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In den eigenen Vier Wänden. Bei den kalten Temperaturen hat man häufig das Verlangen es sich Zuhause gemütlich zu machen.

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Magazin Winter: Schön kuschelig

In der kalten Jahreszeit wächst die Lust, es sich zu Hause gemütlich zu machen. Die besten Ideen dazu haben die Skandinavier.

Wenn es draußen grau und zu kalt für den Biergarten wird, merken viele Menschen, dass sie ihr Zuhause in den warmen Sommermonaten vernachlässigt haben. Und wie jetzt die Wintergarderobe herausgeholt wird, soll auch das Zuhause gemütlicher werden. Das macht sich bei den Berliner Einrichtungshäusern bemerkbar - es werden wieder Möbel und Accessoires gekauft.

Lange pflegte man in Deutschland einen eher pragmatischen Alljahres-Einrichtungsstil und brachte die dunkle Jahreszeit irgendwie hinter sich. In den vergangenen Jahren ist die Lust daran gewachsen, es sich in seiner Wohnung schön kuschelig zu machen. Tradition ist das in den nordischen Ländern. Dort ist es einfach zu lange kalt und dunkel, um das nicht zu tun. Das hat Auswirkungen: Schon seit vielen Jahren bestimmt der skandinavische Stil die deutschen Wohnmagazine. Fast immer sind es Wohnungen in Kopenhagen, Stockholm oder Oslo die als Beispiele für vorbildlich gemütliches Wohnen herhalten müssen. Auch in den Geschäften spiegelt sich das wieder, nicht nur skandinavische Möbelklassiker aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts sind populär, es gibt auch viele moderne Designmarken, allen voran &Tradition, Hay und Gubi aus Dänemark, die international sehr erfolgreich sind.

Das gerade erschienene Buch "Northern Comfort" geht diesem Phänomen auf den Grund: Der lange, dunkle Winter in Skandinavien sei ausschlaggebend für die Art und Weise, wie die Wohnungen dort eingerichtet sind. "Unsere Vorliebe für bestimmte Hölzer, Farben und natürliches Licht sind unseren langen Wintern geschuldet. Aus den spärlichen Sonnenstrahlen dieser Monate versuchen wir alles herauszuholen, zum Beispiel durch Oberflächen, die das Licht gut reflektieren. Da wir im Winter viel seltener das Haus verlassen, ist es uns wichtig, dass es etwas über uns aussagt," so die Produktdesignerin und Beraterin Nina Bruun aus Kopenhagen.

Tipps für den Winter: langlebige Möbelklassiker mit Accessoires wie Lampen, Stoffen, Fell und Farbe jahreszeitlich verändern.
Tipps für den Winter: langlebige Möbelklassiker mit Accessoires wie Lampen, Stoffen, Fell und Farbe jahreszeitlich verändern.

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Die Unternehmerin Bodil Antonsson vermietet sogar Sonnenlicht im südschwedischen Småland. Sie hat eine alte Scheune zu einem Gewächshaus umgebaut, mit Zitronenhain und Kürbispflanzen. Das "Uppgrenna Naturhus" dient aber nicht dazu, möglichst viel Gemüse zu ernten, sondern Wärme und Licht. Direkt unter dem großen Glasdach hat Antonsson einen Raum mit Schafsfellen, Decken und Hängematten eingerichtet, in dem sich ihre Gäste auch im Winter von der Sonne wärmen lassen können. Dazu kommt ein Raum mit künstlichem Sonnenlicht. Hier kann man, eingesunken in tiefe Sessel, den Sonnenaufgang erleben. "In den langen Wintermonaten sehnen wir uns nach einem gemütlichen Zuhause, das vermiete ich für in paar Stunden", sagt Bodil Antonsson. Bald will sie ihr Gewächshaus um ein Hotel erweitern.

Mehr Wärme ins Design zu bringen, darum geht es auch der Berliner Produktdesignerin Hanne Willmann. "In Deutschland werden immer noch viele Entscheidungen im Möbeldesign von Männern getroffen. In Dänemark ist das anders - dort ist Design genderfreier und wärmer", sagt sie.

"Wir verbringen heute viel mehr zeit im Bett, lesen, arbeiten und schauen Serien."

Willmann hat an ihrem eigenen Erfolg gemerkt, dass Wärme gebraucht wird. Schließlich kann auch in Deutschland, gerade in Berlin, der Winter lang sein. Dabei ist Willmanns Design keineswegs verspielt.

"Bei mir steht die Nutzbarkeit im Vordergrund." Das kann man an ihrem bisher größten Erfolg, dem Bett "Some Day" für Schramm sehen, mit dem sie einige Designpreise gewann. Der Betten- und Matratzenhersteller Schramm fertigt schon in der dritten Generation qualitativ hochwertige Betten in der Pfalz. Das Modell von Hanne Willmann wirkt vor allem in den Details wie den sichtbaren Holzstäben am Betthaupt schlank und modern, und ist trotzdem genau so komfortabel wie ein wuchtiges Boxspringbett.

"Some Day" ist durchaus als Möbelsolitär gedacht. Hanne Willmann findet, dass dem Bett längst eine zentrale Bedeutung in der Wohnung zukommt:

Die Zeiten sind vorbei, in denen Schlafzimmertüren schamhaft verschlossen blieben. Im Gegenteil - wie Hanne Willmann an ihrem eigenen Verhalten feststellt: "Ich liege oft mit meinen Freundinnen zum Quatschen mit einem Glas Wein auf meinem Bett."

Auch wenn durch viele günstige Onlineportale große Möbelstücke beinahe zu Mitnahmeartikeln geworden sind, sind Betten und Sofas nichts, was man sich jedes Jahr neu kauft, nur weil die Tage dunkler werden. Aber - da sind sich Hanne Willmann und auch die Dänin Nina Bruun einig - man kann langlebige Klassiker mit Accessoires wie Lampen, Stoffen und Farben jahreszeitlich verändern.

Innere Wärme. Sich im Winter bei Kakao und Kerzenschein unter einer Wolldecke aufzuwärmen, gehört mit zu den schönsten Dingen die die kalte Jahreszeit zu bieten hat.
Innere Wärme. Sich im Winter bei Kakao und Kerzenschein unter einer Wolldecke aufzuwärmen, gehört mit zu den schönsten Dingen die die kalte Jahreszeit zu bieten hat.

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Und wie man mit dem Kauf eines Wollpullovers sein Winteroutfit auffrischen kann, klappt das auch mit einer Wolldecke für Sofa oder Bett. Die spendet nicht nur Wärme, sondern verändert auch das Aussehen der Wohnung. Das funktioniert besonders gut mit grafisch gemusterten und farbigen Wolldecken. Solche entwirft Catharina Mende seit 2014 in Berlin: "Für mich sind Decken eine Winterangelegenheit." Sie bietet mit ihren Produkten in klaren Rot-, Blau- und Gelbtönen einen Gegenentwurf zum kamelhaar- oder beigefarbenen Klassiker. Mende hat mit ihren dekorativen Decken aus Merinowolle, Kaschmir, Mohair und Yak eine Nische gefunden. Ihre Entwürfe werden auch oft als Mantelersatz getragen, so schön sind sie.

So wichtig wie Materialien sind im Winter Farben, mit denen man sich in seiner Wohnung umgibt. Deshalb hat Anna von Mangoldt vor acht Jahren ein Start-up für Wandfarben gegründet. Sie hat in England gelernt, wie entspannt man mit Farben umgeht und einfach ausprobiert, wie sich eine grüne Wand im Wohnzimmer macht oder Lila im Flur. In Deutschland war das bisher anders: "Hier gibt es eine Kultur der weißen und beigefarbenen Wände. Im Sommer sehen weiße Wände schön aus, aber wenn es draußen grau wird, kann das drinnen hart und gräulich wirken", sagt Anna von Mangoldt.

Deshalb ist jetzt die richtige Jahreszeit, um Farbtöne auszusuchen und die Wohnung bunt zu streichen. "Vor einer smaragdgrünen oder petrolfarbenen Wand bekommt ein Beistelltisch mit Kerzenlicht, einer Beistelllampe oder einem Blumenstrauß einen konkreten Rahmen und wirkt nicht verloren im Raum." Die Farbdesignerin stellt fest, dass sich die Freude am Ausprobieren in den vergangenen Jahren auch in Deutschland gegen allzu viel Pragmatismus durchgesetzt hat. Von September bis Dezember hat Anna Mangoldts Firma Hochsaison.

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