zum Hauptinhalt
Krankenpfleger Alexander Jorde und Bundeskanzlerin Angela Merkel am 11.09.2017 in der ARD-"Wahlarena": Der Auszubildende warf der CDU in der live übertragenen Sendung vor, dass im Parteiprogramm stehe, niemand müsse sich bei der Pflege Sorgen machen.

© dpa

ARD nach dem Aus für die "Lindenstraße": Öffnet die Studios!

Erstens: Gesellschaftsthemen gibt es in der ARD auch ohne "Lindenstraße". Zweitens: Jetzt muss am Sonntag ein Bürger-trifft-Politiker-Format her

Am Sonntag ist die 1696. Folge der „Lindenstraße“ gelaufen. Nicht die letzte, nicht die vorletzte, das tatsächliche Finale ist im März 2020. Aber so ganz unbefangen ließ sich „Der Mann im Anzug“ nicht ansehen. Geht da doch ein Stück Fernsehen zu Ende, das Mutter Beimer alias Marie-Luise Marjan zu Recht als „Kult“ und „gesellschaftspolitisch“ feiert?

Kult ist eine individuelle Kategorie, diesen Charakter muss bei der „Lindenstraße“ jeder für sich ausmachen. Anders beim gesellschaftspolitischen Impetus. Da muss sich die ARD fürs Erste wenig bis nichts vorwerfen lassen. Im Vergleich mit dem ZDF, mit den privaten Programmen ist das Erste Deutsche Fernsehen absolut führend in diesem Themenkreis: Ob in der Information, siehe Magazin und Dokumentation, ob in der Fiktion vom „Tatort“ bis zum Mittwochsfilm, wieder und wieder sind gesellschaftliche Fragen, ist Gesellschaft per se der Treibstoff fürs Fernsehen im Ersten. Die „Lindenstraße“ hatte da keine Ausnahmestellung noch ein Alleinstellungsmerkmal. Da wird nichts fehlen.

Die andere, größere Frage ist, was die ARD mit den gewonnen 30 Minuten Fernsehzeit am Sonntagabend anfangen will. Zwischen 18 und 20 Uhr gibt es bislang „Sportschau“, den „Bericht aus Berlin“, „Lindenstraße“ und den „Weltspiegel“. Ein wildes Allerlei, so recht nach dem Motto „Wer alles bringt, wird manchem etwas bringen“. In seinem Genre-Gewürge kein überzeugendes Angebot.

Die ARD ist gut beraten, ihren selbstgestellten Anspruch vom Informationssender Nummer eins nicht nur zu behaupten, sondern zu beweisen. Und zwar mit Kraft, Überzeugung – und Überraschung: „Town Hall Meeting“. Damit Politik und Politiker auf Wirklichkeit und Bürger treffen. Die ARD kann das, sie hat es im Liveformat vor Bundestagswahlen gezeigt. Aber eben nur da und dann, nicht als Regelsendung. In derart aufgewühlten Zeiten kann ein derartiges Gesprächsfernsehen nur helfen bei der anschlussfähigen Kommunikation von Politik und Vermittlung von Inhalten und Standpunkten. Fernsehen, das leben und beben will, ist Risiko-TV. Macht das Programm auf!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false