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Aufhören, wenn es am Schönsten ist: Joko Winterscheidt (links) und Klaas Heufer-Umlauf nehmen einen letzten Schluck.

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"Circus Halligalli" hat geschlossen: Scheiden tut nicht weh

Gut vier Jahre, 136 Folgen: Die Pro-Sieben-Show "Circus Halligalli" ist beendet. Der Zuschauerschmerz wird überschaubar bleiben.

"Circus Halligalli" hat zugemacht. Mit der 136. Ausgabe der Pro-Sieben-Show am Dienstag war Schluss. Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf holten in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen 10,8 Prozent Marktanteil, gut, dass ProSieben noch eine "ProSieben-Relevanzgruppe" kreiert hat: Bei den 14- bis 39-Jährigen waren es dann 18,2 Prozent. Absolute Zuschauerzahlen meldete der Privatsender am Mittwoch nicht, unzweifelhaft steht fest, dass das Finale den Rekord von 1,66 Millionen Zuschauern aus dem Februar 2013 nicht hat übertreffen können.

Gut vier Jahre, 136 Folgen: Da konnte man aufhören, musste es aber nicht. Eine stichhaltige Begründung wurde vom Sender nicht gegeben, doch scheint der Erfolg der TV-Manege für den auf Gewinn getrimmten Privatsender überschaubar geblieben zu sein. Was daran gelegen haben könnte, dass im Studio in Berlin-Tempelhof eben nur wenig "Circus" geboten wurde. Winterscheidt und Heufer-Umlauf machten ihr Ding, das nicht jedermanns Ding. Vielleicht zu fein, vielleicht zu abseitig, vielleicht zu introvertierter Humor, das Duo hatte Spaß an dem, was dem Duo Spaß macht. Das ist für ein bestimmtes Publikum geeignet, für Millionen Zuschauer nicht. Was immer auch störte: Winterscheidt und Heufer-Umlauf lachten sich über jeden ihrer Scherze "scheckig", das hatte was von peinlicher Vorgabe. Ein Gag muss als Gag beim Zuschauer zünden, nicht beiden Machern.

Coup bei der "Goldenen Kamera"

An der mäßigen Resonanz der von ProSieben anvisierten Zielgruppe konnte auch der wohl größte Coup der beiden Spaßmacher im März dieses Jahres nichts ändern: Ihnen gelang es, bei der hochernsthaften Verleihung des Medienpreises Goldene Kamera ein Double des Schauspielers Ryan Gosling auf die Bühne zu schleusen, um den Preis für „La La Land“ als Besten Internationalen Film entgegenzunehmen. Auf Englisch sagte er vor dem verdutzten Publikum: „Ich bin Ryan Gosling. Und ich widme diesen Preis Joko und Klaas.“

Die Verantwortlichen der Goldenen Kamera verlangten daraufhin die Rückgabe des Preises. Der Bitte kamen die Entertainer nach, legten aber dem Päckchen noch ihren Goldenen Umberto für den Veranstalter bei, einen Preis für besonders missglückte Auftritte in den Medien. Den Umberto hatte sich schon früher mal Fußballspieler Kevin Großkreutz für einen aus Joko-und-Klaas-Sicht komisch wirkenden Werbespot eingehandelt, außerdem gehörten das Brandenburger Spaßbad „Schwapp“ und der Berliner „U-Bahn-Ficker“ zu den Preisträgern.

In den Geschichtsbüchern des Fernsehens?

ProSieben hat nachgerechnet: Alle 136 Folgen am Stück zu sehen, bedeutet vier Tage, 16 Stunden und 30 Minuten vor dem Fernseher zu hocken. Der häufigste Gast war Schauspieler Matthias Schweighöfer mit acht Auftritten. Senderchef Daniel Rosemann will mit dem Entertainer-Duo weiter zusammenarbeiten. „Wir freuen uns auf „Die beste Show der Welt“ und „Joko gegen Klaas - Das Duell um die Welt““, sagte Rosemann laut Mitteilung seines Senders. „Zusammen mit Joko & Klaas entwickeln wir außerdem weitere neue Shows für ProSieben.“ Mit der letzten Circus-Vorstellung ende eine Show, die sich ihren Eintrag in den Geschichtsbüchern des Fernsehens längst gesichert habe. Das ist, gelinde gesagt, die Übertreibung des Jahres und vielleicht der beste "Circus HalliGalli"-Witz ever.

„Uns war von Anfang an klar, dass wir eine Show wie „Circus HalliGalli“ nicht bis in alle Ewigkeit machen werden“, sagte Winterscheidt (38) bereits im Februar. „Alles, was wir mit dieser Sendung erreichen und machen wollten, werden wir bis zum Sommer verwirklichen. Wir wollen aufhören, wenn es am schönsten ist. Aber wir gehören zu ProSieben und ProSieben zu uns. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.“ Heufer-Umlauf (33) ergänzte: „Um in Zukunft gemeinsam und zusammen auf ProSieben Fernsehen zu machen, tut es uns ganz gut, wenn wir uns künftig unregelmäßiger sehen, aber das noch für viele Jahre.“

In der letzten Ausgabe war noch einmal Kollegin Palina Rojinski dabei und zeigte die „emotionalsten Momente“, Matthias Schweighöfer schaute vorbei, dann die Musiker James Blunt, Cro und Casper. (mit dpa)

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