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Generelsekretäre, Bundesgeschäftsführer, ein ZDF-Moderator - und fertig war die dröge "Berliner Runde"

© Tsp

Bilanz zum Wahlabend im Fernsehen: Schafft die „Elefantenrunde“ ab!

Das Wahlfernsehen hat die drei Landtagswahlen gut aufgearbeitet. Nur die "Berliner Runde" war Fernsehen von vorvorgestern

Die „Berliner Runde“ kann an künftigen Wahlabenden wegfallen. Am „Super-Sonntag“ hat sie das Zweite ausgerichtet. Moderiert vom ZDF-Vizechefredakteur Elmar Theveßen saßen da die fünf Generalsekretäre und Bundesgeschäftsführer der im Bundestag vertretenen Parteien. Das sind sicher alle hochmögende Menschen, was aber hatten sie zu den AfD-Ergebnissen mehr zu sagen als von „Herausforderungen“ zu sprechen? Wenn aber schon in der Wahlberichterstattung von 18 Uhr an Ministerpräsidenten, Parteichefs und die in allen drei Ländern siegreiche Alternative für Deutschland mit ihrer Sprecherin Frauke Petry zu Wort kamen, was soll in der „Elefantenrunde“ Neues, Aufregendes, Substanzielles gesagt werden?

Talkshows nicht am späten, sondern am frühen Abend!

Eine sehr viel offenere Runde, das wäre ein Gewinn fürs Publikum, warum nicht die Talkshow von „Maybrit Illner“ und „Anne Will“ statt am späten eben am frühen Abend? Und die AfD gleich mit in den Gesprächskreis. Ein politisches Beben in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und in Sachsen-Anhalt über die nur „im Bundestag vertretenen Parteien“ zu spiegeln, wie die Besetzungsformel seit jeher heißt, das ist ein überkommenes Konzept und uraltes Fernsehen.

Aber es gab sie natürlich, die magischen Momente. Einer war historisch im deutschen Wahlfernsehen. Punkt 19 Uhr 28 waren die Kameras von ARD, ZDF, Phoenix, n-tv und N 24 auf Winfried Kretschmann geschaltet. Der grüne Ministerpräsident hatte in Baden-Württemberg nach eigenen Worten ein „furioses Wahlergebnis“ eingefahren. Klare, strahlende Siegerinnen – die SPD-Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz! – und Sieger, es sind die Personen, die an einem „Super-Sonntag“ mit drei parallelen Wahlen erste Orientierung schaffen, Orientierung in diesem Wust der Zahlen. Prognose, Hochrechnung, Sitzverteilung, mögliche Koalitionen, und das alles mal drei und hoch drei. ARD und ZDF hatten sich entschieden, die Länder im Dreiklang Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt abzuarbeiten. Das gelang gut, das gelang der ZDF-Anchorwoman Bettina Schausten noch ein bisschen als der ARD-Spitzenkraft, dem SWR-Chefredakteur Fritz Frey; der wurde noch überstrahlt von Jörg-„Nun, ja“-Schönenborn, der mit Grafiken und Schautafeln die Ergebnisse erläutern und erhellen konnte. Sein ZDF-Pendant hieß Matthias Fornoff, er trug Anzugsblau wie Schönenborn. Ob das ein FDJ- oder ein Nachrichtenton war, wird im Auge des Zuschauers liegen.

Bessere Einblendungen bei den Nachrichtensendern

Was die Nachrichtensender n-tv, N 24 und Phoenix eindeutig besser gelöst haben als die öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme und der vornehmlich in Schlagzeilen berichtende Privatsender RTL, das war die zuschauerfreundliche Bewältigung der sich wieder und wieder erneuernden Prognosen, Hochrechnungen etc. Statt der Laufbänder im Ersten und im Zweiten gab es feststehende Ergebnistafeln, die einen klar besseren Überblick lieferten. Dass zugleich weitere Einblendungen ins Fernsehbild die wesentlichen Aussagen und Essentials der drei Urnengänge aufzeigten, ließ den Zuschauer öfters als an sonstigen Fernsehwahlabenden zu den Nachrichtenprogrammen hinüberschalten. Hier waren Informationen prägnanter aufbereitet, dafür war bei ARD und ZDF die Prominenz der Gesprächspartner ungleich höher.

Auch das konnte der Zuschauer noch lernen: Es gibt neue Begriffe für neue Regierungsbündnisse. In Baden-Württemberg war schnell die Rede von der „Deutschland-Koalition“ die Rede: CDU, SPD und FDP. Für Sachsen-Anhalt war „Kenia“ im Angebot, also die Zusammenarbeit von CDU, SPD und Grünen. Merkwürdig, dass der AfD-Mann nicht gleich auf der Palme war. Joachim Huber

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