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Den dünnen Pokalsieg des FC Bayern München gegen SV Rödinghausen verfolgten fast sechs Millionen Zuschauer live in der ARD.

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ARD-Sportkoordinator zu Pokal-Übertragungen: "Weniger als die Häfte mit FC Bayern"

ARD-Koordinator Axel Balkausky nennt Kriterien zur Auswahl von Pokalspielen - und verteidigt die Bayern-Übertragung.

Herr Balkausky, gibt es generelle Auswahlkriterien für Pokal-Übertragungen am Dienstag und am Mittwoch? Beispielsweise: Es müssen immer alle Ligen vertreten sein.

Generell orientieren wir uns bei der Auswahl der DFB-Pokal-Spiele an verschiedenen Kriterien. Zum einen zählt die sportliche Attraktivität einer Begegnung, zum anderen spielt auch eine Rolle, ob es sich um ein klassisches Pokalspiel – Klein gegen Groß – handelt oder um ein Derby. Und zum dritten spielt natürlich auch das potenzielle Zuschauerinteresse eine Rolle. Dabei geht es nicht um eine möglichst hohe Quote, sondern darum, dem Interesse möglichst vieler Zuschauerinnen und Zuschauer gerecht zu werden. Zum letzten müssen wir uns an den Vorgaben durch die Polizei orientieren, die verschiedene Spiele aus Sicherheitsgründen zeitlich voneinander entfernt terminiert. Alle Ligen können nicht immer vertreten sein, aber ein gewisses ausgleichendes Maß zwischen West und Ost, Nord und Süd ist ebenfalls für die Entscheidung relevant.

Setzt eigentlich der DFB die Anstoßtermine fest oder kann die ARD mitbestimmen?

Die ARD kann Wünsche äußern, ist aber letztlich an die Vorgaben des DFB und der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze gebunden.

Zur aktuellen Runde: Rödinghausen gegen Bayern und Leipzig gegen Hoffenheim – warum diese Auswahl?

Die aus unserer Sicht sportlich attraktivsten Begegnungen der 2. Hauptrunde im DFB-Pokal, RB Leipzig vs. TSG 1899 Hoffenheim und 1. FC Köln gegen FC Schalke 04, wurden am Mittwoch angesetzt. Aus diesem Grund mussten wir uns für eine der beiden Partien als Live-Spiel entscheiden. Da wir uns stets bemühen, durch unsere Spielauswahl die Vielfältigkeit des deutschen Fußballs abzubilden und erst in der vergangenen Saison eine Pokalbegegnung zwischen Schalke und Köln live im Ersten übertragen haben, fiel unsere Entscheidung zugunsten der Begegnung Leipzig - Hoffenheim. Weiterer inhaltlicher Grund für die Wahl war auch die besondere Situation des gegenwärtigen Hoffenheim- und zukünftigen Leipzig-Trainers Julian Nagelsmann.

Axel Balkausky ist der Sportkoordinator der ARD.
Axel Balkausky ist der Sportkoordinator der ARD.

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Zusätzlich haben wir uns für die Übertragung eines weiteren Live-Spiels am Dienstagabend entschieden. Dabei fiel unsere Wahl auf das Spiel des Regionalligisten SV Rödinghausen gegen den Rekord-Pokalsieger FC Bayern München. Die Zuschauerzahlen des Abends mit knapp sechs Millionen und einem Marktanteil von fast 20 Prozent belegen auch, dass das Interesse an dieser Begegnung hoch war. Den einzigartigen, besonderen Reiz des DFB-Pokals - vor allem in den ersten Runden – macht das Duell "Klein gegen Groß" aus. Kein anderer nationaler Fußball-Wettbewerb gibt Vereinen aus dem Amateurbereich die Chance, sich in professionellem Umfeld mit den ganz Großen zu messen. Die erste Runde des diesjährigen DFB-Pokals hatte ja auch wieder gezeigt, dass sich keineswegs immer der vermeintlich stärkere Verein durchsetzt. Die Siege vom SSV Ulm 1846 gegen den Pokalsieger 2018 Eintracht Frankfurt oder der Sieg von Drittligist Hansa Rostock gegen den VfB Stuttgart waren bester Beweis dafür.

Nicht-Bayern-Fans hegen den Verdacht, dass die Bayern immer übertragen werden. Stimmt das?

Nein. In den letzten fünf DFB-Pokal-Jahren wurden bis heute insgesamt über fünfzig Partien live im Ersten übertragen. Davon waren weniger als die Hälfte mit Beteiligung des FC Bayern. Allein neun Begegnungen waren davon darüber hinaus Halbfinal- und Finalspiele, die grundsätzlich unabhängig von der Begegnung im Ersten übertragen werden. Insgesamt wurden im Ersten 29 verschiedene Mannschaften im Rahmen der DFB-Pokal-Livespiele gezeigt, darunter Darmstadt, Lotte, Fürth, Köln, Schalke, Leverkusen, Gladbach, HSV, Bremen und viele mehr.

Das Interview führte Joachim Huber.

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