventionellen Medien schwappten. Doch die Pionierzeiten seien vorbei.

Am Mittwoch sucht Lambert auf Sixx mit ihrer neuen, zweiteiligen Doku „Mein erstes Mal“ ihr Publikum. Der erste Sex, der erste Orgasmus, zum ersten Mal Sextoys. Besser als das letzte Mal, oder? Paula Lambert ist schon heute, schon mit 43 Jahren stolz darauf, eine der letzten Sex-Expertinnen im TV zu sein. Es sei ein schönes Alleinstellungsmerkmal.

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