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Im Land des Franco-Regimes. Hollywoodstar Ava Gardner ist in Madrid gern gesehener Gast auf Empfängen und Partys, sie wird hofiert und chauffiert.

© DILTZ/Bridgeman Images

Arte-Doku über Ava Gardner: Spaniens barfüßige Gräfin

"Ansonsten hat mir das Leben alles verweigert“: Eine Arte-Doku beleuchtet ein wenig beachtetes Kapitel im Leben von Ava Gardner.

Zu ihren berühmtesten Filmen gehören Filme wie Robert Siodmaks Verfilmung „The Killers“, John Fords afrikanisches Dreiecks-Drama „Mogambo“ und natürlich „Schnee am Kilimandscharo“. Unvergessliche Klassiker des Weltkinos. Ava Gardner (1922 - 1990) zählt zu den großen Ikonen der Leinwand, zu den wenigen geradezu überirdisch wirkenden Schauspielerinnen der Nachkriegszeit. Bigger than life. Ein Dokumentarfilm des Autors Sergio G. Mondelo widmet sich nun einem eher weniger beleuchteten Kapitel im unsteten wie tragischen Leben der auf einer Tabakfarm in North Carolina geborenen US-Aktrice.

Es ist das Jahr 1953, als Ava Gardner den für alle Welt vollkommen unerklärlichen Entschluss fasst, Hollywood und die Vereinigten Staaten zu verlassen. Es ist ein Entschluss, den sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere fasst. Gardner wandert nach Spanien aus, lässt sich in Madrid nieder. Aus dem freien Amerika zieht sie in das Land des unfreien Franco-Regimes. Ein Widerspruch, offenbar. Nach zwei missglückten Ehen – eine davon, die ein Jahr dauerte, mit dem Star Mickey Rooney – ist sie seit 1951 mit Frank Sinatra verheiratet.

Man streitet viel, es wird häufig viel getrunken, „it was madness“. Der Weggang Gardners nach Madrid verschärft auch diese Situation. Die Eheleute, nunmehr auf zwei Kontinenten lebend, sehen sich nur noch sporadisch. 1957 lassen sich Gardner und Sinatra scheiden. Zahlreiche Affären und Amouren begleiten und folgen auf ihre Ehen, darunter eine langjährige mit dem Torero Luis Miguel Dominguín, den sie durch ihrer Freundschaft mit Ernest Hemingway kennenlernt.

Ava Gardner hat bald schon Zutritt in die höhere Gesellschaft Madrids, ist gern gesehener Gast auf Empfängen und Partys, wird hofiert und chauffiert. Sie ist die Königin Madrids. Dazwischen ist sie in den Bars der Metropole zu sehen, wo sie dem Alkohol zuspricht und sich völlig gehen lässt. Nur sie genießt diese Freiheiten im Spanien der 1950er Jahre. Es habe früher wohl keinen Taxifahrer in Madrid gegeben, so heißt es in der Dokumentation, der die volltrunkene derangierte Schauspielerin nicht ins Hotel oder nach Hause habe fahren müssen. Ava Gardner verfällt dem Alkohol vollkommen, ihre Abstürze sind hart.

„Das Leben ist nicht gut zu mir gewesen."

Sie nimmt nun nur noch Filmverträge für Dreharbeiten in Europa an. In Rom dreht sie unter Joseph L. Mankiewicz’ Regie „Die barfüßige Gräfin“, vielleicht ihre schönste Arbeit. Ihr letzter wirklich guter Film ist schließlich John Hustons in Schwarzweiß gehaltene Verfilmung von Tennessee Williams’ „Die Nacht des Leguan“ mit Deborah Kerr und Richard Burton. Was danach folgt, ist der traurige Abgesang auf eine große Karriere.

1968 zieht Ava Gardner nach London. Sie hat erhebliche Steuerprobleme in Madrid. London wird ihre letzte Lebensstation sein, 22 Jahre verbringt sie dort – Jahre, in denen die großen Filme längst Vergangenheit sind, Jahre, in denen sie ihre erst posthum in 2013 erschienene, ebenso delikate wie direkte Autobiographie „The Secret Conversations“ mit Biograph Peter Evans verfasst – Frank Sinatra hatte über Jahre versucht, diese zu stoppen –, aus der in Mondelos Dokumentation immer wieder auch zitiert wird. Über ihre 15 Jahre in Spanien schreibt Gardner: „Ich weiß nicht, ob es das Klima war, die Männer oder die Musik, aber als ich Spanien entdeckte, habe ich mich sofort in dieses Land verliebt.“

Das Mädchen vom Land, das zeit ihres Lebens unter ihrer großen Unsicherheit litt, starke Selbstzweifel hatte und sich nie so recht in ihrer Haut wohlfühlte, sich für ihre Herkunft als Kind der Arbeiterklasse schämte und Hollywood irgendwann verabscheute, scheint nie wirklich angekommen zu sein. Geographisch nicht, persönlich nicht. „Das Leben ist nicht gut zu mir gewesen. Sicher, es hat mir Anerkennung gebracht, Reichtum und alles, was ich mir hätte wünschen können - aber ansonsten hat es mir alles verweigert.“ Einsam stirbt der Weltstar Ava Gardner am 25. Januar 1990 im Alter von 67 Jahren in ihrer letzten Wahlheimat London. Es war kein glückliches Leben.

„Ava Gardner. Die Flamenco-Diva Hollywoods“, Arte, Montag, 22 Uhr 15

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